Wirklich alle lieben Ove!
«Alle lieben Ove» heisst es in Schweden - verständlicherweise. In diesem Buch ist es für einmal der Leser, der eine Wandlung durchmacht, und nicht der Protagonist. Der Protagonist Ove bleibt sich 350 Seiten lang treu und ist, wie er eben ist. Als Leser nervt einen das am Anfang, viele finden Ove wohl unhöflich, mürrisch, unsympathisch. Kaum einer wird aber am Ende des Buches noch dieser Meinung sein. Denn am Ende muss man Ove einfach lieben. Von Anfang an:
Ove lebt alleine in einem Haus. Seine Frau ist an Krebs gestorben, Kinder hat er keine. Freunde auch nicht mehr. Seit seine Frau nicht mehr da ist, gehen auch noch die letzten menschlichen Kontakte kaputt. Sie war es, die solche Freundschaften gepflegt hat.
Ove mag es korrekt. Deshalb macht er auch jeden Tag eine Kontrollrunde in seiner Siedlung und schreibt Falschparker auf. Ausserdem nervt er sich über den Pudel seiner Nachbarin. Überhaupt nervt er sich über fast alles. Und als er auch noch frühzeitig in Rente geschickt wird, sieht er keinen Sinn mehr im Leben und trifft Vorbereitungen zum Sterben. Und diese Vorbereitungen sind penibel genau. Denn wenn es eines gibt, was Ove nicht möchte, dann ist es, anderen Menschen Aufwand zu bereiten. Also bedeckt er, bevor er sich erhängen will, den Fussboden, damit weder er noch die Sanitäter oder Polizisten eine Sauerei hinterlassen. Doch bevor er endlich sterben kann, fährt ein junger Mann, der soeben in der Nachbarschaft eingezogen ist, seinen Briefkasten um. Also muss Ove dieses Problem erst noch beseitigen, bevor er weiter sterben kann. Natürlich bleibt dieses Ereignis nicht das einzige, was Ove am Sterben hindert. Denn irgendwie brauchen alle in seiner Umgebung seine Hilfe. Und die bekommen sie. Wenn auch mürrisch und schlecht gelaunt.
Im Laufe des Buches erfährt man immer mehr aus Oves früherem Leben. Und mit jedem Detail schliesst man ihn mehr ins Herz. Zum Beispiel als er ein kleiner Junge ist, dessen Vater soeben gestorben war. Das war Mitte Monat, weshalb Ove die Hälfte des Monatslohns seines Vaters dessen ehemaligem Chef zurückbrachte. Sein Vater habe schliesslich nur einen halben Monat gearbeitet. Er wird aber auch als junger Mann beschrieben, der jeden Morgen mit dem gleichen Zug hin und her pendelt, nur, um die eine Frau wiederzutreffen, die ihm so gefällt. Und als Ehemann, der für seine verunfallte Frau das Haus umbaut und rollstuhlgängig macht.
Das Buch ist nie langweilig, lädt oft zum Schmunzeln ein und lässt einen hin und wieder nachdenken. Über das Leben, dessen Vergänglichkeit und die eigene Hilfsbereitschaft. Denn egal, wie unkonventionell unhöflich Ove ist, er hilft so manchem aus der Patsche.
Ja, «alle lieben Ove», nicht nur die Schweden.
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