Ekstase - der restaurierte Originalfilm und seine Versionen
Der erste Spielfilm mit einer nackten Frau und einem weiblichen Orgasmus in Großaufnahme feiert bald seinen 90. Geburtstag. "Ekstase" (1933) war aber auch der erste Film, der zeigte, wie Frau sich aus dem einengenden Korsett von Ehefrau und Mutterschaft befreien konnte. Der eigentliche Skandal lag also vielmehr in der Dekonstruktion der geschlechtlichen Rollenbilder der damaligen Zeit als in der bloßen Nacktheit der Hauptdarstellerin Hedy Lamarr.
Ekstase als "Symphonie der Liebe"
Gustav Machatýs Meisterwerk entstand im gesellschaftlichen Klima des aufkeimenden Faschismus in Europa und war nicht nur deswegen stark der Zensur und Verstümmelung ausgesetzt. Durch ein internationales Restaurierungsprojekt wird der Film nun auf Blu-ray/DVD mit Booklet und Bonusmaterial dem Publikum wieder als Originalfilm zugänglich gemacht. Denn viele der Kopien waren verschollen oder nur mangelhaft vorhanden. In der vorliegenden quellenkritischen Archivedition werden Zensurvarianten des Films berücksichtigt. Neben dem Originalfilm (87 Minuten) beinhaltet die Edition auch jene Bearbeitung des Films, die unter dem Titel "Symphonie der Liebe" 1935 in Deutschland Premiere feierte. Es wurde bei der Entstehung des Films aber auch eine französische Fassung mit eigenen Schauspielern herausgebracht. Aus diesen drei Quellen konnte der Film jetzt wieder in seiner Ursprungsfassung hergestellt werden.
Paneuropäische Kooperation zur Ekstase-Restaurierung
Den Stein ins Rollen brachte eigentlich das Prager Filmarchiv (Národní filmovy archiv, NFA), das 2019 mit der Restaurierung des Films begonnen hatte. Eine paneuropäische Kooperation zahlreicher Institutionen brachte die Neuedition von Ekstase zustande, die erstmals auch einen direkten Vergleich zwischen der deutschen ("Symphonie der Liebe") und der ursprünglichen Version ermöglicht. "Der Film, von dem die ganze Welt flüstert" stand auf einem (deutschen) Filmplakat, das auch im beiliegenden Booklet reproduziert ist. Der Film hätte in Österreich und Deutschland eigentlich zeitgleich, also 1933, erscheinen sollen. Zur Berliner Uraufführung kam es aber erst, nachdem Schnitte durchgeführt, zwei nachgedrehte Szenen eingesetzt und der Titel zu "Symphonie der Liebe" geändert wurde. Schließlich wurde der Film mit Jugendverbot - nach zwei Jahren Bearbeitung - durch die Berliner Zensur am 8. Jänner 1935 freigegeben.
Hybrid aus Stumm- und Tonfilm
In der zeitgenössischen Kritik hieß es sogleich, dass der Film "eine unbefriedigende Mischung aus Stumm- und Tonfilm" sei. Tatsächlich hatte sich Machatý selbst ähnlich geäußert: Dialoge würden das Tempo hemmen und interessante Bilder verhindern. Auch andere Stimmen sprachen von den unterschiedlichen Stilprinzipien des Films, die einerseits jene des Theaters, andererseits jene des (Stumm-)Films zu verwirklichen suchten. Der Ton- resp. Sprechfilm, wie es damals hieß, war noch etwas ganz anderes als das, was das Publikum bisher gekannt hatte. Tatsächlich ist die Bildsprache Machatýs einzigartig. Etwa wenn er ein Weizenfeld mit einem von einer Brust gesäugten Baby überblendet oder ein weiblicher Orgasmus mimisch dargestellt wird, der ästhetisch und darstellerisch durchwegs glaubwürdig wirkt. Die Musik von Giuseppe Becce und der Einsatz von Gesang machen den Klangcharakter des Films aus. Abgesehen von dem reißerischen Titel, "Ekstase", hat Gustav Machatýs Film also gleich auf mehreren Ebenen für Furore gesorgt.
Auf der vorliegenden Edition des Filmarchivs Wien sind als Bonus u.a. enthalten: "Symphonie der Liebe" (D 1935, 75 Min.), Schlusssequenz – Quellenvergleich, Ausschnitte aus der französischen Fassung, Vergleich "Ekstase" – "Symphonie der Liebe", Schlusssequenz – Kopie der Cinémathequé Suisse. Sprache: Deutsch. Untertitel: Deutsch und Englisch. Eine englische Fassung des Booklets, das viele Informationen zur Rekonstruktionsarbeit und einige Standbilder des Films enthält, kann auch als PDF heruntergeladen werden.
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