Baldwin von seiner wütenden und seiner zärtlichen Seite

Eine Essaysammlung zeigt James Baldwin als Sohn und Onkel, aber vor allem auch als Bürger, Sohn eines Landes, den USA.

Von einem Sohn dieses Landes

The Fire Next Time

James Baldwins Werk, das die ungebrochene Macht des Rassismus und den Kampf für Gerechtigkeit thematisiert, ist aktueller denn je. Ein eindringliches Plädoyer für Versöhnung.

Nach der Flut das Feuer

Didions Reportagen aus den Sechzigerjahren

Das Standardwerk des New Journalism fand viele Epigonen. Aber nur Joan Didion traf den unvergleichlichen Ton des Understatements.

Das weiße Album

Entfremdung

Antje Hermenau diagnostiziert in ihrem pointierten, mitunter salopp formulierten Essay über krisenhafte Zustände in der Bundesrepublik.

Das große Egal

Über das Trinken

Charles Bukowski schrieb Gedichte, Stories, Briefe, Interviews. Und er zeichnete auch. Ein Auswahlband zeigt sein Œuvre.

Ein Sixpack zum Frühstück

Betrachtungen eines Ungeschmeidigen – Botho Strauß als Essayist

Erwartungsgemäß bleibt Botho Strauß weniger ein bekennend konservativer als ein bekannter kontroverser Denker, anregend, verstörend, eigensinnig, provozierend und mitunter auch wuchtig formulierend.

Die Expedition zu den Wächtern und Sprengmeistern

Wahre Geschichten, die wie erfunden klingen

Einige der besten Essays der letzten 50 Jahre, über Austers Schreibmaschine, seine Lieblingsautoren, 9/11 und vieles andere mehr.

Mit Fremden sprechen

Schreiben ist noch besser als Trinken

Die letzten Wort von Charles Bukowski erschienen vier Jahre nach seinem Tod. In Tagebuchaufzeichnungen, ein Abschied vom Schreiben.

Den Göttern kommt das große Kotzen

Neues von Bukowski

Der vorliegende aus dem Nachlass publizierte Sammelband versammelt Stories aus den Jahren 1944-1990.

Das weingetränkte Notizbuch

Provokativ, leidenschaftlich und ungeschmeidig. Monika Maron meldet sich essayistisch zu Wort

Zu den luftigen Gespinsten der Moderne und Postmoderne gehört der bestimmende Glaube an den herrschaftsfreien Diskurs. Müsste dies in einer zumindest graduell vernünftigen, aufgeklärten Gesellschaft nicht möglich sein? Leben wir in einer "offenen Gesellschaft" (Karl R. Popper), die – wie der analytische Philosoph mitten im Zweiten Weltkrieg schrieb – ihre Feinde erkennen und sich ihrer philosophisch wie politisch erwehren muss? Oder ist die "offene Gesellschaft" nicht eher eine Denkfigur im Diskurs, ja ein Luftschloss? Die vielfach gelesene, anerkannte und weithin hochgeschätzte Schriftstellerin Monika Maron hat sich in den letzten dreißig Jahren vielfach essayistisch geäußert. Zahlreiche dieser Reden und Aufsätze sind in dem Band "Krumme Gestalten, vom Wind gebissen" zusammengeführt, der Resonanzen hervorgerufen hat, nicht der vorwiegend literarischen Beiträge wegen, sondern der pointierten, profilierten Stellungnahmen Marons zu Signaturen der Zeit. Ästhetisch gemeint ist, wenn sie die Rede vom "Versagen der Sprache" als "Unfug" bezeichnet und festhält: "Wir können alles sagen, was wir denken können." Unser Denken ist an Sprache gebunden. Hier zeigt sich aber, dass die bekennend Ungläubige dem Bereich, der als Mystik bezeichnet wird, sich nicht annähert, auch wenn sie ein "Anderes" zugesteht, dieses als "Ahnung" oder "namenlose Sehnsucht" bestimmt, "über die wir vielleicht sprechen könnten, wenn wir mit dem Herzen zu denken lernten". Die Leserschaft kennt Monika Maron auch als sensible Autorin, die aufmerksam wahrnimmt, ohne Sentimentalitäten und künstliche Betulichkeit. Staunen jedoch löst aus, wenn sie vor dem zu kapitulieren scheint, was nicht in Worte gefasst werden kann oder sollte. Nicht gemeint damit sind ein bürgerliches Gestammel oder eine tönende, erhabene Feierlichkeit, mit der etwa Musik bisweilen pathetisch und tränenreich als "ergreifend" qualifiziert wird. Denken mag man eher an eine – durchaus weltlich gemeint – andächtige Stille, die jenseits der Sprache liegt und bleiben darf. Maron bekräftigt auch, dass vor Liebe der Entschluss feststehe, "lieben zu wollen": "Dann sieht man hin, verliebt sich und sagt später: es war Liebe auf den ersten Blick." Das wirkt so illusionslos, dass man es nicht glauben möchte. Wenn doch ein Junge, ein Mann sich in ein Mädchen, eine Frau verliebt – oder umgekehrt –, mag dies nicht aus der Spontaneität des Augenblicks geschehen, die auch alle Pläne durchkreuzen kann? Monika Maron schreibt indessen nicht über Menschen, die unerwartet, ja unwillkürlich zu Liebespaaren werden, stattdessen über ein altes Gemäuer: "Mein entscheidender Blick traf auf ein verfallenes, von schlammigem Acker umgebenes und in ein unglaubliches, vom Regen klargewaschenes Herbstlicht getauchtes Haus am östlichsten Rand von Vorpommern. … Der fahle, diesige Himmel am Morgen, wenn das Gras noch feucht ist; die wechselnde Maskerade der Wolken: Gesichter, Pferde, krumme Gestalten, die der Wind zerfetzt und neu zusammenfügt, die Farbgewitter der Sonnenuntergänge, wenn man aus dem westlichen Fenster sieht, und unheimliche Mondgesichter über dem östlichen. Über diesem flachen Land herrscht der Himmel so unangefochten wie sonst nur über den Gipfeln der Berge." Wer sich in den Himmel verliebt, so lernen wir von der Schriftstellerin, muss deswegen noch nicht an Gott glauben. Schwierigkeiten gesteht Monika Maron mit Blick auf Selbstauskünfte und die leidige, vielleicht vollkommen überflüssige Identitätsfrage zu. Denken Sie ständig nach – vor allem über sich selbst? Haben Sie ein Selbstkonzept? Religionslehrkräften heute etwa wird dies förmlich abgenötigt oder aufgezwungen. Warum schreiben Schriftsteller? "Vielleicht bin ich nur Schriftstellerin geworden, weil es mir sehr früh als eine trostreiche Beschäftigung erschien, Wörter auf einen Zettel zu schreiben." Monika Maron misstraut "jeder eindeutigen Kausalität" – wir glauben, sagte David Hume und meinte Menschen, die sich für vernünftig halten, an die Kausalität im Handeln. Das Buch enthält zudem neuere Streitschriften. Die Schriftstellerin schreibt über ein – medial zugewiesenes – Stigma. Sie würde, so lese sie, an einer "Angststörung" leiden: "In meinem Fall, steht in der Zeitung, soll es sich um die Islamophobie handeln." Das bestreitet sie, sie habe extremistische Strömungen und kulturelle Praktiken kritisiert. Monika Maron fordert die "Solidarität der Aufgeklärten", spricht von den "universalen Menschenrechten" und schreibt: "Unsere Antwort auf den Islam kann nicht die Rückbesinnung auf den christlichen Glauben sein, wie es die Kanzlerin empfohlen hat. Unsere Antwort finden wir bei den großen Aufklärern Lessing und Mendelssohn, bei Wilhelm von Humboldt und Rahel Varnhagen. Wir brauchen die Solidarität und Freundschaft aller, die für ein freiheitliches, säkulares Europa streiten, unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem Glauben." Die Schriftstellerin ist religiös unmusikalisch und argumentiert leidenschaftlich gegen bestimmte Erscheinungsformen des politischen Islam. Ich dachte bei der Lektüre – "unsere Antwort"? Wer ist "wir"? Wer gehört dazu, wer möchte dazu gehören? Muss oder möchte ich überhaupt antworten? Wer religionswissenschaftlich oder auch theologisch sich mit "dem Islam" beschäftigt, wird feststellen, dass es "den Islam" so wenig gibt wie "das Christentum" oder etwa "die katholische Kirche". Wer mit der Prämisse arbeitet, dass eine Religion in säkularer Gestalt vor allem eine Diskursgemeinschaft ist, kann schnell feststellen, dass es sehr verschiedene Strömungen gibt und manchmal nicht einmal ein binnenreligiöser Minimalkonsens mehr besteht. Der von Monika Maron so exponiert bezeichnete "Islam" ist eine Denkfigur, eine Abstraktion. Die Heterogenität von Religionsgemeinschaften hat zugenommen, wird indessen – auch in vielen Medien – nicht hinreichend differenziert erfasst. Letztlich kämpft die streitbare Autorin vor allem für Meinungsfreiheit: "Natürlich, Deutschland ist ein Rechtsstaat; darum werden Bücher nicht verboten und Schriftsteller nicht verhaftet. Aber jenseits des Gesetzes gibt es eine Deutungsmacht, die blindlings mit Verdächtigungen und Diffamierungen um sich werfen darf, sobald das, was sie als Wahrheit ausgibt, in Frage gestellt wird. Dann wird man in den Medien unversehens zum »neurechten Autor« oder zu jemandem, der »neurechtem Gedankengut nahesteht« oder dergleichen. … Es gibt auch in einem Rechtsstaat Möglichkeiten, Menschen wegen unerwünschter Meinungen die Existenz zu erschweren oder sogar zu zerstören. Wenn Zweifel schon verdächtig sind, wenn Fragen als Provokationen wahrgenommen werden, wenn Bedenken als reaktionär gelten, wenn im Streit nur eine Partei immer recht hat, können einen alte Gefühle eben überkommen." Wer sich mit Monika Marons Gedanken und Thesen auseinandersetzt, wird sich zumindest nachdenklich fragen, ob wir in einer aufgeklärten Gesellschaft leben. Besteht eine Art konformistisches Denken? Sie weist auf politische Kampfbegriffe und Zuschreibungen hin – und wehrt sich gegen Stigmatisierungen. Auch dezidierte Einschätzungen bringt sie vor, bisweilen in einem höchst engagierten, ja erregten Ton, der subjektiv verständlich sein mag, einigen aus dem Herzen sprechen, vielen Lesern aber zu weit gehen könnte. Würden sich viele Menschen heute im politischen Diskurs nicht mehr Gelassenheit und eine primär religionswissenschaftlich gegründete Aufklärungsarbeit wünschen? Verweisen kann man in diesem Zusammenhang etwa auf die grundlegenden, nicht fundamentalistischen, aber darum fundamental wichtigen Schriften des international renommierten Religionswissenschaftlers Peter Antes. Auf eine kostenfrei einsehbare Abhandlung – "Der Islam als politischer Faktor" – sei exemplarisch hingewiesen. Der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck warb vor etwa einem Jahr in dem Buch "Toleranz" dafür, dass wir alle einander mehr zuhören und aufmerksam miteinander reden sollten. An dieses bleibend wichtige Buch habe ich bei der Lektüre der Essays von Monika Maron denken müssen. Zudem kam mir ein Wort von Marcel Reich-Ranicki in den Sinn, der das erzählerische Werk von Monika Maron sehr schätzte. Er stellte vor langer Zeit nüchtern und lapidar fest: "Wer schreibt, provoziert."

Krumme Gestalten, vom Wind gebissen

100 Jahre Bukowski: Held außer Betrieb

Der dritte Band aus dem Nachlass von Bukowski, der dieses Jahr 100 Jahre alt geworden wäre. Auch diese Stories und Essays zeigen warum er es nicht wurde.

Held außer Betrieb

Die USA als PC-Post-Empire

Bret Easton Ellis' Erfolgsroman "American Psycho" wurde 1991 geschrieben und kam 2000 in die Kinos. Heute lebt Ellis in Kalifornien und veröffentlicht Tweets, Podcasts und das autobiographische "Weiß".

Weiß

Literat über Literaten

Jörg Fausers Artikel, Reportagen und Kolumnen erstmals in einem Band und zudem noch Texte zur populären Kultur. Eine gute Vorbereitung für die gerade neu herausgegebene und neu aufgelegte Fauser-Werkausgabe beim Diogenes-Verlag.

Der Strand der Städte – Blues für Blondinen

Lieblingsorte in Venedig

Die schönsten Orte Venedigs besucht von einer Insiderin. Nicht nur viele sehenswerte Baudenkmäler, sondern auch besondere Einkehrmöglichkeiten werden in diesem Reiseführer von der Wahlvenezianerin Birgit Haustedt angeboten.

Venedig

Žižek: Humor eines Philosophen

Der slowenische Philosoph und Lacanianer hat in seinen gesammelten Schriften schon vielfach seinen Humor ebenso wie seine Fachkenntis bewiesen. In vorliegender Auswahl werden nun einige seiner besten Gassenhauer erzählt. Ein amüsantes Lesevergnügen.

Žižek’s Jokes

"Meine Spezialität, das ist mein Geist."

Als vor etwa zwanzig Jahren Paul Valérys Cahiers erstmals auf Deutsch vorlagen, wurden sie als "Schlüssel zum Verständnis der literarischen und intellektuellen Abenteuer unserer Epoche" (Die Zeit) eingestuft, inzwischen gingen sie zu Unrecht wieder vergessen. Thomas Stölzel tritt dem begrüssenswerterweise mit einer sorgfältigen Auswahl aus Valérys Werk entgegen.

Ich grase meine Gehirnwiese ab

Schmökern in Hohlers Geschichten-Sammelsurium

Ein Sammelsurium von Ideen, Überzeugungen und Gedanken, die zum Schmökern einladen und Denkanstösse geben.

Das Kurze. Das Einfache. Das Kindliche.

Die 537 fertiggestellte Hagia Sophia, das schönste Gebäude der Christenheit, sollte zur Mutter aller osmanischen Moscheen werden. Und von da an prägten überkuppelte Zentralbauten das Bild jeder osmanischer Provinzstadt. Auch aus solchen Anordnungen war herauszulesen: Die Osmanen verstanden sich als die Erben von Byzanz. (S. 11)

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