Lebenslange Freundschaft
"Ich wusste nur, dass ich in diesem Augenblick nicht das war, was ich sein wollte", denkt Lena und denkt dabei doch nicht an sich, sondern ihre "geniale Freundin" Lila. Die beiden Freundinnen, die durch das Schicksal getrennt, aber immer wieder durch dasselbe Schicksal miteinander verbunden und aneinandergekettet werden, sind im zweiten Band der Neapolitanischen Saga von Elena Ferrante keine Mädchen mehr, sondern junge Frauen und machen ihre ersten sexuellen Erfahrungen. Lila hatte noch zu Ende des 1. Teiles geheiratet und so geriet Lena in’s Hintertreffen und beginnt nun ihre Aufholjagd, denn alles, was in den Jahren der Jugend zählt, ist Erfahrung. Und diese Erfahrungen macht sie nun. Mit oder ohne Lila.
Von der Wiege bis zur Bahre
"Die Geschichte eines neuen Namens" spielt in den Sechzigern in Neapel und auf der Insel Ischia, in der die beiden zu Frauen heranreifenden Mädchen einen denkwürdigen Sommer mit zwei Jungs, Nino und Bruno, verbringen. Denn obwohl Lila schon mit Stefano verheiratet ist, verbringt sie ihren Urlaub gemeinsam mit Lena und heckt mit ihr zusammen ein unchristliches Vergehen aus: Ehebruch. Aber dafür hat sie sich ausgerechnet den Jungen ausgesucht, auf den auch Lena am meisten steht. Statt Lila aber allein schon aus Eigeninteresse von ihrem Vorhaben abzubringen, unterstützt sie sie noch und liefert ihr das perfekte Alibi, das dann leider - trotz bester Vorbereitungen - doch noch platzt. Die Strafe für Lila kann sich jeder vorstellen: aber geschlagen hatte sie Stefano auch vorher schon.
Von der Heirat bis zur Scheidung
Während es Lena gelingt, durch ihren Ehrgeiz und Fleiß aufzusteigen und den Rione - das Armenviertel Neapels, in dem sie beide geboren wurden - zu entfliehen und sogar ein Stipendium für ein Studium in Pisa zu bekommen, stürzt Lila immer mehr ab und muss sich bald alleine mit einem Säugling und Fabriksarbeit durchschlagen. Für jenen einen Augenblick, in dem sie das tat, was ihr ihr Herz befahl, muss sie wohl den Rest ihres Lebens bezahlen. "Ich hab dich lieb, Lenù", sagt Lila zu Lena als sie mit Nino für ein Wochenende verschwindet, "und das wird immer so sein; darum wünsche ich dir, dass du wenigstens einmal im Leben das erlebst, was ich gerade erlebe." Aber aus diesem einen Augenblick werden dann doch mehrere, geheime, versteckte, verborgene, bis sich auch diese viel beschworene Liebe in Luft auflöst, denn schon nach 23 Tagen mit ihr hat Nino genug von Lila und verlässt sie.
Freundschaft, bis dass der Tod uns scheidet
"Ich blieb zurück, wartend. Sie dagegen nahm sich die Dinge, wollte sie wirklich haben, begeisterte sich, setzte auf alles oder nichts und hatte keine Angst vor Verachtung, Gespött, Geifer, Prügeln." Die "turbulente Rivalität" der beiden genialen Freundinnen trägt aber auch ihre Früchte, wie Lena bereitwillig zugibt, denn den Kern ihres ersten Romans, der alsbald veröffentlicht wird, den hat sie eigentlich von einer Kurzgeschichte Lilas gestohlen, die diese als Kind einmal in ein Schulheft geschrieben hatte und nun, Jahre später, in den Hochofen ihrer Fleischfabrik wirft. Denn wer arbeitet, hat keine Zeit für Sentimentalitäten und Kindheitserinnerungen und so brennt im Hochofen nicht nur "Die blaue Fee", sondern auch die Hoffnung auf ein besseres Leben.
"Die Geschichte eines neuen Namens" und "Meine geniale Freundin" sind auch eine Anklage an ein "provinzielles Land, in dem keine Gelegenheit zum Jammern ausgelassen werde, aber niemand die Ärmel hochkrempele und die Dinge so verändere, dass sie funktionierten." In der Neapolitanischen Saga von Elena Ferrante steckt tatsächlich eine "modernisierende Kraft" der Erneuerung (sie hat sich ihre Rezension im Buch schon selbst geschrieben), denn sie zeigt zwei parallele Leben, die unterschiedlicher nicht sein könnten und dennoch die beiden Antipoden dieses doch so wunderbaren Landes verkörpern: Anpassung und Rebellion.
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