Mexico City: Moloch der Hoffnungslosigkeit
Der südamerikanische Kultautor Guillermo J. Fadanelli beleuchtet mit "Das andere Gesicht Rock Hudsons" die gewaltausspeiende, gnadenlose Schattenseite einer der größten Metropolen der Welt, Mexiko City.
Der Schauplatz der Handlung ist der Alltag in einem verwahrlosten und heruntergekommenen, schäbigen Viertel der Megastadt. Es ist das Gebiet des Drogenhändlers und kaltblütigen Killers Juan Ramírez. Sein Zuhause ist das Hotel Orizaba. Hier lebt er mit seiner heroinabhängigen Schwester Rebecca. Rebecca arbeitet als Hure und gemeinsam rauben sie ihre Freier aus. Kaltblütig und grausam ermordet Ramirez im Auftrag eines Freundes einen Barbesitzer. Den Mord an der Geliebten eines Mannes lässt er sich nicht nur mit Bargeld bezahlen. Er nimmt die Auftraggeberin und ihre Kinder in die persönliche Verantwortung.
Ramírez ist aber auch eine Provokation und Bedrohung für andere Kriminelle des Milieus, die ihn lieber tot als lebendig sehen würden. Er wird verfolgt, mit Waffen in Schach gehalten, zusammengeschlagen und entführt. Daher ist sein Instinkt für Gefahren äußerst ausgeprägt. Er liegt ständig auf der Lauer und hat sein Messer griffbereit in der Tasche.
In dem von Kriminalität geprägten Viertel lebt auch der 15 jährige Ich-Erzähler. Er treibt sich am liebsten mit seinen Freunden herum oder sitzt in der Videothek neben Schulschwänzern und abgehalfterten Männern wie besessen vor seinen Kampfspielen. Seit er auf die höhere Schule geht, hat er zwar gelernt, sich zu behaupten. Dennoch lähmt ihn oft seine Angst. Er gerät immer mehr in den Dunstkreis von Ramírez, der ihn für seine Drogengeschäfte missbraucht. Opfer ist auch die Schwester des Ich-Erzählers Elena, die sich von Ramírez verführen lässt.
Nach einem Streit um Drogen und Schutzgeld wird Ramírez von anderen Ganoven verschleppt. Er taucht nie wieder auf. Der Ich-Erzähler und seine Schwester Elena verlassen ihr verhasstes Zuhause und ziehen in das Hotel Orizaba. Der Hotelier Rogelio, der nun auf bessere Zeiten hofft, gibt ihnen das ehemalige Zimmer von Ramírez.
Eine gewalttätige und farbige Machtfülle von Bildern erwartet den Leser in Fadanellis Roman. Beißend beschreibt Fadanelli den heruntergekommenen Stadtbezirk in dem südamerikanischen Moloch Mexiko City. Packend und spannend bindet er seine beiden Protagonisten, die nicht gegensätzlicher sein könnten, in den Strudel von Gewalt, Sex, Drogen und Mord ein. Ob es der Killer Ramírez ist oder der Ich-Erzähler, durch Rückblenden wird deutlich, dass beide Gefangene ihres gnadenlosen Umfeldes und ihres elenden Lebens sind. Die Zukunft, in die sie treiben, ist verhängnisvoll und ausweglos.
Fadanellis Figuren erheben nicht den moralischen Zeigefinger. Seine Figuren zeigen dem Leser vielmehr die schwarze Wirklichkeit, in der Armut und Verbrechen den Alltag und die Zukunft bestimmen. Eine atmosphärisch verhärtete, düstere und sprachmächtige Beschreibung eines realen, rohen und brutalen Lebens.
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