Das Scheitern einer Familie
Ellin Carsta erzählt in ihrem aktuellen Roman "Die ferne Hoffnung" eine deutsche Familiengeschichte des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Das Hamburger Kaffeekontor "Hansen & Söhne" steht vor dem Ruin. Peter Hansen, Sohn des Gründers, hat jegliche Hoffnung verloren und sieht für sich als Lösung nur noch den Selbstmord. Die drei erwachsenen Söhne Georg, Robert und Karl überlässt er damit einem ungewissen Schicksal, denn sie haben keine Ahnung, wie es um die Firma steht. Erst bei der Testamentseröffnung werden ihnen die Augen geöffnet.
In letzter Minute bietet sich dem mittleren Bruder Robert eine günstige Gelegenheit. Er packt zu und erwirbt in Kamerun eine Kakao-Plantage. Die Konditionen sind günstig und er hofft, das Familienunternehmen retten zu können. Der Umsatz aus dem Anbau und Handel mit der Schokolade soll "Hansen & Söhne" wieder schwarze Zahlen schreiben lassen. Seine Frau und die zwei Töchtern reisen mit ihm nach Afrika. Dieses afrikanische Leben wird vorwiegend aus der Perspektive der jüngeren Tochter Luise erzählt.
Der ältere Georg bleibt in Hamburg, um dort das Kontor weiterzuführen. Karl zieht es nach Wien, wo Kakao schon rasenden Absatz findet, aber es noch immer Platz für Lieferanten hat.
Legte die Autorin damit einen Roman zum deutschen Kolonialismus vor? Nein, denn Ellin Carsta spricht in ihrer Geschichte um die Familie Hansen weitere Themen an: Emanzipation, Selbstverleugnung, gesellschaftliche Zwänge des 19. Jahrhunderts. Für ein Buch ist das schnell zu viel. Sie behilft sich daher mit einem Trick und wechselt kapitelweise den Ort der Handlung und die Hauptperson. Mittels dieser Erzählweise wirkt der Roman auf den Leser nicht überfrachtet. Gewünscht hätte man sich jedoch eine gewisse Tiefe, die dadurch fehlt.
Luise ist die Figur, die sich am besten einprägt und das größte Potenzial in dieser Familiengeschichte hat. Sie hebt sich ab von den Frauenbildern der höheren Gesellschaft des 19. Jahrhunderts, sie hat eine andere Vorstellung vom Leben und ist offen für Kamerun und seine Bewohner. Sie ist die, von der man sich sogleich vorstellt, dass sie wie einst Tania Blixen einmal sagen wird: "Ich hatte eine Farm in Afrika". Doch es kommt anders.
Im Grunde ist der Roman eine Geschichte des Scheiterns. Keines der Familienmitglieder schafft es, eigene Lebenspläne umzusetzen. Sie stolpern über ungeschriebene Verhaltensregeln und Zwänge der Gesellschaft. Sie sind nicht mutig genug, die gesetzten Normen zu ignorieren. Robert hätte es angestanden, sich in Afrika weiter zu verwirklichen. Karl verleugnet seine wahren Gefühle und damit sich selbst. Georg lässt sich von der Schwägerin um den Finger wickeln und büßt letztlich alles ein. Luise ist zu jung, um selbstbestimmt zu handeln und für ihren Lebensplan zu kämpfen. Somit gehört auch sie zu den Verlierern.
"Die ferne Hoffnung" unterhält angenehm auf den 342 Seiten, die sich schnell verschlingen lassen. Der Roman entspricht derzeit noch keiner Saga, aber es sind wohl weitere Bücher zur Hansen-Familie geplant.

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