Dominique Manotti, DOA: Die ehrenwerte Gesellschaft

Im Korruptionssumpf der obersten Kreise

Es sei gleich gesagt: Das ist ein super Polit-Thriller, der 2011 den 'Grand Prix de la littérature policière" für den besten französischen Kriminalroman erhielt und jetzt neu aufgelegt wurde.

Die 1942 in Paris geborene Dominique Manotti, ehemalige Professorin für Wirtschaftsgeschichte, schätze ich schon lange, vor allem ihres Stakkato-Stils wegen, der mich jedes Mal mit französischen Sehnsüchten erfüllt. DOA, geboren 1968 in Lyon, war mir bisher kein Begriff.

"Die ehrenwerte Gesellschaft" handelt von idealistisch gesinnten, naiven und bornierten Ökoaktivisten, der obersten französischen Behörde für Atomenergie, den finanziell motivierten Bemühungen, die Atomindustrie zu privatisieren, der Politik, die so recht eigentlich nichts anderes ist als die zynische und rücksichtslose Durchsetzung von Eigeninteressen sowie, wir sind in Frankreich, um Ehebruch in den höheren Kreisen.

Es ist eine überaus spannende Geschichte mit vielen ganz unterschiedlichen Charakteren – rasant geschildert und, trotz vieler Szenenwechsel, eine Einladung zum Mitfiebern. Was mich neben der Handlung vor allem beeindruckte, sind die prägnanten Einsichten, die dieser Thriller vermittelt. Diese zeugen von Durchblick. Manotti und DOA beschreiben besser als soziologische Studien es könnten, wie nackte Habgier die heutige Welt beherrscht. Und besonders eindrücklich, wie brutal es dabei zu und her geht.

Zu den Einsichten, die ich schätze, gehören:
"Wenn Chefs Eier hätten, würde so etwas nicht passieren."
"Du irrst dich, den Chefs geht's genau so, die haben auch keine Wahl."

"Es reizt sie, zu husten, aber sie beherrscht sich. Angenehmer Schmerz. Das Leben. Egal ob Autosuggestion oder reale Wirkung, es tut ihr gut."

"Das Erste, was ihm bei Scoarmec auffällt, ist das Chaos überall: Nicht das Resultat einer Durchsuchung, sondern so, wie es eine unordentliche Person anrichtet. Pâris erkennt es wieder. Es entspricht seinem eigenen, er ist nur bei der Arbeit ordentlich."

"Das Erste, dass man als junger Bulle lernt, wenn man in einem etwas heiklen Dienst anfängt, ist, keinem Politiker zu trauen."
"Verallgemeinern wir doch bitte nicht."
"Ihre Freundschaft dauert, solange sie nützlich ist. Oder ungefährlich ...".

"Die ehrenwerte Gesellschaft" ist auch überaus lehrreich. Nie war mir klarer, dass es unter anderem grosse Selbstdisziplin ist, was Reiche und Erfolgreiche auszeichnet. Und dass es in allen Schichten Menschen mit Rückgrat gibt.

Wer wissen will, wie raffgierig, korrupt und intrigant die herrschende Klasse operiert, sollte diesen Thriller lesen. Allerbeste Aufklärung! Ein grandioser Pageturner!

Die ehrenwerte Gesellschaft
Barbara Heber-Schärer (Übersetzung)
Die ehrenwerte Gesellschaft
280 Seiten, broschiert
Originalsprache: Französisch
EAN 978-3862414192

Schneeweiße Trauer

„Unmöglicher Abschied“ behandelt das Massaker, dem 1948 auf der südkoreanischen Insel Jeju 30.000 Menschen zum Opfer fielen. Inseon, die Tochter eines Überlebenden und Nichte eines Ermordeten, sammelt Zeitzeugenberichte und arbeitet die Geschichte auf. Schließlich möchte sie die Leiden ihres Volks in einem monumentalen Kunstwerk darstellen.

Unmöglicher Abschied

Orwell? Malraux? Hemingway? Nein, Ilse Barea-Kulcsar!

Ein fast vergessener  Roman aus dem Spanischen Bürgerkrieg.

Telefónica

Bringer der Pest

Nosferatu, die dritte filmische Interpretation des alten rumänischen Mythos, wartet mit Staraufgebot auf und ...

Nosferatu - Der Untote

Eine Reise in die Vergangenheit, die im geografischen Nichts endet

Peter Handke ist 1961 erstmals in das Land seiner slowenischen Vorfahren gereist. Damals hieß es noch Jugoslawien. Literarisch aufgearbeitet hat der Autor diese Annäherung in seinem Roman "Die Wiederholung".

Die Wiederholung

A Good Girl in Berlin

"Good Girl", das Debüt der bisherigen Dichterin, bricht alle Vorstellungen des herkömmlichen Bildungsromans: eine kleine Revolution.

Good Girl

Geerbte Schuld

Heimanns dominante linke Hand macht sich unkontrollierbar selbstständig. Sie führt ein regelrechtes Eigenleben: würgt seine Freundin und bringt ihn ins Gefängnis. In der Zelle hat er endlich Zeit zur Besinnung auf sich selbst. Und die Hand hilft ihm dabei.

Die widerspenstige Hand