Wie Enzyklopädien früher ausgesehen haben
Enzyklopädien sind Bücher, die ein Wissensgebiet ordnen oder darin eine Orientierung bieten, Wissen sammeln, eine hohe Leistung der Informationsvermittlung erbringen und an einer möglichst unkomplizierten Benutzbarkeit orientiert sind. Die in diesem Band vorgestellten Enzyklopädien stammen aus den Beständen der Universitätsbibliothek Leipzig und der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel.
Die ältesten Enzyklopädien entstanden bereits in der Antike, so die umfassende Naturgeschichte von Plinius aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert. Im frühen Mittelalter wurde Isidor von Sevilla die wichtigste Autorität auf dem Gebiet der Wissenskompilation. Vinzenz von Beauvais verarbeitete zwischen 1247 und 1259 mit Hilfe eines Stabes von Mitarbeitern rund 2000 Werke von 450 Autoren zur umfangreichsten Enzyklopädie des Mittelalters; in drei Teilen wurden darin Politik, Ökonomie, Recht, Medizin, Theologie, Philosophie, Weltgeschichte und Naturkunde behandelt.
In der Frühen Neuzeit veränderte sich die Art, Naturwissen zu entwickeln: "Die höchste Gewissheit [... lag nun] in der genauen, aufmerksamen Beschreibung von Gegenständen - und nicht mehr im logisch-theoretischen Sinnieren über Gott und Natur. Die Vernunft fand natürlich weiterhin Platz in der neuen Wissenschaft, doch war sie zu einer Methode zum Berechnen von Ergebnissen und zum Ordnen von Schemata geworden, eine Methode zum Verdichten von Erfahrung, nicht mehr zum Verstehen innewohnender Gründe." (Harold J. Cook, S. 96) Besonders seit dem 18. Jahrhundert stieg die Produktion enzyklopädischer Werke sprunghaft an. Das größte darunter ist Zedlers Universal-Lexicon, das bis 1754 in 68 Bänden erschien. Auf der Titelseite sind 33 Wissensbereiche genannt. Doch da Enzyklopädien in der Frühen Neuzeit Bücher sind, "die aus Büchern entstehen und nichts verwerfen, was schriftlich fixiert war" (S. 103), findet man auch im 18. Jahrhundert noch fabelhafte Tiere in Tierenzyklopädien mitbehandelt, so den Mönchsfisch 1558 bei Guillaume Rondelet, den Mensch-Löwen 1607 bei Edward Topsell oder die Sirene 1718 bei Louis Renard.
In diesem reich bebilderten Band werden auch Enzyklopädien zu Spezialgebieten erfasst und beschrieben, so zur menschlichen Anatomie oder dem Tierreich, zur häuslichen Welt oder zur Technik, über Gelehrte oder über die Sprache, z.B. das unter dem Pseudonym "Belemnon" verfasste "Curiöse Bauern-Lexicon" von 1728, das Beispiele für die falsche Verwendung von Fremdwörtern liefert, die heute Rückschlüsse auf den tatsächlichen Sprachgebrauch zulassen.
Im Anhang befindet sich ein alphabetisches Verzeichnis der 122 katalogisierten Enzyklopädien mit vollständiger Widergabe des Textes auf der Titelseite, ein Personenregister sowie eine chronologische Übersicht der enzyklopädischen Werke zwischen 1500 und 1750.
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