Drama in Maine
Der sechste Roman der aus Massachussetts stammenden Bestsellerautorin spielt ebenfalls in New England, nämlich in Maine, The Pine Tree State. Neuengland liegt im Nordosten der USA, und wird von Connecticut, New Hampshire, Maine, Massachusetts, Rhode Island und Vermont gebildet. Es gilt als die Region, die neben Virginia als erstes Gebiet besiedelt wurde. Und genau in dieser Formulierung liegt auch die Crux. Denn auch vor den Europäern lebten schon Menschen dort.
Trash to Treasure
Die Geschichte mit den spukenden Indianerfriedhöfen ist aus diversen Stephen-King-Romanen oder -Verfilmungen bekannt. J. Courtney Sullivan fügt dem bekannten Allgemeinplatz aber noch einige Details hinzu und hat so einen spannenden Roman verfasst, der nicht nur Familiengeschichte, Alkoholsucht, Geisterbeschwörung und die Verfolgung religiöser Sekten wie den Quakers, sondern auch die Vernichtung der in Maine lebenden Ureinwohner zum Thema hat. Die Protagonistin ihres Romans hört auf den Namen Jane Flanagan, was auf einen trinkfesten Familienhintergrund schließen lässt. Tatsächlich waren nicht nur ihre Mutter, sondern schon ihre Großmutter Alkoholikerinnen, sagten sich aber dennoch vom Teufel Alkohol noch so rechtzeitig los, dass sie nicht direkt wegen ihm verstarben. Janes Großmutter hatte eine Affäre mit einem verheirateten Mann, der mit seiner Frau und einer Tochter ein altes Haus an der Küste von Awadapquit in Maine bewohnte. Aber durch ein familiäres Unglück wird die Familie zerstört und das wunderbare New England Haus verfällt zusehends. So verfallen entdeckt es Jane als Jugendliche, als sie noch nichts von den Verwicklungen ihrer Großmutter in die Familiengeschichte der einstigen Besitzer des Hauses weiß. Jahre später, als auch ihre Mutter stirbt, trifft sie sich mit ihrer Schwester Holly wieder. Jane hat gerade eine Ehekrise mit ihrem David und auch beruflich läuft nicht alles rund. Da beginnt sie sich mit der neuen Besitzerin des alten Hauses, Genevieve, anzufreunden und findet in ihrem Auftrag die Wahrheit über die Vorbesitzer des Hauses heraus. Denn in dem Haus spukt es.
Ojmowo-gan: Abenaki für Geschichte
Was sich zuerst wie ein spiritistischer Geisterroman anhört, entwickelt sich bald zu einem flüssig geschriebenen psychologischen Drama, das kein Unheil auslässt. Dabei spielt vor allem das Thema Familie eine große Rolle und wird in seiner ganzen Bandbreite beschrieben und erläutert. Die Beziehung zu ihren Vorfahren, zu ihrer Schwester, aber auch die Dramen, die sich durch die Ankunft der Europäer in Maine respektive in den ganzen USA abspielten, werden thematisiert und ausführlich geschildert. Selbst die Shakers, die shakenden Quakers, finden einen prominenten Platz in diesem Familienroman, der die ganze amerikanische Geschichte aufzuarbeiten scheint. Besonders das Kapitel Ureinwohner, im Falle Maines, die Geschichte der Abenakis, wird behutsam aufgearbeitet und in einer Weise präsentiert, die viel Feingefühl erfordert. So erklärt sie etwa das Abenaki-Wort für Geschichte mit folgenden Worten: "Nicht so sehr ein Ereignis in der Vergangenheit, sondern eher eine aktive, fortdauernde kollektive Praxis. Etwa sich ewig Wiederholendes, ewig Entwickelndes, das auf sich selbst aufbaut". Vielleicht kann man auch aus dieser Definition von Geschichte etwas lernen, denn schließlich wird Geschichte jeden Tag geschrieben und umgeschrieben. Die Sieger haben noch nicht gewonnen. Und auch wenn diese den Widerstand gegen sie nicht erwähnen und totschwiegen: es gab und gibt ihn doch. Davon kann man sich auch in einer anderen, sehr interessanten Publikation des Klett-Cotta-Verlages überzeugen: Aram Mattioli, Zeiten der Auflehnung. Eine Geschichte des indigenen Widerstandes in den USA.

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