Sergio Corbucci: Django

Eine geball-er-te Ladung Django

"Of all the Western Directors Sergio Corbucci pictured the most pitiless, pessimistic, surrealistic, grotesque and most violent west. Nobody is guaranteed save passage in a Corbucci film. Even the hero could end like everybody else.", so Quentin Tarantino, der erklärte Corbucci-Fan, in einem Interview auf einer der fünf Blu-rays in dieser Fan-Edition des Spaghetti-Western-Klassikers schlechhin.

Neben dem Originalfilm, dem ersten Django, der ein ganzes Genre neu definierte, auf einer 4K UltraHD und einer Blu-ray befinden sich noch viele weitere Extras in dieser Django Plaion Special Edition. Eine CD mit dem Expanded Soundtrack von Luis Bacalov, ein 100-seitiges Begleitbuch mit einem Text von Stefan Jung sowie 7 Postermotiv-Artcards erweitern die Cinemascope-Perzeption dieses Western-Klassikers, der Geschichte geschrieben hat. Die Geschichte, die erzählt wird, ist so ikonographisch wie keine andere. Ein Fremder rettet eine Frau, Maria (Loredana Nusciak), vor ihrer Auspeitschung, indem er kurzerhand ihre fünf Häscher erschießt. Gemeinsam mit dieser Maria und seinem Sarg, den er hinter sich herzieht, begeben sie sich in die nahe gelegene Stadt Nogales an der Grenze zu Mexiko. Diese ist genauso korrupt und verlassen wie ihre restlichen Bewohner. Eine Art Mafia aus Gemeindevertretern und wirklichen Verbrechern um Major Jackson (Eduardo Fajardo) beherrscht die Baracken, Prostituierte und ein Saloon-Besitzer ringen um ihr Einkommen mit den verkommenen Gestalten, die sich mühselig durch den Schlamm bewegen. Denn dieser ist allgegenwärtig, was Django auch den Transport seines Sarges erleichtert in dem sich ein schweres Maschinengewehr befindet, das er liebevoll Django nennt. Dieses Maschinengewehr - und der Schlamm - spielen eine tragende Rolle in Django, denn mit den mexikanischen Revolutionären um General Hugo Rodriguez (José Bódalo) erbeutet Django einen Goldschatz.

Der Kultwestern und die Politik

Ende gut, alles gut? Mitnichten. Erst jetzt beginnt die eigentliche Handlung, die sich um Ideale, Revolution und Freundschaft dreht, aber auch um die Liebe zu einer Frau: Mercedes. Diese ist aber längst tot und das Verhältnis von Django zu ihr bleibt geheimnisvoll, bis er sich auf ihrem Grab verschanzt und es zum letzten Duell, dem Showdown, mit den Verbrechern um Major Jackson kommt. "Alle mein Filme sind von Comics inspiriert", meint Sergio Corbucci in einem Interview auf der Begleit-Blu-ray, aber damit stapelt er tief, denn die Symbolismen, die er in Django verwendet, reichen weit tiefer in die Geschichte der Menschheit. So sind etwa die zerschlagenen Hände von Django ein biblisches Zitat, aber auch die Konstellation der korrupten Gemeinde-vertreter und des Generals stehen symbolisch für den Faschismus in dessen Hoch-Zeit der Regisseur aufwuchs. Corbucci hasste - anders etwa als John Ford - die gesellschaftlichen Repräsentanten, er hasste die Pioniere, die Gründer, die Faschisten. Sie haben das alles verdient, die Vengeance, diese Gemeinderepräsentanten, für Corbucci sind sie eine Kloake, ein Abwasserkanal, so jedenfalls interpretiert Quentin Tarantino das Gesamtwerk Corbuccis. Die Rache eines Außenseiters wie Django an der korrupten Gesellschaft (der Faschisten) muss für Corbucci und seine Fans wie eine Katharsis gewirkt haben und ist sicherlich Teil des Erfolges des Films, der viele Nachahmer fand. Denn Django-Filme gibt es mehr als Sand am Meer, insgesamt ca. 59, aber keiner ist natürlich so gut wie das Original.

Ein gerechter Kampf: Rache!

Eine eigenwillige Interpretation der Suche nach Mercedes gibt übrigens auch Quentin Tarantino am Ende der Bonus-Blu-ray im Nachspann. Allein deswegen schon ein unendliches Vergnügen. Und wie sagte der Prof in Corbuccis Companeros (1970) schon: "Einen gerechten Kampf kann man auch ohne Gewalt gewinnen." Weitere Extras: Audiokommentar mit mit den Filmhistorikern und Autoren Troy Howarth und Eugenio Ercolani, Einführung von Filmemacher Alex Cox (ca. 12 Minuten), “Django Never Dies” mit Franco Nero (ca. 26 Minuten), “Django: The One and Only” mit Franco Nero (ca. 10 Minuten), “Mud and Melancholy” mit Drehbuchautor Franco Rossetti (ca. 37 Minuten), “Rock’n’Roll Scriptwriter” mit Drehbuchautor Piero Vivarelli (ca. 11 Minuten), „Cannibal of the Wild West” mit Filmemacher Ruggero Deodato (ca. 26 Minuten), “My Husband” mit Sergio Corbuccis Ehefrau Nori (ca. 28 Minuten), “A Punch in the Face” mit Stuntman Gilberto Galimberti (ca. 19 Minuten), Bildergalerie mit seltenem Werbematerial, Trailer.

Django
Django
Laufzeit: ca. 91 Minuten
Plaion 2024
EAN 4061229077316

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