„Ein in mehrfacher Hinsicht bemerkenswertes Werk mit bedeutendem Inhalt“
"Die Geschichte Hans Castorps, die wir erzählen wollen, - nicht um seinetwillen (denn der Leser wird einen einfachen, wenn auch ansprechenden jungen Mann in ihm kennenlernen), sondern um der Geschichte willen, die uns in hohem Grade erzählenswert scheint (wobei zu Hans Castorps Gunsten denn doch erinnert werden sollte, dass es seine Geschichte ist, und dass nicht jedem jede Geschichte passiert): diese Geschichte ist sehr lange her, sie ist sozusagen schon ganz mit historischem Edelrost überzogen und unbedingt in der Zeitform der tiefsten Vergangenheit vorzutragen."
Kann ein solcher Einstieg mit dem Literaturnobelpreis belohnt werden? Jedenfalls beginnt Thomas Manns Roman Der Zauberberg mit dem eingangs zitierten Satzungetüm. Zehn Jahre mindestens, alle Unterbrechungen, auch durch den 1. Weltkrieg, eingerechnet, arbeitete der Autor an seinem, wie er es sah, opus magnum. Weitere fünf Jahre nach Drucklegung bekam Mann tatsächlich den Literaturnobelpreis. Doch welche Enttäuschung: Die schwedischen Preisrichter, die über die Vergabe entscheiden, sprachen ihm die Auszeichnung für ein drei Jahrzehnte zuvor erschienenes Werk zu, Die Buddenbrooks.
„Die Begeisterung in Stockholm“, den Zauberberg betreffend, „hielt sich in Grenzen“, schreibt Norman Ohler. Der Berliner Schriftsteller hat soeben ein erzählendes Sachbuch mit dem vielsagenden Titel Der Zauberberg, die ganze Geschichte vorgelegt. Ohler gräbt darin das durchaus vernichtende Urteil eines der Juroren (vermutlich der Schriftsteller und Kritiker Martin Fredrik Böök) aus: „Der Gutachter charakterisierte ‚den Zauberberg als ein‚ in mehrfacher Hinsicht bemerkenswertes Werk mit bedeutendem Inhalt, aber unter ästhetischen Gesichtspunkten zu weitschweifig und zu schwerfällig, um zu Manns besten Schöpfungen gerechnet zu werden.‘“
Vielleicht fehlte dem Sachverständigen, vor dem Erscheinen des Zauberbergs immerhin Literaturprofessor an der neben Uppsala renommiertesten schwedischen Universität Lund, ja der intellektuelle Zugang? Zudem traf das Stockholmer Komitee in der seit 1903 währenden Geschichte seiner bislang 119 Preisverleihungen manch merkwürdige Entscheidung. Und auch die 120., da muss man kein Prophet sein, wird kaum auf ein ungeteiltes Echo stoßen. Die Mehrheit der Thomas Mann-Experten, da bestehen wenig Zweifel, stuft den Zauberberg literarisch höher ein als die Buddenbrooks. Und Norman Ohler hätte wohl kaum ein Buch über Lübeck geschrieben, mit dem Titel Die Buddenbrooks, die ganze Geschichte.
Mann selber kommentierte die Kritik am Zauberberg halbwegs diplomatisch, aber nicht frei von Ressentiments. Das Werk sei halt ein deutsches, so deutsch, „daß fremdländische Beurteiler seine Weltmöglichkeit völlig unterschätzten.“ Und Ohler? Fragt sich in seinem Buch: „Ist Der Zauberberg ein Kunstwerk, das mit der Zeit besser wird, oder ließ der ‚historische Edelrost‘, mit dem laut Mann die Geschichte überzogen ist, das Material porös werden, sodass es sich über die letzten einhundert Jahre zersetzte?"
Die Antwort sei an dieser Stelle nicht verraten. Nur so viel: Sie hat, auch aus Ohlers Sicht, mit dem Helden Hans Castorp zu tun und ist in dem einzigen Satz begründet, der im Zauberberg kursiv gedruckt ist: „Der Mensch soll um der Güte und Liebe willen dem Tode keine Herrschaft einräumen über seine Gedanken.“

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