"Alles Existierende entsteht ohne Grund"
Als "bedeutendster Roman des Existentialismus" ging "Der Ekel" neben "La Noia" (Alberto Moravia) und "Der Fremde" (Albert Camus) in die Literaturgeschichte ein. Auf knapp 300 Seiten legt Sartre seine Ideen zur "Existenz" dar. Im Anhang befinden sich verschiedene Versionen einzelner Abschnitte sowie eine Bibliographie. Ein Hinweis der Übersetzerin erklärt, warum Sartres erster Roman 1938 nicht wie geplant als "Melancholia", sondern als "La Nausée" erschien.
"Some of these days, You'll miss me honey..."
Antoine Roquentin, Weltgereister, Einzelgänger und Außenseiter in der Provinzstadt Bouville, schreibt ein Tagebuch. Er ist hierher, nach Bouville, gekommen, um Nachforschungen zu seinem Forschungsgegenstand anzustellen. Als gelernter Historiker will er mehr über den Marquis de Rollebon in Erfahrung bringen. Der Diplomat soll nach der Französischen Revolution in die Ermordung von Paul II. verwickelt gewesen sein. Aber diese Angaben sind völlig fiktiv und dienen nur als Vehikel für die Aussichtslosigkeit des eigentlichen Unterfangens von Roquentin: sich von der Liebe zu Anny zu befreien. Der Roman steuert unweigerlich auf seinen dramaturgischen Höhepunkt zu, nämlich das Wiedersehen mit Anny, von der er sich vor sechs Jahren getrennt hatte. Aber zuvor erlebt Roquentin noch das "Vermächtnis des Kiesels". Denn dieser eine Kiesel, den er über das Wasser wandern lassen will, löst eine Kette von Gedankengängen aus, die ihn bis ans Ende seiner eigenen Existenz führen. Nach einigen abschweifenden und abwertenden Gedanken über den Humanismus, den Autodidakten (seinen geheimen Gegenspieler, Antagonisten), die Absurdität, Kontingenz, den Ekel und ein junges Paar, das im Café Mably am Nebentisch schmust, begreift er das Wesen der Dinge.
"Play it again, Francoise!"
"Alles Existierende entsteht ohne Grund, setzt sich aus Schwäche fort und stirbt durch Zufall." Diese niederschmetternde Erkenntnis (das Marmeladen- oder Konfitüresein) führt ihn zu der Grundannahme des Existentialismus: wir sind zur Freiheit verdammt. "Ich langweile mich", schreibt er, "das ist alles. Von Zeit zu Zeit gähne ich so stark, daß mir Tränen die Wangen herunterrolen. Es ist eine tiefe, tiefe Langeweile, das tiefsitzende Herz der Existenz, der Stoff selbst, aus dem ich gemacht bin." Die handlungsspezifische Klammer in "Der Ekel" spielt übrigens das Lied einer "Negress und eines Juden mit schwarzen Augenbrauen", wie Sartre schreibt. Der Titel "Some of these days". Gemeint waren damit wahrscheinlich Ethel Waters und Shelton Brooks. Übrigens ein dramaturgischer Trick, der auch bei Bogart/Bacall-Filmen gerne angewandt wurde. In der letzte Szene von "Der Ekel", als Roquentin sich von seiner Gelegenheitsgeliebten und Zimmerwirtin Françoise verabschiedet, bittet er sie doch tatsächlich, das Lied nochmals zu spielen. "Play it again, Sam!", hieß das dann in "Casablanca".

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