Eva Magin-Pelich: Der «Backsteingeneral» Paul Eugen Haueisen

Ein fast vergessener Ludwigshafener Architekt

Ein Interview mit der Autorin des Buches "Der «Backsteingeneral» Paul Eugen Haueisen". Die kleine Biografie ist die erste Publikation über den Architekten, der für die BASF Gebäude erstellt hat, die bis heute für das Stadtbild von Ludwigshafen prägend sind:

Frau Magin-Pelich, Ihre Buchreihe "Ludwigshafener Perlen: Schönes in der Stadt am Rhein" eröffnen Sie mit einer kleinen Biografie über den kaum gewürdigten BASF-Architekten der Hemshof-Kolonie und des Gesellschaftshauses, Paul Eugen Haueisen. Wie sind Sie gerade auf ihn gekommen?

Haueisen hat hier in den Stadtteilen Friesenheim und Nord mehrere Gebäude verantwortet, aber auch auf dem Gelände der BASF. So stammen ein Verwaltungsbau und ein Labor von ihm. Alle Gebäude werden noch heute genutzt und fallen im Stadtbild auf. Zum großen Teil sind sie schon aufwändig saniert. Ich laufe öfters an der Hemshof-Kolonie vorbei und freute mich immer an den kleinen Backsteinhäusern. Irgendwann fragte ich mich: Wer hat die eigentlich gemacht? Welche Geschichte steckt dahinter?

Sie schreiben in der Einleitung, dass es in Ludwigshafen weder eine Strasse gibt, die an Paul Eugen Haueisen erinnert noch ein Denkmal oder ähnliches. Gibt oder gab es denn Bestrebungen, dies zu ändern? Und wenn es sich ändern lässt, was wäre Ihr Vorschlag?

Meines Wissens nach gibt es tatsächlich keine Erinnerung, weder in der Stadt noch auf dem Werksgelände. Ich habe auch keine Hinweise, dass es jemals einen Plan gab, dies zu ändern. Ich fürchte sogar, dass es den meisten Menschen egal ist. Ich finde das schade. Es würde ja schon reichen, wenn man an ausgewählten Häusern von Haueisen auf ihn als Architekten hinweist. Das gilt auch für andere Quartiere mit anderen Architekten, zum Beispiel die Ebert-Siedlung, die seinerzeit in den 20er/30erJahren hochmodern war.

Haben Sie erfahren können, wann der Name "Backsteingeneral" entstanden ist? Liegt der Ursprung in Haueisens Bestreben in jungen Jahren eine Backstein-Fabrik aufzuziehen oder eher in seiner Tätigkeit bei BASF, wo er Backsteingebäude quasi generalstabsmässig produzierte?

Der Name "Backsteingeneral" soll ihm während seiner Tätigkeit im Werk verpasst worden sein und war wohl scherzhaft gemeint. Er war der erste Architekt, der nach Plan vorging, der kontrollierte und prüfte und zudem dürften die Backsteine ein Lieblingsmaterial gewesen sein. Vielleicht aber auch eine pragmatische Wahl eines Baustoffs. Konkret dazu habe ich leider nichts gefunden.

Ging aus den Dokumenten, die Sie für Ihr Buch konsultiert haben, hervor, wie viel Gestaltungsfreiraum Haueisen bei der BASF hatte? Konnte er seine eigene Kreativität einbringen oder musste er einfach die Vorgaben der BASF professionell und organisiert umsetzen und hatte daher eine eher untergeordnete Rolle? Vielleicht wird er ja aus diesem Grund nicht speziell gewürdigt, nicht einmal bei der BASF, wie sich ein Enkel von Hauseisen ja später einmal bei der BASF beklagt.

Das geht aus den Dokumenten, die nicht sehr zahlreich oder auch einfach nicht erschlossen sind, leider nicht hervor. Doch ich glaube, dass er seine Vorstellungen einbringen konnte, denn man hatte ja erkannt, dass jemand her musste, der nach Plan baute. Da Haueisen im Laufe seiner Zeit bei der BASF eine Führungsposition und dann auch Prokura hatte, denke ich schon, dass man dies als Indiz nehmen kann, dass er respektiert wurde und eine Stimme hatte.
Warum bei der BASF keiner auf die Idee kam, ihn zu würdigen, entzieht sich meiner Kenntnis.

Der Charakter der Arbeitersiedlung in Ludwigshafen-Hemshof hat sich trotz Denkmalschutz deutlich gewandelt, wie Sie schreiben, so sind z. T. die kleinen Vorgärten verschwunden, weil anders genutzt. Fallen denn nur die Häuser selber unter den Denkmalschutz und die Gärten kann jeder Bewohner völlig frei gestalten?

Ja, es sind wohl nur die Häuser. Da darf nichts geändert werden. Die Gärten, wie sie früher bestanden, passen nicht mehr in unsere Zeit. Ich persönlich finde, dass in einen Garten auch Nutzbeete gehören. Doch es macht Arbeit, die nicht jede/jeder machen will/kann und das Gemüse muss ja auch verarbeitet werden.

Wissen Sie bereits, wie Sie Ihre Reihe "Ludwigshafener Perlen: Schönes in der Stadt am Rhein", mit der sie an Architekten und ihre Bauten in Ludwigshafen erinnern möchten, fortsetzen werden? Und was sind Ihre Auswahlkriterien?

Meine nächsten Recherchen werden sich auf Heinrich Schmitt beziehen, auch auf ihn gehen denkmalgeschützte Bauten zurück, er bewegt sich in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Sollten die Forschungen genügend Material ergeben, wird das nächste Büchlein sich mit ihm beschäftigen.
Ich habe mir die Denkmalliste der Stadt angesehen, geschaut wie viele Bauten von einzelnen Architekten geplant wurden. Das ist eines meiner Kriterien. Zudem ist mein Plan, die Reihe über die Stadt zu verteilen, sodass jeder Stadtteil mit Denkmälern einmal dabei ist.

Sie sind in Ludwigshafen aufgewachsen, haben dann über mehrere Jahre woanders gelebt und sind nun seit 2016 wieder zurück in Ludwigshafen. Wenn Sie die Stadt von damals mit heute vergleichen, was fällt Ihnen zuerst auf und finden Sie, dass sich der Wohnort städtebaulich in die richtige Richtung entwickelt?

Leider muss mir das auffallen, was jedem Besucher der Stadt auffällt: Der Niedergang des Einzelhandels, der Kaufhäuser. Das zeichnete sich schon 1996 ab, als wir die Stadt verließen, weil mein Mann eine Stelle in Berlin gefunden hatte. In der Folge hat es dann schon dramatische Ausmaße angenommen.
Doch: Was Besucher nicht bemerken, ist, dass die Stadt ein immens gutes Kulturangebot hat, wenn man bedenkt, dass es keinerlei finanzielle Spielräume wegen der Überschuldung gibt. Das hiesige Kunstmuseum hat einen überregionalen Ruf, das Theater ist ein Gastspielhaus ohne eigenes Ensemble, sodass es auch hier immer Neues gibt. Zudem sind im Kultursommer fast alle Veranstaltungen kostenlos.
Ich bin jemand, der sich in der Regel zu Fuß oder mit der Straßenbahn durch die Stadt bewegt. Gerade dann, vielleicht auch nur zu Fuß, fallen einem die schönen Ecken der Stadt auf. Der Stadtteil Nord mit dem Hemshof war nach Berlin-Kreuzberg das größte Sanierungsgebiet in Deutschland. Heute ist er saniert und ein lebendiges Viertel, in dem zig Nationen zusammen leben.
Ich fürchte, dass der Städtebau, der derzeit hier betrieben wird, zu einseitig ist. Es werden viele Eigentumswohnungen oder hochpreisige Mietwohnungen gebaut. Mir persönlich wäre eine bunte Durchmischung lieber.
Ab Januar 2018 haben wir jedoch mit Jutta Steinruck eine neue Oberbürgermeisterin, vielleicht gelingt es ihr, die ausgetretenen Pfade zu verlassen und einiges neu zu denken.

Frau Magin-Pelich, besten Dank für das Gespräch.

Eva Magin-Pelich schreibt unter anderem auch für rezensionen.ch Buchbesprechungen: Magin-Pelichs Profil bei rezensionen.ch
Der «Backsteingeneral» Paul Eugen Haueisen
Der «Backsteingeneral» Paul Eugen Haueisen
58 Seiten, broschiert
EAN 978-1975822828

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