Feiner Horror
Die zwei kurzen Erzählungen der englischen Cornwall-Liebhaberin, hier zusammen in einem Band, inspirierten gleich zwei Meister der Cinematographie: die gleichnamigen Filme stammen von Alfred Hitchcock (1963) und Nicolas Roeg (1973) und vermochten es wie kaum andere Literaturverfilmungen, die Atmsophäre der Literaturvorlage einzufangen.
Die Vögel
"Die Vögel", das Original erschien 1952, werden in du Mauriers Kurzgeschichte zu einer tödlichen Bedrohung. Nicht nur Möwen, Raben und Krähen versammeln sich an der Küste Cornwalls, auch harmlosere Exemplare wie Rotkehlchen, Zeisige, Spatzen, Blaumeisen, Lerchen und Bergfinken wollen der friedlichen Familie von Nat Hocken an den Kragen. Aber anders als die Nachbarsfamilie der Triggs, seinen Arbeitgebern, gelingt es Nat, sein Haus, seine Frau und seine Kinder rechtzeitig vor der Invasion der Vögel zu schützen. Er vernagelt Fenster und Türen, besorgt sich Lebensmittel und Holzvorräte und rückt die Matratzen seiner Familie vor den Kamin in der Küche. So wie heute in der Pandemie gibt es auch in diesem Horrorszenario Ignoranten und Scharlatane, die die Realität mit "raffiniertem Witz" behandeln: "Bestimmt gab es noch andere wie ihn, Hunderte, die keine Ahnung hatten, was es hieß, im Dunkeln gegen einen Schwarm von Vögeln zu kämpfen. Sicherlich wurden heute Abend in London Partys gefeiert, so wie in den Wahlnächten. Menschen würden herumstehen, schreien und lachen und sich betrinken. `Los, kommt, wir gucken uns die Vögel an'." Ihnen allen würde es wie den Triggs ergehen und nur wer sich gut vorbereitet, kommt über die Runden.
Wenn die Gondeln Trauer tragen
In "Don’t look, now!" (1971), so der Originaltitel von "Wenn die Gondeln Trauer tragen" geht es auch um eine Art Horror, aber dieser ist viel subtiler und gleichzeitig lasziver. John und Laura, eine Ehepaar aus London, haben sich nach Venedig abgesetzt, um Urlaub zu machen und sich von dem Schrecken des Todes ihrer kleinen Tochter Christine zu erholen. Beim Abendessen in einem venezianischen Restaurant begegnen ihnen die Zwillinge, zwei Schwestern, die aus Schottland stammen und wovon eine blind ist und das zweite Gesicht hat. Auch John hat diese Gabe, jedoch weiß er nichts davon oder will nichts davon wissen. Solchen Dingen begegnet er mit Argwohn oder will es nicht wahrhaben und so mag er die beiden Schwestern, die Laura sofort in ihr Herz schließt, auch nicht besonders. Gleichzeitig treibt ein Serienmörder in Venedig sein Unwesen und die Polizei hat alle Hände voll zu tun. Als ein Anruf aus Cornwall das Ehepaar erreicht, wird ihre Ruhe erneut gestört. Ihr Sohn Johnny hat eine Blinddarmoperation vor sich und sie müssen eiligst zurückreisen. Laura nimmt das Flugzeug und John sollte eigentlich mit dem Auto gleich nachkommen, doch dann sieht er seine Frau und die Zwillinge auf einem Vaporetto, dabei müsste sie längst schon abgereist sein. Nun schnürt auch ihm die Panik die Kehle zu und er verwickelt sich in ein Netz der Ausweglosigkeit, aus dem es kein Entrinnen mehr gibt.
Meisterhaft und spannend erzählt, zeigen diese beiden Kurzgeschichten, wie viel Wonne und Sonne in der Sprache liegt selbst wenn man die Bilder vielleicht vorher schon im Kino gesehen hat. Unbedingt lesen, egal ob vorher oder nachher. Eine wirkliche Empfehlung.

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