Abstammungsgeschichte weit zurück
Fast alle Europäer stammen von nur sieben Urmüttern ab. Zu dieser Erkenntnis ist Bryan Sykes gekommen, Professor für Genetik an der Universität Oxford. Er hat die Mitochondrien-DNA Tausender Europäer analysiert und konnte dabei sieben Bausteine entdecken, die zeigen, dass fast jeder Mensch, der in Europa lebt, in ununterbrochener weiblicher Abstammungslinie auf eine von nur sieben Frauen zurückgeht. Sykes taufte sie Ursula, Xenia, Helena, Velda, Tara, Katrin und Jasmin.
Den Weg dieser Erkenntnis zeichnet Sykes im vorliegenden Werk nach. Dabei richtet er sich nicht an Fachleute, sondern an LeserInnen ohne besondere Kenntnisse in der Molekularbiologie. So widmet er die ersten Kapitel der Vermittlung von Grundwissen, das er sehr allgemeinverständlich aufbereitet hat. Anschliessend schildert er die Untersuchungen und Hintergründe zum Fund von Gebeinen, von denen man vermutete, dass sie die sterblichen Überreste der letzten russischen Zarenfamilie seien. Nach diversen Untersuchungen stellte sich diese Vermutung mit fast hundertprozentiger Sicherheit als richtig heraus. Dann berichtet er von der wissenschaftlichen Kontroverse über die Herkunft der Polynesier, die bereits 200 Jahre dauerte. Stammen sie aus Südamerika oder Südostasien ab? Die asiatische Abstammung konnte eindeutig belegt werden.
Schliesslich konzentriert er sich auf das eigentliche Thema des Buches, die Abstammungsgeschichte der Europäer. Seine Erkenntnisse führten über mehrere Jahre zu hitzigen Auseinandersetzungen unter den Wissenschaftlern, in deren Verlauf auch weniger edle Charaktereigenschaften der Forschenden zu Tage traten. So reichert der Autor die eher trockene Materie mit einer Portion "Sex and Crime" an. Dass auch Sykes selbst nicht immer über der Sache stand und steht, zeigen wohl die genüsslich dargelegten Kämpfe zwischen ihm und anderen Bekanntheiten, aus denen wohlgemerkt er als siegreich hervortrat. Im letzten Teil des Buches porträtiert Sykes die "sieben Töchter", wie er sie sich vorstellt. Hier lässt er seiner Phantasie freien Lauf. Er rekonstruiert aus dem wahrscheinlichsten Ursprungsort das alltägliche Leben.
Es erstaunt nicht, dass die neuen Erkenntnisse von Bryan Sykes auch Nichtwissenschaftler interessieren. Die eigenen Wurzeln lösten schon immer Faszination aus. Wer sich aufgrund dieses Interesses das Buch kauft, wird mit einer flüssig zu lesenden und populär aufbreiteten Lektüre belohnt. Welche der "sieben Töchter" nun aber mit einem verwandt ist, kann man trotzdem nicht mit Sicherheit sagen. Hier ist ein DNA-Test unumgänglich.

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