Erster Weltkrieg kurz dargestellt
Er gilt als die "Urkatastrophe" des 20. Jahrhunderts und jährt sich dieses Jahr zum 100. Mal: Der Erste Weltkrieg. Der Autor Henke-Bockschatz, Professor für Geschichtsdidaktik, hat "eine kurze Geschichte" dieses Krieges geschrieben. Sie ist gut verständlich und richtet sich nicht in erster Linie an Wissenschaftler. Es geht dabei nicht nur um den militärischen Verlauf, sondern auch um Themen wie die "Kriegskultur" und die Rolle der Arbeiterbewegung. Wie viele andere Publikationen der letzten Zeit sieht der Autor die Kriegsschuld jedoch nicht auf der Seite des Deutschen Reiches. Vielmehr liegt die Kriegsursache ihm zufolge in der kapitalistischen Konkurrenz der imperialistischen Staaten begründet, die den Status einer Weltmacht erlangen wollten. Er distanziert sich zwar vom erfolgreichen Buch des australischen Historikers Clark, nach dem alle Beteiligten schuldlos in den Weltkrieg "hineingeschlafwandelt" seien, gibt die Verantwortung für den Krieg aber fast ausschließlich der abstrakten Konkurrenzsituation.
Nachtrag:
Auf die ursprüngliche Rezension erhielt ich eine unfreundliche E-Mail eines Lesers. Er hatte sich am letzten Satz, in dem ich schrieb, dass sich der Autor kaum vom Historiker Clark distanziere, gestört. Nach erneuter Lektüre der betreffenden Stellen lässt sich sagen, dass "kaum" etwas untertrieben war. Henke-Bockschatz distanziert sich in wichtigen Punkten von der Haltung Clarks, dessen Schlafwandlerthese er kritisiert und entkräftet (vgl. S. 14). Ebenso wie Clark nimmt Henke-Bockschatz Deutschland jedoch aus der Verantwortung als Verursacher des Krieges. Nach Henke-Bockschatz sind die kriegführenden Staaten zwar nicht geschlafwandelt, sondern "mussten" wegen der "weltumspannenden wirtschaftlichen und politischen Konkurrenz" (S. 14) so handeln und Krieg führen. Diese Darstellung ist problematisch. Einerseits spielte die Konkurrenz der Staaten sicher eine große Rolle für den Krieg. Andererseits ist die "Entschuldigung" Deutschlands und die Zuweisung der alleinigen Ursache an ein Abstraktum wie der Konkurrenz fatal. Solch eine Argumentation führt zu einem Determinismus, demzufolge die Akteure gar keine andere Wahl gehabt hätten als so zu handeln. Die größenwahnsinnigen Verantwortlichen in der Führungsriege des Deutschen Reichs hätten ihre Fantasien von der Weltmacht Deutschland lieber hinten angestellt.

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