The Doors: die "bösen" Sechziger
"Some are born to the endless night", heißt es in einem Lied der wohl bekanntesten Acid-Rock-Band der Sechziger, bei der Ray Man(c)zarak die Keyboards und den Bass spielte. Die Texte der Band schrieben Jim Morrison und Robbie Krieger und John Densmore klopfte auf die Felle - vom Schlagzeuger der Band ist bei Hannibal ebenfalls eine Autobiographie erschienen, die im Original den Titel "Riders On The Storm" trägt und auf Deutsch "Mein Leben mit Jim Morrison und den Doors" heißt. Zweifellos hat der früh verstorbene Leadsänger der Doors nicht nur auf Ray, Robbie und John einen bleibenden Eindruck hinterlassen, sondern auch auf die Welt, nicht nur wegen seines Lebens, sondern auch aufgrund seines bis heute ungeklärten Todes. Der "Politiker der Erotik", "Schamane", "Poet" wäre im Dezember 73 geworden, hätte er sich mit 27 nicht in die Ewigkeit verabschiedet: "The day which we fear as our last is but the birthday of eternity", zitiert Ray Seneca.
The Doors: die "bösen" Sechziger
"He’s hot, he’s sexy, he’s dead" titelte zehn Jahre nach seinem Tod eine Musikzeitschrift und auch heute noch könnte dieser Aperçu Geltung haben. Als er mit 27 in einer Badewanne in der Pariser Rue Beautreillis starb, war allerdings nicht einmal mehr das Badewasser "hot" und sein verbrauchter, durch Drogen- und Alkoholkonsum gezeichneter Körper alles andere als "sexy": Jim Morrison hatte sich - laut Zeugenaussagen - im Badezimmer eingesperrt und es wurde Heroin bei ihm gefunden, das ihm seine Langzeitfreundin Pamela von ihrem Liebhaber, dem Grafen, besorgt hatte. Auch Ray Manzarak beginnt in seiner Schilderung seiner Zeit mit Jim Morrison - sie dauerte nur sieben Jahre - mit Jims unaufgeklärtem Tod, ein Trauma unter dem wohl Manzarek bis zu seinem Tod im Alter von 74 Jahren litt. Manzarek bemüht sich, die negative Orientierung der Band - deren Themen sich anders als die von anderen Bands der Zeit nicht um Liebe und Friede kreisten - zu erklären. Der Vietnamkrieg könnte dafür als Blaupause herhalten, denn in ihm ging es um die Erweiterung der Grenze nach Westen - von Kalifornien aus gesehen also Asien. Aber für diesen amerikanischen Traum starben geschätzte drei Millionen Zivilisten und ca. 60'000 US-Soldaten. Die Doors können heute also auch als Antithese zur Love & Peace Generation gelesen werden, da sie die Dinge aussprechen, die damals wirklich abgingen: Tod, Vergewaltigung und Krieg.
The Doors: "Un Chant D’Amour"
Manzarek beschreibt nicht nur die legendenhaft verklärte erste Begegnung mit Morrison an einem Strand in Venice, bei dem letzterer "Moonlight Drive" intonierte, sondern auch die gemeinsame Studienzeit an der Filmhochschule der UCLA. Das eigentlich wirklich erste Zusammentreffen der beiden war bei der Vorführung eines Filmes von "Un Chant D’Amour" des homosexuellen französischen Schriftstellers Jean Genet in Berkeley, also rund 700 Kilometer von der UCLA entfernt. Die zweite Hälfte der Doors stieß dann bei einer TCM-Sitzung zu ihnen. "Wir sind im Grunde unseres Herzens alle einsam und finden in der Kunst einen Gefährten, der uns Trost spendet", schreibt der belesene Manzarek über seine "Klasse", die des Künstlers. Es gab eigentlich nur einen der noch belesener war als er: Morrison. Dieser spielte gerne Bücherraten in seiner eigenen Bibliothek: "Lies mir eine Zeile aus einem beliebigen Buch vor und ich sage dir, wer es geschrieben hat."
Acid Artaud Rock: "Light My Fire"
Manzarek begeisterte sich damals nicht nur für die französische Nouvelle Vague, sondern auch für den russischen Konstruktivismus, vor allem aber für Jazz und Drogen. In seinen Text lässt er immer wieder Zitate aus Doors-Liedern einfließen und strukturiert seine Kapitel nach den Alben und Orten der Band. Wichtige Kapitel sind natürlich auch Miami und New Haven, die Skandale, die den schnellen Erfolg der Band, die in nur sieben Jahren sieben Alben geschaffen hatte, zerstörten. Die Geschichte der Doors liest sich wie eine griechische Tragödie und zeigt, dass ihre Helden an die magische Grenze im Westen stießen, um von dort die letzte große Reise an die letzte große Grenze anzutreten: die Reise nach innen. Die illustrierte Biografie ist seiner Frau und großen Liebe Dorothy gewidmet, die Jim und ihn anfangs über Wasser hielt, bis sich mit "Light my Fire" ihr Erfolg einstellte: 50'000.- Dollar für jedes Bandmitglied im ersten Jahr nach Veröffentlichung. Robbie soll sich als erstes einen Porsche dafür gekauft haben, Ray ein Haus für Dorothy, John zwei Pferde und Jim einen Schlangenlederanzug: And the Lizard King was born!
The Lizard King: "Rock is Dead"
Wer ein authentisches Bild der Sechziger vermittelt bekommen möchte, ist bei diesem Buch genau richtig. Viele Referenzen an Kunst und Kultur der damaligen Zeit, Fotos, die Konkurrenz zwischen den (Grateful) Dead und den Doors, Hippies, Seitenhiebe auf den (Doors-)Filmemacher Oliver Stone, Songtexte der Doors, die Europa-Tournee der Doors sowie viele andere Details lassen nicht nur das Fanherz höherschlagen. Und noch etwas: Mit "Rock is Dead" nahm Morrison schon 1971 (!) die Vereinnahmung der Revolution durch die Macht des Dollars sowie die Zerstörung des Rock'n Roll durch die Konzerne vorweg. Mit Morrison starb auch einer der letzten authentischen Rockstars und das schon 1971, mit ihm starb auch der Rock. Denn spätestens ab 1967 ging es ohnehin nur mehr um's Abcashen und nicht um gesellschaftliche Veränderung. Rock is Dead.
Der Organist der neben den Stones und Beatles wohl bekanntesten Rock- und Popbands der Sechziger Jahre verstarb 2013 an den Folgen einer Krebserkrankung.

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