Verständlicher Praxis-Ratgeber zu Erbe und Schenkung
Zu Beginn des ersten Kapitels stellt der Autor fest: "Deutschland verfügt über ein liberales Erbrecht. Das Deutsche Zivilrecht der §§ 1922 ff. BGB gibt dem Eigentümer ein großes Maß an Gestaltungsfreiheit, den Übergang seines Vermögens auf einen oder mehrere Erben zu organisieren. Ausdruck dieser Freiheit ist die Testierfreiheit. Es ist bemerkenswert, dass der Erblasser auch millionenschwere Vermögen ohne Mitwirkung staatlicher oder privater Personen allein durch einen handschriftlichen Text, den er bis zu seinem Tode geheim halten kann, wirksam auf andere Personen übertragen kann."
Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass die Übertragung größerer Vermögen vorausschauend und unter Beachtung zivilrechtlicher, steuerrechtlicher und betriebswirtschaftlicher Fragestellungen geplant sein will. Der Verfasser des vorliegenden Leitfadens, Dr. jur. Werner Bohl, ist Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwalt in Hamburg und gilt als ein ausgewiesener Experte rund um die Themen zu "Erbe und Schenkung". Adressaten dieser Publikation sind Eigentümer mittlerer und größerer Vermögen sowie deren Berater. Damit sind potenzielle Erblasser gemeint, welche ein Vermögen von mehr als ca. 500'000 € verschenken oder vererben werden. Der Autor zeigt auf, welche Varianten bzw. Gestaltungsansätze sich bei Vermögensnachfolgen unter Lebenden und von Todes wegen bewährt haben, wie Nachlässe verwaltet und abgewickelt werden können und worauf Erblasser und Zuwendende besonders achten sollten. Die Schwerpunkte des Bandes sind Ausführungen zu zivilrechtlichen Rahmenbedingungen und Bewertungsregeln einzelner Vermögensarten, Steuerfragen sowie die Verwaltung und Abwicklung des Nachlasses. Bohl berücksichtigt bei seinem Gesamtüberblick die neueste Zivilrechtslage, die Erbschaftsteuerreform 2016 und betriebswirtschaftliche Bewertungsmethoden, ohne sich jedoch in detaillierten Darstellungen von Einzelvorschriften zu verlieren. Anhand zahlreicher Beispiele, etwa der Dr. August Oetker KG, den Robert Bosch-, Zeppelin-, Carl Zeiss- und Fresenius-Stiftungen sowie der stillen Beteiligung der Mitarbeiter beim Spiegel-Verlag, werden bewährte Muster aufgezeigt, die Unternehmer in der Praxis erprobt haben. Es wird anschaulich illustriert, welche verschiedene Organisationsmöglichkeiten für die Fortführung eines Unternehmens gewählt werden können.
Die sieben Kapitel des Buches widmen sich den folgenden Einzelthemen:
A "Erben und Pflichtteilberechtigte" – dabei geht es v. a. um die Erbregelung des Zivilrechts und die Erbschaftsteuerpflicht der Erben sowie um das Pflichtteilsrecht für Abkömmlinge, Ehegatten/Lebenspartner und Eltern.
B "Private Regelung der Erbfolge" – zu Beginn der Überlegungen werden die Grenzen der Handlungsmöglichkeiten des Testators abgesteckt und mögliche Ziele, welche dieser verfolgen kann, diskutiert. Danach werden die wichtigsten Vorbereitungsmaßnahmen zu Lebzeiten des Erblassers behandelt. Ein weiterer Schwerpunkt setzt sich mit Organisationsmöglichkeiten für die Fortführung eines Unternehmens oder eines Immobilienkomplexes auseinander.
C "Das Nachlassvermögen – Zusammensetzung und Bewertung (Zivilrecht und Steuerecht)" – es werden u. a. die Fragen zur Notwendigkeit, zum Inhalt und zur Form des Nachlassverzeichnisses beantwortet. Darüber hinaus werden die Bewertung des Nachlassvermögens (Verkehrswert) bzw. spezielle Bewertungsansätze einzelner Vermögensgruppen, bspw. des Grundvermögens, des Betriebsvermögens und der Anteile an Kapitalgesellschaften, thematisiert.
D "Verwaltung und Abwicklung des Nachlasses – Steuerliche Risiken" – im Mittelpunkt dieses Kapitels steht die Verwaltung des Nachlasses durch die Erben bzw. durch den Testamentsvollstrecker oder Nachlasspfleger. Des Weiteren werden die Nachlassverwaltung und Nachlassinsolvenz als Instrumente für eine Haftungsbeschränkung sowie das Unternehmen oder Unternehmensbeteiligungen als Teil des Nachlasses behandelt. Abschließend werden Einzelthemen wie z. B. Erbschein, Abwicklung des Nachlasses und Einkommensteuer sowie Erbschaftskauf behandelt.
E "Erbschaftsteuer – Schenkungsteuer – Steuerpflicht und Steuerbefreiungen" – dieses Kapitel widmet sich den steuerlichen Regelungen, welche beim Erwerb von Todes wegen, bei Schenkungen unter Lebenden, bei Zweckzuwendungen und beim Vermögensübergang auf eine Stiftung anfallen. In diesem Zusammenhang werden auch etliche Spezialfälle, bspw. die Abfindung für den Verzicht auf erbrechtliche Ansprüche, Erbschaftsteuer bei Vor- und Nacherbschaft, Kettenschenkung und Schenkungen von Anteilen an Personengesellschaften, erörtert. Abschließend werden Steuerbefreiungen, Freibeträge und Tarifbegrenzungen, einschließlich der Verschonungen für Betriebsvermögen sowie für land- und forstwirtschaftliches Vermögen, behandelt.
F "Internationales Erbrecht und Erbschaftsteuerrecht" – mit dem ersten Stichwort sind gesetzliche Regeln gemeint, welche anordnen, welches materielle – staatliche – Erbrecht in einem konkreten Fall anzuwenden ist. Hierbei geht es jedoch nicht um das materielle Recht eines bestimmten Staates, sondern um die Frage, welches Erbrecht die Gerichte und Behörden eines Staates in einem konkreten Fall anwenden müssen.
G "Zusammenfassende Schlussbetrachtung" – das letzte Kapitel referiert das rechtliche und wirtschaftliche Umfeld der Thematik "Erbe und Schenkung" und gibt dadurch den Lesern die Möglichkeit, etwaige Entwicklungen auf diesem Gebiet abzuschätzen, z. B. im Zusammenhang wegen der tatsächlichen oder vermeintlichen zunehmenden Kluft zwischen Arm und Reich. Abschließend werden die wesentlichen Aspekte einer systematischen Nachlassplanung zusammengefasst.
Der im Taschenbuchformat aufgelegte Band ist übersichtlich gegliedert und zeichnet sich durch eine auch für Nicht-Juristen gut verständliche Sprache aus. Ein detailliertes Literaturverzeichnis erleichtert die Vertiefung in Spezialthemen und ein ausführliches Glossar ermöglicht den Lesern eine rasche Orientierung und das schnelle Auffinden der für sie relevanten Themen. Damit bleiben von A wie "Abkömmlinge", "Abfindungen", "Adoption" und "Ausschlagen der Erbschaft" bis Z wie "Zentrales Testamentsregister", "Zugewinngemeinschaft" und "Zusatzpflichtteil" keine wesentlichen Fragen mehr offen. Somit kann dieser praxisnahe Leitfaden allen, die sich mit der Thematik "Erbe und Schenkung" sachgerecht befassen wollen, bestens zur Lektüre empfohlen werden.

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