Ein Denkmal für den Lehrer
Wir schreiben das Jahr 1700 in Dänemark. Es ist Frühsommer und es gilt einen Todesfall aufzuklären. Dass es sich um einen Mord handelt, ist schon sicher, ein Mörder auch festgesetzt. Doch ist es der Richtige? Der Universitätsprofessor Thomas von Boueberge und sein Sekretär Petter Hortten werden ausgesandt, den Mord zu untersuchen. Dies ist der Handlungsfaden, Erzähler ist der Sekretär. Er ist inzwischen in seinen Siebzigern, selbst Professor und schreibt die Geschichte aus seiner Erinnerung auf. Eingestreut in jedes Kapitel sind Erlebnisse und Gedanken aus der Gegenwart, dem Jahr 1747. Es handelt sich also um einen historischen Roman, der auf zwei Zeitebenen spielt.
Der Autor Kurt Aust hat mit seinem Hauptprotagonisten Petter Hortten die Gemeinsamkeit, dass beide nicht in dem Land geboren und aufgewachsen sind, in dem sie leben. Aust ist Däne, 1955 geboren, der nach Aufenthalten in Afrika und Asien jetzt als Publizist und Autor in Norwegen lebt und auch in Norwegisch schreibt. Petter Hortten stammt aus Norwegen, ist der uneheliche Sohn einer Magd und kam im Alter von 19 Jahren nach Kopenhagen. Diese einfache Abstammung nagt des öfteren an seinem Selbstvertrauen und ist Bestandteil der Erlebnisse im Sommer 1700.
Die Anlage des Romans - historisches Setting, der erfahrene Lehrer und sein Schüler klären ein Verbrechen auf - ist zwar bei Umberto Eco entlehnt, doch sollte man einen Vergleich unterlassen, denn dies wäre im Grunde ungerecht, denn nur der Rahmen der Geschichte erinnert an Eco. Eco hat eine andere Art, sein immenses enzyklopädisches Wissen in die Romane einzubringen. Aust läßt seinen Professor als Lehrmeister auftreten und sein Sekretär wird von ihm unterrichtet und gefördert, auch Petter kommentiert rückblickend das Geschehen, doch die Hauptbetonung bleibt auf dem Verbrechen und liegt nicht in den philosophischen Erkenntnissen der Menschen. Petters Grund für die Aufzeichnungen sind die immer noch empfundene Liebe und Dankbarkeit gegenüber seinem alten Lehrer, durch den er, der Bauernjunge, einen Status als Universitätsprofessor erreicht hat. Ohne Thomas von Boueberge hätte es nie einen Professor Petter Hortten gegeben und Hortten möchte Thomas mit seiner Schrift ein bleibendes Denkmal setzen, er ist eine Vaterfigur für Petter, der nie einen Vater hatte. Er erledigt dies anhand der Beschreibung der Auflösung der Kriminalhandlung und läßt vielleicht Boueberge selbst etwas zu kurz kommen. Ein weiteres Motiv Horttens für die Niederschrift ist aber auch sein eigenes Erleben. An seinem Lebensende angekommen, denkt er immer wieder über seine Jugendjahre nach und läßt sie Revue passieren.
Eingestreut in den Roman sind die politischen Gedanken seiner Zeit: die Gegensätze zwischen Schweden und Dänemark, deren Bürger sich feindlich gegenüber stehen, die Gegensätze zwischen Adel und dem einfachen Stand, der Diskurs wie man als Historiker mit der Aufzeichnung von Geschichte umgeht. Trotz der Länge des Romans von 573 Seiten (obschon die deutsche Fassung in Rücksprache mit dem Autor gekürzt wurde) gelingt es Aust nicht, ein geschichtliches Bild von Skandinavien zu zeichnen, welches den Leser mit dem Nachlektüregefühl "etwas gelernt zu haben", welches doch in historischen Romanen sich öfters einstellt, zurücklässt. Zudem bleiben die Hauptprotagonisten etwas fremd. Dies mag daran liegen, dass sie immer aus der Perspektive des Erinnerns durch Petter geschildert werden. Insbesondere wäre eine breitere Aufbereitung des "Historikerstreits" zwischen Hortten und Hoffmann interessant gewesen, vielleicht in Form einer Darstellung der Entwicklung der Geschichts-wissenschaft.
Als Fazit der Lektüre bleibt: viele Stunden mit Interesse an der Handlung geschmökert, doch das große Leseerlebnis wollte sich nicht einstellen. Ob es an den Kürzungen lag?

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