Carol Reed: Der Dritte Mann

75 Jahre "Der Dritte Mann"

"Is this a dream? Or is it real?", fragt Maryam D'abo als Kara Milovy ihren James Bond (Timothy Dalton) in The Living Daylights (1987) und steht dabei am höchsten Punkt in einer Gondel des Riesenrades in Wien. Diese Hommage an einen der wohl besten englischen Filme, "Der Dritte Mann", in einem Blockbuster zu hören und zu sehen, ist bei weitem nicht die einzige Art, wie dieser Film die internationale Filmgeschichte und auch das Bild von Wien beeinflusst hat. 

Wien - weit weg von Walzer, Wein und Wohlfahrt

1948/49, zur Zeit der Entstehung des Films, war Wien allerdings alles andere als ein Traum, wie 1987 Maryam D'abo hauchte. In den 40er-Jahren, in denen der Film spielt, war Wien nämlich vom Krieg zerstört und der Schwarzmarkt blühte. Harry Lime (Orson Welles) spielt einen skrupellosen Verbrecher, der Penicillin panscht, um seine Profite zu erhöhen. Sein ehemaliger Freund, Holly Martins (Joseph Cotten), ist im nachkriegszerstörten Wien auf der Suche nach seinem ehemaligen Freund und verliebt sich dabei in dessen Freundin Anna Schmidt (Alida Valli). Der vermeintlich tote Harry stirbt im Dritten Mann gleich zweimal, aber beide Mal hält Anna zu ihm. Ihre Liebe und Loyalität kennen keine Grenzen. Die Romanvorlage von Graham Greene war die Steilvorlage, die Regisseur Carol Reed zum wohl besten englischen Noir verarbeitete. Klassischerweise ist das Noir-Genre von der Aussichtlosigkeit menschlichen Strebens, einer feindlichen Umgebung und zumeist einer Femme fatale gekennzeichnet. Warum es sich bei der von Alida Valli verkörperten Anna aber um eine Anti-Femme-fatale handelt, erklärt Anna Bogutskaya im beigefügten 64-seitigem Booklet, das aus Anlass des 75-jährigen Bestehens des Films von Studiocanal zusammengestellt wurde. Neben den Hintergrundgeschichten zum Film zeigt es auch Filmplakate und sogenannte Stills (Standfotos). Zudem finden sich eine Menge Extras auf der BluRay resp. 4K Ultra HD. Ein weiteres Essay stammt von Adam Scovell, der sich mit der Stadt und dem Film beschäftigt, also Schauplätze wie dem Riesenrad, dem Zentralfriedhof oder dem Café Mozart. John Walsh wiederum findet Spuren des Dritten Mannes auch in Werken anderer Regisseure wie etwa Martin Scorsese oder Richard Linklater et al. Von ihm stammt auch die eingangs erwähnte Verbindung zwischen James Bond und Holly Martins, die doch überraschen lässt. 

Welthit aus Wien

Nicht zu vergessen ist auch der erste Wiener Welthit, der nicht der Klassik-Welt entstammt und somit als Vorläufer von Falco gewertet werden könnte. Das Filmmotiv "The Harry Lime Theme" von Anton Karas, gespielt auf einer Zither, wurde damals zum veritablen Welthit.  
Die Single mit dem Originaltitel "The Third Man Theme / Der Café-Mozart-Walzer" belegte 1950 in der US-Hitparade für 11 Wochen die Spitzenposition. Mit 4 Millionen verkauften Exemplaren zählt sie auch heute noch zu einer der meistverkauften Instrumentalstücke. Weltweit sollen es 1963 schon 40 Millionen Tonträger gewesen sein. Weitere Extras: 2er-Schuber mit einem neuen Artwork des französischen Illustrators Nico Delort mit 64-seitigem Booklet und umfangreichen Bonusmaterial: NEU Noreen Ackland über "Der dritte Mann" (Audio-Interview), Audiokommentar von Guy Hamilton, Simon Callow & Angela Allen, Featurettes: „Auf den Spuren des Dritten Mannes“, „Die Restaurierung“, „Der dritte Mann – Ein Einfluss auf Filmemacher“, Joseph Cottens alternativer Anfang der US-Fassung, interaktive Karte von Wien mit Kurzfilmen mit Brigitte Timmermann, "Der dritte Mann" im Radio, Interview und Zithermusik mit Cornelia Meyer, GUARDIAN-NFT-Interviews mit Joseph Cotten und Graham Greene, Bildergalerie: Hinter den Kulissen, Trailer.

Der Dritte Mann
Carol Reed (Regie)
Der Dritte Mann
Laufzeit: ca. 104 Minuten
EAN 4006680104652

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