Die von Günter Wöhe † (ehemals Professor der BWL an der Universität des Saarlandes) erfolgreich begründete und später von Ulrich Döring (Professor em. der BWL an der Universität Lüneburg) und Gerrit Brösel (Professor der BWL an der FernUniversität in Hagen) begleitete bzw. fortgesetzte "Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre" erscheint seit 60 Jahren und hat sich mit einer zwischenzeitlichen Gesamtauflage von ca. 1.6 Millionen Exemplaren und einem überragenden Marktanteil von über 70% unter den auflagenstärksten Einführungen zur BWL schon seit vielen Jahren zum führenden Standardwerk entwickelt. An der inhaltlichen und methodologischen Konzeption des Buches hat sich nach Aussagen seiner Verfasser grundsätzlich nichts geändert. "Mit der 27. Auflage wird am bewährten »Wöhe-Prinzip« festgehalten: Schwierige betriebswirtschaftliche Zusammenhänge werden mit einfachen Worten erklärt".
In einem knappen ersten Abschnitt werden Gegenstand, Methoden und Geschichte der BWL referiert. Der zweite Abschnitt widmet sich dem Aufbau des Betriebes und behandelt die Funktionen, mit denen sich die Unternehmensführung bei der Gestaltung des betrieblichen Prozesses der Leistungserstellung und -verwertung zur Erreichung der betrieblichen Ziele zu befassen hat. Des Weiteren sind von der Unternehmensführung konstitutive Entscheidungen, insbesondere zur Wahl der Rechtsform, zum Zusammenschluss von Unternehmen und zum Standort zu fällen und werden im Einzelnen untersucht. Die drei folgenden Abschnitte befassen sich mit den betrieblichen Hauptfunktionen "Produktion", "Marketing" sowie "Investition und Finanzierung". Das Buch wird durch einen umfassenden sechsten Abschnitt über "Betriebswirtschaftliches Rechnungswesen", der vor allem auf den Jahresabschluss und die Kostenrechnung eingeht, abgerundet.
Nach wie vor folgt das Lehrbuch der Zielsetzung und den methodologischen Grundpositionen einer wirtschaftstheoretisch fundierten BWL, welche auf eine (ethische) Bewertung unternehmerischer Ziele verzichtet. Als praktisch-normative BWL beschränkt sie sich auf die Prüfung und Bewertung einzelner Instrumente, welche zum Zweck der Zielerreichung eingesetzt werden können. Zu den charakteristischen Ausprägungen dieses Werkes gehören die behutsame Einführung in die komplexe Welt des ökonomischen Denkens, die leicht verständliche und präzise Sprache, die sparsame Verwendung mathematischer Modelle, das Festhalten an einer über alle Branchen hinweg gültigen Allgemeinen BWL, die klare Abgrenzung zu den Nachbarwissenschaften, die Orientierung am Shareholder-Ansatz, die Festlegung auf die Gewinnmaximierung als Unternehmensziel und die Beschränkung auf sekundäre Werturteile, d. h. das Kriterium menschlichen Handelns ist für den Betriebswirt nicht die Moral, sondern die aus dem ökonomischen Prinzip abgeleitete Effizienz. Die Notwendigkeit zur Klärung ethischer Fragen wird dabei jedoch nicht negiert, sondern jenen Disziplinen (z. B. Theologie und Moralphilosophie) überlassen, welche zu dieser Problemlösung über das bessere Instrumentarium verfügen. Es wird auch nicht verkannt, dass die zentrale Figur der traditionellen BWL, der nach langfristiger Gewinnmaximierung strebende Homo-oeconomicus-Unternehmer, sich mit Erkenntnissen der sog. Nachbardisziplinen auseinanderzusetzen und die diversen Ansprüche der unterschiedlichen Stakeholder bei der Erreichung seiner Ziele zu berücksichtigen hat. Die Verfasser halten den Stakeholder-Ansatz zwar für gut gemeint, aber ohne praktische Realisierungschance. Das Konsensmodell scheitert ihrer Meinung nach an den Interessengegensätzen der Individuen bzw. der Stakeholder-Gruppen. Mit dem vertragsbasierten Shareholder-Ansatz wird die Welt so genommen wie sie ist und nicht so wie sie nach Meinung der Vertreter der verhaltenswissenschaftlich ausgerichteten Betriebswirtschaftslehre sein sollte.
Bereits mit der 23. Auflage (2008) reagierten die Autoren auf die neue Situation an den Hochschulen und strafften für die Bachelor-Studiengänge den Stoff zugunsten einer verstärkten Konzentration auf berufspraktische Aspekte der BWL, ohne den Anspruch eines theoriegeleiteten Studiums aus dem Auge zu verlieren. Die Schwerpunkte der Überarbeitung der 24. Auflage (2010) orientierten sich an den Veränderungen der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen (z. B. die Annäherung an internationale Rechnungslegungsstandards sowie die verstärkte Diskussion über die Vereinbarkeit von Wirtschaft und Ethik). In der 25. Auflage (2013) wurde der zunehmenden Verschärfung des Wettbewerbs auf allen Märkten durch eine neue Textfassung im Abschnitt "Marketing" Rechnung getragen. Dabei haben sich die Gewichte innerhalb des Marketings weiter von der Preispolitik hin zur Produktpolitik, vor allem zur Markenpolitik verschoben. Da anspruchsvolle Stakeholder zunehmend auch "gutes" Unternehmenshandeln" im Sinne der Corporate Social Responsibility erwarten und die Berücksichtigung solcher CSR-Belange für das Erreichen der unternehmerischen Ziele relevant sind, wurden auch soziale und ökologische Themen stärker einbezogen.
Inhaltlich setzt sich auch das aktuelle Lehrbuch mit den fortwährenden Änderungen der Unternehmenspraxis auseinander und wurde um ein neues Kapitel "Online Marketing" erweitert. Im Vordergrund stehen dabei weniger die informationstechnischen Anwendungsvoraussetzungen, sondern vielmehr die betriebswirtschaftliche Fragestellung, wie sich die Wettbewerbsposition eines Unternehmens im Internetzeitalter verbessern lässt. Der zweite Überarbeitungsschwerpunkt betrifft das Kapitel "Planung und Entscheidung" mit den Zielen und Instrumenten der strategischen Planung. "Die jüngsten Erfahrungen mit der Corona-Pandemie haben gezeigt, wie schnell externe Schocks operative und taktische Unternehmenspläne zur Makulatur werden lassen. Die strategische Planung wird zum Stabilitätsanker in stürmischen Zeiten: Sie dient der strategischen Krisenprävention und der Entwicklung von Geschäftsmodellen, die auch in Krisenzeiten bestand haben." Dementsprechend wird die Bedeutung der vorsichtsbedingten Lagervorräte, der Liquidität und vor allem die Notwendigkeit eines starken Eigenkapitalpolsters nachdrücklich unterstrichen.
Die Bewältigung des deutlich größeren Stoffumfangs einerseits und der verkürzten Studienzeiten andererseits führen zu einem erhöhten Lern- und Leistungsdruck bei den Studierenden von heute. Diese erwarten nicht nur im Hörsaal, sondern auch von einem Lehrbuch einen Abbau der Lernbarrieren, u. a. durch praktische Beispiele und gut strukturierte Abbildungen. Die visualisierte Form der Wissensvermittlung drängt somit die herkömmliche Vorlesung immer weiter in den Hintergrund. Diesen veränderten Lehrmethoden wurde verstärkt Rechnung getragen. Die neue Auflage ist wiederum durchgehend zweifarbig gestaltet und besticht durch die Qualität der optischen Stoffaufbereitung. Rund 800 Abbildungen und Übersichten verschaffen einen schnellen und einprägsamen Überblick über die wichtigsten fachlichen Zusammenhänge. Die Abbildungen können, eingebunden in ein umfangreiches PowerPoint-Skript, von Dozenten vom Wöhe-Portal des Verlags abgerufen werden. Des Weiteren wird eine kostenlose App BWL trainer, die Lerninhalte u. a. aus dem "Wöhe" für Studenten spielerisch erschließbar macht, angeboten.
Das Lehrbuch bietet auch in der neuen Auflage eine klare Orientierung und kanonisiert gewissermaßen den gesicherten Wissensstand der derzeitigen BWL. Jedem, der sich für betriebswirtschaftliche Fragen interessiert – ob Studenten in wirtschaftswissenschaftlichen oder wirtschaftsnahen Studiengängen, Dozenten oder Praktiker – kann der neue Wöhe/Döring/Brösel zur Einführung in betriebswirtschaftliche Zusammenhänge oder auch nur als Nachschlagewerk bestens empfohlen werden.
Das Übungsbuch entspricht dem weit verbreiteten Bedürfnis zum Lernen an Fallbeispielen. Der Band orientiert sich eng am Inhalt und Aufbau des Wöhe-Lehrbuchs und versteht sich als dessen passgenaue Ergänzung. Neben mehr als 600 Wiederholungsfragen zum Lehrbuchtext enthält es etwa 500 klausurerprobte Übungsaufgaben mit ausführlichen Lösungen. Anhand von zahlreichen kleinen Fallstudien können sich die Studierenden in der eigenständigen Lösung betrieblicher Problemstellungen üben und dabei ihr Denken in ökonomischen Kategorien schulen. Daneben dienen auch rund 300 Multiple-Choice-Aufgaben der Wissenskontrolle und der gezielten Klausurvorbereitung. In der vorliegenden neuen Auflage wurden zahlreiche alte Aufgaben durch neue, praxisorientierte Übungsbeispiele ersetzt. Damit wird mit dem Übungsbuch die Möglichkeit geboten, Wissen zu überprüfen und zu ergänzen.
Fazit: BWL-Lehr- und Übungsbuch "Wöhe" sind wahrlich ein Must-have für alle Studienanfänger und Fortgeschrittene zur optimalen Vorbereitung auf BWL-Klausuren.