Mein Name: Dein Vermächtnis und Geschenk
Die Freunde Isaac und Langston nennen es Papierrevolution, wenn sie Sätze wie "Es ist ein Verbrechen gegen die Nation, nicht zu wissen, was ein Verbrechen gegen die Nation ist" oder "Es ist ein Verbrechen gegen die Nation, dies zu lesen" auf Flugblätter schreiben und diese dann auf dem Campus der Kampala-Universität in Uganda verteilen. Beide träumen sie davon mitzuhelfen und dabei zu sein, jetzt, wo es darum geht, ein neues Uganda zu gründen. Der Aufbruch ist greifbar.
Während Langston von der Vorstellung getrieben, in Kampala ein berühmter Autor zu werden, seine Familie, sein Dorf und seine Namen in Äthiopien zurückgelassen hat, sieht Isaac seine Zukunft in der Politik: "Wir sind hier in Afrika", (...) es gibt also nur ein Studienfach, das in Frage kommt. Politik. Etwas anderes haben wir hier nicht."
Darüber, dass den beiden sowohl die Beziehungen als auch das Geld fehlen, um sich an der Universität überhaupt einschreiben zu dürfen, schauen Isaac und Langston großzügig hinweg. Vorerst kümmern sie sich um ihre Papierrevolution, darum, die Aufmerksamkeit der Studierenden auf sich zu ziehen und insbesondere Langston ahnt ja nicht, was noch alles auf ihn zukommt, ahnt nicht, dass ihn seine ersten politaktionistischen Gehversuche bis in die USA führen, wo er sich, der englischen Sprache kaum mächtig, mit Isaacs Name, Pass und Identität beschenkt und mit dem vorherrschenden Rassismus konfrontiert, nur schwer zurecht findet. Wäre da nicht die Sozialarbeiterin Helen, der aufgetragen wird, dem afrikanischen Studenten hilfreich zur Seite zu stehen - Isaac würde in der Isolation verkümmern.
Der Autor Dinaw Mengestu, 1978 in Addis Abeba, Äthiopien geboren und als Zweijähriger mit seiner Mutter und Schwester in die USA emigriert, erzählt in seinem dritten Roman "Unsere Namen" klug aus zwei, zeitlich verschobenen Perspektiven. Mit dem Ich-Erzähler Isaac (dessen richtigen Namen der Leser nie erfährt) erlebt man die Aufbruchsstimmung und Unruhen Ugandas anfangs der Siebzigerjahre, nachdem sich die Briten zurückgezogen haben, und ist bemerkenswert nah dran an den unglaublichen Gräueltaten, die in einer ebenso bemerkenswert sachlich beobachtenden Sprache geschildert werden.
Ähnlich unschuldig-naiv wie Isaac und doch ganz anders, laut und etwas schrill, klingt Helen, die ab Isaacs Ankunft in den USA aus ihrer Sicht erzählt. Isaac weiß bereits, wie schrecklich Menschen sein können, Helen lernt es auf ihre Weise. Und doch oder gerade deswegen: Diese beiden (bedürftigen) Menschen, Helen und Isaac, die, auch wenn beide Englisch reden, oft unterschiedliche Sprachen sprechen, deren Erfahrungen und Vergangenheit nicht weiter auseinanderliegen könnten, verlieben sich ineinander. Es ist eine widersprüchliche Liebe, die gratwandert zwischen dem, was Liebende voneinander wissen möchten und dem, was besser im Geheimen verborgen liegt.

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