Privates in der Öffentlichkeit
Mario Gmür ist Psychiater und Dozent an der Universität Zürich. Er hat sich eingehender mit dem sogenannten Medienopfersyndrom MSO auseinandergesetzt. Mit seinem Buch umreisst er die theoretischen Aspekte dieses Syndroms und zeigt Beispiele aus der Praxis auf.
Das Medienopfersyndrom benennt die psychischen Folgen für das Opfer einer aggressiven verletzenden Publizistik. Diese Schäden sind, wie Gmür festhält, meist nicht allein auf die Medien zurückzuführen, die Medien leisten aber häufig einen gehörigen Anteil. Die Opfer entwickeln öfter eine andauernde soziale Todesangst bzw. Existenzvernichtungsangst und sind in ihren sozialen Beziehungen stark eingeschränkt. Durch die öffentliche Blossstellung "kommt es zu einem Zusammenbruch der habituellen stabilisierenden Abwehrinformationen des Ich, was tiefreichende Leere und Ohnmachtsgefühle zur Folge hat."
Der Autor spart nicht mit Kritik an der heutigen Medienkultur, in der der Sensationsjournalismus Überhand nimmt. Tatsachen verzerrende Medienkampagnen, die sich gut verkaufen lassen, haben auf der Ebene des Individuums häufig fatale Folgen. Aufgrund der ungleichen Machtverteilung zwischen Medien und Individuum wären auf Seite der Journalisten ethische Normen angesagt, die eine Folgenabschätzung fordern. Die Schwierigkeit besteht dabei vor allem darin, die Waage zwischen Aufgabe (Aufdeckung von gesellschaftlich relevantem Geschehen) und Persönlichkeitsschutz zu halten. Wenn die Medien unter aller Augen Selbstjustiz üben (indem sie eine Person gesellschaftlich zerstören), sind sie mit Sicherheit von ihrem Weg abgekommen.
Gmürs Buch könnte Journalisten zu einer gewissen Selbstreflexion anregen. Die angeführten Beispiele aus der Praxis sind wohl erschreckend genug. Wie ein Journalismus, der sich der Absatzorientierung auf dem Markt der Sensation und Intimität verschrieben hat, zum grundlegenden Überdenken des eigenen Charakterfundaments und somit der eigenen Existenzgrundlage bewegt werden könnte, lässt Gmür allerdings offen. In seinem etwas allzu weit ausholenden Essay neigt Gmür bisweilen zu etwas undifferenzierten Aussagen und grenzt dabei selber an Polemik. Will man die Technikgeschichte, die Entwicklung der Öffentlichkeit, wichtige Medien- und Kulturtheoretiker neben der Theorie und Praxis aus der Psychiatrie unter einen Hut bringen, ist ein 200seitiges Buch mit lesefreundlichen Lettern wohl einfach zu knapp.

Ein tragisches Reiseerlebnis
Thomas Manns "Mario und der Zauberer" ist eine bis heute lesenswerte Auseinandersetzung mit dem alltäglichen Faschismus.
Mario und der ZaubererDie Lüge als Konstante
Nach Jahren der Abwesenheit kehrt ein erfolgloser Drehbuchautor aus der Hauptstadt in sein Elternhaus auf einem fränkischen Dorf zurück und geht den Lebenslügen seiner Familie und der Liebe auf den Grund.
Villa SternbaldDie Schönheit der Dichtung
Eine Sammlung von Gedichten, die philosophische Impressionen ebenso enthält wie zarte Betrachtungen über Mensch, Natur und Zeit.
zeitflechtenWirf dein Leben weg, such dir ein neues!
Wolfgang Martin Roth erkundet in seinem Roman eine sich selten bietende Gelegenheit. Ein Weg zum Glück?
Der Deutsche von Flug 111Philosophische Höhenflüge
Christoph Heiß, philosophierender Mediziner, begibt sich auf eine Reise in die Sphären der Naturphilosophie.
… denn Sein ist