Der unerträgliche Mensch
Drei ehemalige Kollegen gehen miteinander zum Angeln - zwei Psychiater und ein Psychologe, der sich unter Psychiatern nicht anerkannt fühlt. Als in Bächen angelnde Fliegenfischer verachten sie Leute, die mit stinkenden Ködern auf Karpfen aus sind und fürchten Publikum, das von Brücken herunter Beifall klatscht oder lacht, wenn ein Wurf daneben geht und im Gebüsch landet. Doch nicht nur in Äußerungsformen des Prestigedenkens und sportlichen Ethos von Anglern erhält der Leser Einblick aus erster Hand. Paulus Hochgatterer ist Psychiater und kennt seine Berufsgenossen bestens.
So legen der Ich-Erzähler und seine Gefährten ihre Assoziationen und Phantasien offen; und daraus entsteht eine ebenso hintergründige wie - zumindest anfangs - auch amüsante Geschichte. Realität und Phantasie des Ich-Erzählers mischen sich, zunächst fast unmerklich, im Laufe der Zeit jedoch zunehmend; das wirkt völlig organisch und gekonnt. Am Ende steht ein spannendes Finale, das sich, nachdem man das Geschilderte schon für Realität hielt, schließlich - und zur Erleichterung des Lesers - auflöst und als Phantasie entpuppt. So wird das kleine Buch auch zu einer Studie über den Wahnsinn und der Leser ist froh, nicht Zeuge eines wirklichen Abgleitens, sondern nur des Spiels mit dem Abgrund geworden zu sein. Vielleicht aber ist das Spiel auch eine Flucht aus etwas Unerträglichem und vielleicht ist das Unerträgliche der Mensch.
Das letzte 2002 erschienene Buch Hochgatterers wurde von der Kritik zu Recht als "eigenwillig" angesprochen; eigenwillig, beeindruckend und unbedingt lesenswert ist auch sein neuestes.
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