Mythos Berlin. Ein Noir.
Ein deutscher Krimi in der Tradition des Crime Noir der Herren Raymond Chandler, James M. Cain, Dashiell Hammett oder Raymond Chandler, Cornell Woolrich und W. R. Burnett und Georges Simenon? Ja gibt’s denn das? Noch dazu geschrieben Mitte der 80er-Jahre im "besetzten" Berlin des vergangenen Jahrhunderts? Aber eigentlich gar nicht so überraschend, denn auch das Noir-Genre in Literatur und Film der 30er-Jahre war vom deutschen Expressionismus beeinflusst. Mit seinem dritten größeren Roman "Das Schlangenmaul" schafft Jörg Fauser das, wovon viele europäische Autoren nur träumen können: dem amerikanischen Krimi so nahe wie nur möglich zu kommen.
Kunst, Kult, Kommunikation und Korruption
Als "Bergungsexperte für außergewöhnliche Fälle" beginnt der Protagonist Heinz Harder seine neue Laufbahn als Privatdetektiv mit einem Inserat, denn eigentlich ist er von Beruf freier Journalist. Sein Frühstück à la carte: ein Schluck abgestandener Wodka mit Tonic vom Vortag, dann eine Zigarette. Dazu gesellt sich ein Herr von der Steuerfahndung und Harder braucht dringend einen ersten Fall. Der Bogen mit der Steuerhinterziehung bleibt bis zum Ende des Romans gespannt und gipfelt in einer wahrhaft grandiosen Pointe, so viel sei hier schon verraten. Aber was sich dazwischen abspielt, ist in Gottes Namen auch nicht ohne: Harders erste Klientin Nora Schäfer-Scheunemann sucht ihre verschwundene Tochter Miriam und bietet 20'000 Mark Belohnung. Harders Recherchen führen ihn zu einem esoterischen Institut, das sich eine Schlange, eine Königskobra, zum Symbol gewählt hat. Zudem wird seine thailändische Freundin Nuchali, eine erwerbsmäßige Prostituierte, ermordet und die Spur des Mörders führt ihn schließlich auch zu Miriam. Ein wahrer Showdown der Gefühle.
Heiße Jeux, heiße Nächte, heiße Träume
Jörg Fauser zu lesen ist ein wahres Vergnügen, das ebenso süchtig macht wie die Substanzen, die der Autor - der "deutsche Bukowski" - während dem Verfassen seiner Texte wohl vertilgt hat. Sein Sprachwitz und Humor in den Dialogen, sowie seine kulturellen Referenzen wirken authentisch, sein Erzählstil sehr stringent und eben spannend bis zum Schluss. Mit einem Nachwort von Friedrich Ani.
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