Eine typisch niederländische Erfolgsgeschichte? Nicht ganz …
Es ist eine typisch niederländische Erfolgsgeschichte. 1937 in Den Haag geboren, heuerte Johan Weisz nach der Schule bei einem Floristen an, zunächst als Aushilfe. Herman Derksen schickte ihn auf die Gartenbauschule, was sein Glück war. Von dort bewarb er sich am Königlichen Hof und schloss die Gärtnerlehre ab.
Auch danach hatte Weisz den richtigen Riecher: Er kam beim Amsterdamer Blumenhändler Georg Kirsch unter, einem bekannten Floristen und Blumenbinder. Weisz schaute zu, lernte, bildete sich weiter, hatte sogar noch Zeit für ein Kunststudium. Bald war er selber ein bekannter Florist. Er sorgte für Blumenschmuck, gestaltete komplette Ausstellungen und arrangierte irgendwann auch staatliche Großveranstaltungen und die Feierlichkeiten der niederländischen Königsfamilie. Längst hatte er da schon den Betrieb von Kirsch übernommen.
Sein gewinnendes Wesen und seine Ausstrahlung halfen ihm weiter hoch auf der Erfolgsleiter. Weisz stieg zum Repräsentanten der niederländischen Blumenindustrie auf und war vier Jahrzehnte lang für deren Werbeauftritte in den USA, in Kanada und auch in vielen asiatischen und europäischen Staaten verantwortlich. Heute blickt er, wie es so schön heißt, auf ein erfülltes Leben zurück.
War es auch glücklich? Nein, glücklich war es nicht.
Das lag schon an seiner Herkunft. Er hieß nicht immer Johan Weisz. Diesen Namen legte er sich für die Deutschen zurecht, damit er unauffälliger wirkte und sie ihn, nachdem sie die Niederlande besetzt hatten, nicht nach Auschwitz schickten. Geholfen hat es wenig.
Zoni Weisz, wie er richtig heißt, ist Sinto. Mit zusammen 245 Sinti und Roma war er bereits auf einem 'Zigeunertransport' aus dem Durchgangslager Westerbork unterwegs nach Osten. Beim Umsteigen in Assen wurden Zoni, seine Tante und deren Kinder kurz von den Eltern und dem Rest der Familie getrennt. Als sie auf dem Bahnhof herumirrten, fielen sie einem niederländischen Polizisten auf, dem Menschlichkeit wichtiger war als seine Pflicht. Er sorgte dafür, dass die kleine Gruppe entwischen konnte. Zonis Eltern, sein Bruder, seine Schwestern, die übrigen Onkeln und Tanten, alle wurden sie in Auschwitz vergast.
Weisz hat zwei Geschichten, die Johangeschichte und die Zonigeschichte. Beides kann er nicht voneinander trennen, und beide Geschichten erzählt er in seinem beindruckenden Buch "Der vergessene Holocaust".
Am 27. Januar 2011 lud der Deutsche Bundestag Zoni Weisz zum Gedenken an die Opfer des Holocaust ein, als ersten Sinti oder Roma überhaupt. Er hielt eine Rede, und auch die war beindruckend. "Eine halbe Million Sinti und Roma", erinnerte Weisz die Abgeordneten, "wurden im Holocaust ausgerottet. Nichts oder fast nichts hat die Gesellschaft daraus gelernt, sonst würde sie heute verantwortungsvoller mit uns umgehen."
Die Geschichte wiederholt sich, nachdem "seit einigen Jahren insbesondere Roma auf der Suche nach einem besseren Leben und nach Zukunft für ihre Kinder nach Westeuropa kommen. In manchen Ländern Westeuropas wie Italien und Frankreich wird man dann wieder diskriminiert, ausgegrenzt und lebt unter menschenunwürdigen Umständen in Ghettos. Man wird wieder des Landes verwiesen und in das Herkunftsland abgeschoben." Das Paradoxe daran: "Diese Menschen sind Einwohner von Ländern, die der Europäischen Gemeinschaft angehören."
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