Ein weiterer meisterhafter Krimi
"Jack Foley ist Bankräuber aus Überzeugung und eine coole Sau. Cundo Rey ist ein schwerreicher mexikanischer Gangster. Sie freunden sich im Knast an, und Cundo besorgt Foley eine supersmarte Anwältin, die es schafft aus dreissig Jahren Haft ...", so beginnt der grauenhafte, pseudocoole und fehlerhafte (Cundo Rey ist Kubaner) Klappentext zu Elmore Leonards 'Road Dogs', einem wirklich coolen Buch. Irritierend ist auch, das bezieht sich jetzt auf den Buchinhalt, der gelegentliche Gebrauch, in einer ansonsten gelungenen Übersetzung, von Wörtern (beziehungsweise deren amerikanischen Entsprechungen), die der 85jährige Autor wohl kaum verwendet hat (Kaffeeplörre, Schisser ... was auch immer sie bedeuten mögen). Und sonst? Ein grandioses Buch, ein gelungener, ja ein sehr gelungener Elmore Leonard eben. Und das meint: spannend, stimmungsvoll, guter Rhythmus, clevere Übergänge, verblüffende Wendungen, witzig.
"Dawn hat Tarotkarten gelegt und Leuten die Zukunft vorausgesagt. Dann war ich an der Reihe und sie legt mir meine Karten. Aber sie sagt nichts zu mir. Ich bitte sie, dass sie mir sagt, was sie sieht. Sie hebt den Blick und ..."
Foley ergänzte: "Sagt dir, dass du auf eine lange Reise gehst?"
"Woher weisst du das?"
"Sagen Wahsagerinnen so was nicht immer?"
"Road Dogs" zu lesen, bedeutet, in einen Sog geraten, das Buch nur schwer aus der Hand legen zu können, immer mal wieder überrascht zu werden, zu schmunzeln, zu grinsen und zu lachen. Wegen Passagen wie dieser etwa, bei der Beichte des bisexuellen Kriminellen Little Jimmy:
"Bis dahin warst du keusch? Hast züchtig gelebt?"
"Nein, züchtigen durften mich nur die Typen, die ich wirklich mochte."
"Du willst sagen, du hattest Beziehungen zu Männern."
"Schon fast mein ganzes Leben."
"Hast du das jemals gebeichtet?"
Nein, ich hatte nie den Eindruck, dass ich eine Sünde begehe. Der andere wollte immer. Typen ohne festen Partner, das tut niemandem weh."
"Das mag sein, aber es ist trotzdem eine Todsünde."
"Warum? In der Bibel steht nicht, dass man's nicht machen sollte."
"Nicht eindeutig, aber es ist so gemeint", sagte Monsignore Easton. "Hast du mit dem Verkauf von Drogen zu tun oder bist du in andere illegale Aktivitäten verstrickt?"
"Nein, ich fasse das Zeug kaum an. Ich rauche zwar Gras, wissen Sie, aber nur ein paar Mal die Woche, zur Entspannung. Und illegale Aktivitäten? Da bin ich nicht sicher. Ich hab Gefängniswärter geschmiert, aber nicht für mich und nicht mit meinem Geld, deswegen glaube ich nicht, dass ich damit eine Sünde begangen habe. War für meinen Boss, als der noch in Florida gesessen hat."
Das darauf folgende Schweigen dauerte derart lange, dass Little Jimmy sich schon fragte, ob der Monsignore vielleicht aus Langeweile eingeschlafen war, weil er sich immer wieder denselben alten Quatsch anhören musste ..."
Kurz und gut: Nicht nur vorbehaltslos empfehlenswert, sondern ein klares Muss!

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