Die provozierende Gleichgültigkeit
Meursault, Büroangestellter und Ich-Erzähler in Albert Camus' Roman "Der Fremde", ist ein merkwürdiger Mensch. Oft langweilt er sich, und alles scheint ihm gleichgültig zu sein. Gleichgültig reagiert er auf den Tod seiner Mutter, gleichgültig lässt er ihre Bestattung über sich ergehen und gleichgültig antwortet er auf den Wunsch seiner Freundin, ihn zu heiraten. Er hat nur wenige soziale Kontakte, bleibt dabei immer auf einer oberflächlichen Ebene, kommt den Menschen nicht nahe und lässt sie nicht nahe an sich heran. Er ist ein Fremder in dem Sinn, dass er sich und den anderen stets fremd bleibt.
Nun würde er damit dank seiner Unauffälligkeit trotzdem ganz gut durchs Leben kommen, wenn er nicht - bedingt durch Zufälle -in eine ausserordentliche Situation gekommen wäre und einen Araber am Strand umgebracht hätte. Meursault kommt vor Gericht und wird des Mordes angeklagt. Der Staatsanwalt führt vor allem seine Gleichgültigkeit ins Feld und interpretiert sie als Amoral. Meursaults gottloses und gefühlskaltes Verhalten, insbesondere während der Beerdigung seiner Mutter, als er keine Träne vergiesst, wird mehr angeprangert als die eigentliche Tat. Die Geschworenen folgen schliesslich dem Staatsanwalt, Meursault wird zum Tod verurteilt.
Ein Held des Absurden
Meursault ist ein Held des Absurden. Er fühlt sich keinen metaphysischen Mächten, keinem Gott, verpflichtet. Das menschliche Dasein erscheint ihm sinn- und zwecklos. Die Strukturen, mit denen die Menschen ihren Alltag ordnen und ihrem Leben Sinn geben, erkennt er als willkürliche menschliche Konstruktionen. Nur so kann er vor Gericht behaupten, er wisse nicht, was Sünde ist; Nur so kann er die Tat gestehen, aber seine Schuld nicht bekennen. Trotz dieser Sinnlosigkeit hat Meursault aber nie daran gedacht, sein Leben selbst zu beenden. Er hat weiter gelebt und sich damit der Sinnlosigkeit nicht gebeugt, ganz so, wie sich Camus auch Sisyphos vorgestellt hat - glücklich nämlich.
1942 schaffte Albert Camus mit diesem schmalen Roman den Durchbruch. 15 Jahren später wurde er Literatur-Nobelpreisträger. Interpret Ulrich Matthes findet genau den richtigen Ton, wenn er als Meursault von den Ereignissen vor dem Mord und seinem Aufenthalt im Gefängnis berichtet. Ein Ton, der Meursaults provozierende Gleichgültigkeit und damit seine Fremdheit in der Welt treffend wiedergibt und damit auch Camus' Philosophie des Absurden veranschaulicht.
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