Gary J. Jucha: Der ultimative Jimi Hendrix Guide

Der ultimative Gitarrero

"I ain’t that kind of Indian" , soll Hendrix bei der Veröffentlichung seines Albums "Axis: Bold as Love" belustigt angemerkt haben, denn das Cover zeigt ihn als pseudo-religiöses Hindu-Bild, verziert mit allerlei Schnickschnack, ganz so wie seine Musik auch als Space Rock und Science Fiction Rock bezeichnet wurde. In Seattle, Washington/USA als John Allen Hendrix geboren und in seinen Adern das Blut eines Cherokee-Vorfahren sowie seiner schwarzen Mutter Lucille, war ihm nur ein kurzer kometenhafter Aufstieg vergönnt. Sein Vater soll ihm und seinem Bruder verboten haben, an der Beerdigung der Mutter teilzunehmen und war auch sonst nicht gerade ein liebenswerter Zeitgenosse. Jimi befreite sich kurzerhand durch einen Umzug nach London/England von der eigenen Familie und begann mit Bands wie den Rocking Kings oder Velvetones eine beispiellose musikalische Karriere. Anfangs noch als Begleitmusiker der Isley Brothers und Little Richards wurde ihm das Korsett bald zu eng und verhungern konnte er auch mit einer eigenen Band unter eigenem Namen.

Jimi under the Spell of a Woman

Die Jimi Hendrix Experience, seine eigentlich wirklich erste, echte Band, war ein Trio und verkörpert auch heute noch das Jahrzehnt der freien Liebe und des Summers of Love wie kaum eine andere Band. Hendrix war aber nicht nur für sein Gitarrenspiel bei Kollegen wie Townshend, Clapton, Beck oder Richards berüchtigt, letzterem spannte er sogar seine Freundin aus und das obwohl er jederzeit unbeschränkten Zugang zu Groupies - seinen "Electric Ladies" hatte. Enge Bindungen konnte er ohnehin nicht eingehen, da er ständig unterwegs war, dennoch gibt der Biograph drei Frauen an, mit denen er eine längere Beziehung pflegte. Eine davon war auch seine Dealerin und Pimp gleichzeitig: sie sorgte nicht nur bei Drogen, sondern auch bei Mädchen für Nachschub. Sie servierte eben nicht nur Tee, wie Jucha pointiert lakonisch bemerkt.

Vom Leben auf anderen Planeten

Der Autor weiß als Insider viele Anekdoten über das veröffentlichte Material über und von Jimi Hendrix, auch zwischen 2013-2016 Bescheid und erklärt nicht nur den Hintergrund einiger Songs, sondern auch worauf man als Fan besonders achten sollte. "Dolly Dagger" soll ein Lied über Jagger sein, der ihm wiederum seine Freundin ausspannte, so wie Hendrix es zuvor bei Jagger’s Bandkollegen Richards getan hatte. Auch die Anekdote der Plaster Casters wird von Jucha nicht vergessen und in den Zusammenhang eines "Penis de Milo" gestellt. Außerdem erwähnt der Autor auch die Beziehungen Jimis zu anderen Zeitgenossen wie den Beatles oder Eric Burden von den Animals, der auch später die Leiche von Jimi identifizieren sollte. Die Gerüchte über seinen Selbstmord und/oder Mord verstummen so wie bei anderen Musikerkollegen bis heute nicht, als bestätigt gilt jedoch, dass Jimi einen Cocktail aus Heroin, LSD und Vesparax in seinem Blut gehabt soll und zudem in Wein ertränkt wurde. Entgegen verbreiteten Gerüchten sei das Lied "Purple Haze" keine Hommage an Drogenkonsum, sondern vielmehr dem Nebel auf einem neu entdeckten Planeten gewidmet. Schade, dass eine tabellarische Discographie keinen Platz mehr fand. Der "Guide" ist illustriert und in Paperback beim Hannibal-Verlag erhältlich.

Konsequente Autodestruktion

Sein Einfluss auf spätere Generationen von Rockmusikern wird ebenso beleuchtet wie eine Auswahlbibliographie und ein Register einen Überblick über den "ultimativen Jimi Hendrix Guide" bieten. Zeit seines Lebens soll Jimi auch mit Townshend von den Who in Konkurrenz gewesen sein, aber während erster seine Gitarre nur ab und zu zertrümmerte und dann anzündete, folgte letzterer der Konzept-Kunst der Autodestruktion von Gustav Metzger: Jimi hatte sich dieses Konzept für sich selbst aufbewahrt. Die eigentliche Todesursache lautete: Ersticken an seinem eigenen Erbrochenen.

Der ultimative Jimi Hendrix Guide
Alan Tepper (Übersetzung)
Der ultimative Jimi Hendrix Guide
488 Seiten, broschiert
Hannibal 2017
EAN 978-3854456186

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