Für eine gerechtere Welt
Jean Ziegler - UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung und Vize-Präsident des Beratenden Ausschusses des Menschenrechtsrats - hat sich oft unter Einsatz seines eigenen Lebens und seiner Existenz für die Menschenrechte eingesetzt und sich gegen die "kannibalische Weltordnung" gestellt. Mit Hilfe der "planetarischen Zivilgesellschaft" hofft er immer noch auf eine Ende einer Welt voller Ausbeutung und Profitgier und in seinem neuesten Buch beteuert er, seinen Kampf nicht aufzugeben und ermuntert sogar andere noch und spricht ihnen Mut zu. Denn trotz einiger Rückschläge hat Jean Ziegler auch viele Erfolge aufzuweisen und argumentiert für eine multipolare Welt, in der der UNO eine wichtige Rolle zukommt. "Was mich von den Opfern trennt, ist der Zufall der Geburt" und der kategorische Imperativ brenne doch in uns allen, oder?
Obszöne Welt
Tatsächlich leben wir in einer sehr obszönen Welt. 85 Ultrareiche besitzen ein Vermögen, das den Gesamtbesitz von 3,5 Milliarden der ärmsten Bewohner unseres Planeten übertrifft. Einige Dutzend Milliardäre die man in einem Reisebus befördern könnte haben mehr als die Weltbevölkerung und zahlen dafür nicht einmal Steuern. Oxfam International hat untersucht, dass zwischen 2004 und 2014 praktisch alle Gesetze, die verabschiedet wurden, dazu dienten, die Steuern der Superreichen zu verringern und die Finanzmärkte zu deregulieren sowie die Liberalisierung des Arbeitsmarktes voranzutreiben. Eine "transkontinentale Oligarchie" wäscht ihr Geld in Offshore-Firmen und kooperiert mit dem internationalen Verbrechen. Nicht erst seit den "Panama-Papers" sind aber auch Mechanismen bekannt geworden, die diese Hegemonie irgendwann vielleicht doch beseitigen könnten? Journalismus und Aufklärung sind sicherlich zumindest ein Hoffnungsschimmer in einer obszönen Weltordnung, die die Ärmsten der Armen verschuldet und ausbeutet und die Reichsten der Reichen immer noch mehr bereichert.
Einsatz für Menschenrechte und gegen Hunger
In 9 oft sehr persönlich gefärbten Kapiteln erzählt uns Jean Ziegler nicht nur, wie er zu seinem Vornamen gekommen ist - Simone de Beauvoir hatte ihn im Café de Flore ermahnt, dass Hans doch kein Name sei - sondern auch von seinem Kampf gegen Armut, Hunger und Ungerechtigkeit in der Welt. Dabei gilt sein Kampf aber nicht nur afrikanischen Despoten, sondern auch Vertretern der sog. "freien" Welt, die die imperiale Ordnung mit Gewalt aufrecht erhalten wollen. Einer davon ist Henry Kissinger, den Ziegler in vorliegendem Buch so demontiert, dass man sich wirklich fragt, warum diesem Mann noch kein Prozess gemacht wurde. Als US-Außenminister hat er nicht nur den Einsatz von Agent Orange zu verantworten, sondern auch unzählige CIA-Einsätze in Südamerika, die grausame Militärregime an die Macht brachten, die wiederum die besten und tapfersten Männer und Frauen des jeweiligen Landes internierten, folterten oder umbrachten. Chiles Diktator Augusto Pinochet war nicht von ungefähr einer der größten Bewunderer Kissingers. Weitere Stationen von Zieglers Erzählungen sind auch sein unermüdlicher Einsatz für das Gute in Ruanda, Bangladesh, Mongolei, Guatemala, Indien, Libanon, Brasilien, Niger, Äthiopien, Israel, Palästina, die er authentisch schildert und in denen er sich wie ein Fels in der Brandung den Fluten des Bösen entgegenstellt.
Unerschütterlich ist auch sein Glaube an die Menschheit: "Dennoch bin ich im tiefsten Inneren davon überzeugt, dass die Geschichte einen Sinn hat. Ich glaube an die fortschreitende Menschwerdung des Menschen. Im Laufe meines Lebens habe ich so viel Liebe erfahren, dass es mir unmöglich ist, nicht an das Werk Gottes zu glauben."
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