Kampf um Malta
Liebe, Hass, Krieg, Obsessionen: Das sind einige der Ingredienzen dieses seitenreichen Romans über die türkische Belagerung Maltas und die Rückeroberung der Insel in der Mitte des 16. Jahrhunderts, geschrieben von dem Psychologen und Schriftsteller Tim Willocks.
Der Deutsche Matthias Tannhäuser wird, von ihm selbst ganz ungeplant, in die Kämpfe um Malta mit hineingezogen. Schon seine Rekrutierung ist ein Intrigen- und Machtspiel, ausgehend von Jean Parisot de la Valette, dem Großmeister des Johanniterordens. Dieser bedient sich der schönen Carla, die ihren unehelichen Sohn auf Malta finden will - man hatte ihn ihr direkt nach der Geburt weggenommen -, sie soll Tannhäuser dazu bringen, mit ihr nach Malta zu gehen. Was für Tannhäuser als eine Suche nach dem Jungen geplant war, endet in einer Beteiligung am Krieg um Malta.
Doch die Geschichte um den harten Kerl Tannhäuser, diesen kantigen Helden und Carla, die edle Schöne, ist nicht der Impetus des Buches. Das Schicksal der Protagonisten ist lediglich Transportmittel für die Historie um die Belagerung Maltas. Und da liegt vermutlich auch die Krux des Romans begraben. Denn "Das Sakrament" von Tim Willocks ist zwar im Ansatz ein gutes und interessantes Buch, aber es weist Schwächen auf und hinterlässt eine merkwürdige Leerstelle nach der letzten Seite.
Nein, so beeindruckend die Gefechtsszenen zumindest zu Beginn sind, ein "pageturner" ist der Roman gerade wegen der Schlachten nicht. Die Beschreibungen des Kampfgetümmels in Kombination mit der teilweise recht hohen Sprachebene wirken in der Wiederholung schwerfällig. Sie überlagern die Darstellung der Charaktere und den Fortgang der Handlung. Das Personal bleibt weitgehend blass, es ruft im Leser keine dauerhaften Gefühle hervor, es findet weder eine positive noch negative Identifikation statt. Sicher, ein Zuviel an Gefühl und Handlung rückte den Roman zu nah an ein triviales Unternehmen. Doch ein Zuwenig kann nicht die Lösung sein, zudem kein wirkliches Zeitbild außerhalb des Schlachtfeldes geschaffen wird. Der Leser wird immer wieder im Lesefluss angehalten, jedoch nicht zum Luftholen, wie es ein guter Thriller verlangt, sondern es stellt sich Ermüdung ein. Man läuft schnell Gefahr, auch über die restliche Geschichte unaufmerksam hinwegzulesen. Verwunderlich, denn Willocks ist kein Erstautor, schrieb zuvor schon drei Thriller, die als erfolgreich gelten.
Dem Roman, motiviert durch das problematische Verhältnis der Weltreligionen Islam und Christentum, wäre im Übrigen mit dem Originaltitel besser gedient, der da schlicht und einfach heißt: The Religion. Denn diese ist das zugrunde liegende Thema des Buches, verbunden mit der Erkenntnis, dass weder Christen noch Moslems die Besseren im Glauben an einen Gott sind, beide Religionen die ihrige für die einzig wahre halten, die deshalb und im Namen der Macht aber immer auch schnell missbraucht wird. Das ist nun wirklich keine neue Nachricht, umso erstaunlicher, dass sie noch immer nicht auch bis zum letzten Gläubigen vorgedrungen ist.
Fazit: Das Buch ist zu lang (schreibt eine, die immer zuerst zum dicken Buch greift), zu sehr auf die Schlachten fixiert, müsste in der präsentierten Länge mehr an Handlung bieten, um den Leser von der ersten bis zur 761. Seite bei der Stange zu halten.
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