Vorboten des Krieges
Dzevard Karahasan wurde 1953 in Duvno, Jugoslawien, dem heutigen Bosnien-Herzegowina, geboren. Nach einem Studium der Literatur- und Theaterwissenschaft in Sarajevo floh er 1993 ins Exil. In seinen Werken spricht sich der Autor für die Beibehaltung eines Vielvölkerstaats Jugoslawien aus. Seine Sprache richtet sich auf imaginäre Weise gegen Gewalt und Krieg. So auch in seinem Roman "Der nächtliche Rat".
In "Der nächtliche Rat" verbindet der Autor Mythos, historische Fakten und die Wirklichkeit miteinander. Erzählt wird die Geschichte von dem in Berlin lebenden Arzt Simon Mihailovics. Ursprünglich als bosnischer Serbe aus Foca kommend, lebt Simon seit 25 Jahren mit seiner Frau Barbara in Berlin. Als sein Sohn das Haus verlässt, gerät er in eine Sinn- und Lebenskrise, die ihn im August 1991 an seinen Geburtsort Foca zurücktreibt. Die Vergangenheit soll ihm helfen, Antworten für sein jetziges und zukünftiges Leben zu finden.
Doch schon bei seiner Ankunft in Foca sieht er sich einer fremden Wirklichkeit gegenüber. Flüchtende Menschen, Männer tragen plötzlich Bärte, ein grausamer Mord an einer ehemaligen muslimischen Mitschülerin, in die er früher verliebt war. Simon wird mit dem Mord in Verbindung gebracht. Der Polizeichef, Simons ehemaliger Sportlehrer, legt ihm auf, Foca bis zum Abschluss der Ermittlungen nicht zu verlassen. Als drei weitere Morde passieren, erhärtet sich der Verdacht gegen Simon.
Simon spürt, dass die Vergangenheit sein Lebensschicksal ist und er der Schlüssel zu einer noch unbekannten Wahrheit. Als er zudem Dinge erfahren muss, die er nicht zuordnen kann, gerät seine Gefühlswelt immer mehr aus den Fugen. Das nächtliche Hundegebell ohne erkennbaren Grund, der ihn verfolgende Walnussgeruch, die nicht zu öffnende Kellertür in dem Haus seiner Eltern, stumme Zeugen, die ihn zu beobachten scheinen. Ist das alles Wirklichkeit oder Fantasie? Die Grenzen verschwimmen für Simon immer mehr.
Sein Nachbar Ibrahim sieht eine herannahende Katastrophe, aus der es kein Entkommen gibt. Die serbische Polizei legt Simon nahe, den Kontakt mit Ibrahim zu beenden. Er begegnet Musa. Musa ist ein ehemaliger Freund seines Vaters, der Zeit seines Lebens für die Freiheit eingetreten ist. Musa spricht über das Versagen des Kommunismus, über den Verlust von Freiheit und den Zwang zur Solidarität, über den Fehler, den Narzissmus nicht mehr beachtet zu haben. Jetzt holt es sie ein und Krieg ist die Folge.
Auf einer serbischen Versammlung, geht der Appell an die Vernunft unter und das Serbentum wird gepriesen. Simon scheint einer der ihren zu sein und der Polizeichef zwingt ihn, sich für oder gegen die serbische Seite zu entscheiden. Als Simon seinen Jugendfreund und Sufi-Mönch Enver Pilav trifft, philosophieren sie nächtelang über Verrat und Freiheit. Enver führt Simon in die Welt der Verstorbenen, der Massakrierten der Jahrhunderte. Durch diesen Kern der Wahrheit wird Simon das Opfer von Kräften, die er selbst nicht mehr steuern kann.
Unverkennbar ist Dzevad Karahasans Interesse an der Mystik. Er greift in seinem Roman Elemente des magischen Realismus auf. Religiöse Mystik verbindet der Autor mit den politischen Entwicklungen des herannahenden Bosnien-Krieges und des persönlichen Lebensschicksals des Protagonisten Simon. Im Kern geht es um die Vorboten und die Ursachen des 1992 entbrannten Bürgerkrieges in Bosnien-Herzegowina und die Sinnlosigkeit von Krieg, um das Festhalten an falschen Idealen und dass vergangene Schuld dauerhaft und immer wieder wirkt.
Erzähltechnisch deutet Karahasan diese Entwicklung durch philosophisch und theologisch überaus lange Monologe seiner Figuren an. Dadurch wird das Erzähltempo verlangsamt und die anfangs anmutende Spannung weicht immer mehr der Ermüdung. Durch dieses Experimentieren mit unterschiedlichen Erzählgenres wird die Handlung des Romans immer abstrakter bis hin zum märchenhaften. Der Roman bietet sehr viele gut ausgeformte Deutungsmuster auf den herannahenden Bürgerkrieg, doch die weltanschaulichen Zwiesprachen seines Protagonisten Simon überfrachten die Geschichte zeitweise symbolisch. Der Versuch Simons, in seiner Vergangenheit Antworten auf die Fragen des Heute und der Zukunft zu finden, endet zwar recht phantasievoll aber zu märtyrerhaft. Der Bosnien-Krieg mit all seinen Grausamkeiten und Qualen gerät dadurch in den Hintergrund und entweicht am Ende der Gedankenwelt des Lesers. Dies hat Karahasan sicherlich nicht bezweckt.
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