Auf den Spuren des heiligen Wolfgang
Der Lebensweg des heiligen Wolfgang, von 972 bis 994 Bischof von Regensburg, ist tief eingezeichnet in die Geschichte des Bistums. Aber auch Oberösterreich, nämlich der Ort St. Wolfgang am Wolfgangsee, ist eng mit dem Leben und Wirken des zeitweiligen Eremiten und tiefgläubigen Kirchenmannes verbunden, der heute in der Diözese Regensburg und weit darüber hinaus als Vorbild im christlichen Glauben gilt und als Heiliger verehrt wird. Michael Fuchs, der ehemalige Generalvikar und heutige Pfarrer von Sankt Wolfgang in Regensburg, stellt anhand von 50 Holzschnitten aus dem frühen 16. Jahrhundert den Hauptpatron des Bistums vor, als historische Gestalt, mit zahlreichen Bezügen zur Gegenwart.
Fuchs betont Wolfgangs "lebenslanges Suchen nach Gott" und die Bemühungen um eine Erneuerung der Kirche, nicht weniger seine "Hingabe an die Armen". Er stellt Betrachtungen zu den Holzschnittbildern an, die das Leben des Heiligen gleichsam "in einem Comic" dem Leser heute zugänglich machen und Facetten seines Wirkens veranschaulichen. Der Mönch Othloh verfasste eine Lebensbeschreibung in Form einer Legende, auch daraus zitiert der Verfasser. Vor allem versteht Michael Fuchs sein Buch als eine "Anregung zum Gebet", als eine spirituelle Belebung des Lebens im Glauben. Zugleich weckt er die Neugierde, sich näher mit dem Heiligen zu befassen.
Wolfgang entstammte dem Schwabenland, Sohn einer Familie, die weder adelig noch arm war. Auf der Bodensee-Insel Reichenau lernt er als Zehnjähriger Sprachen, wird mit weltlichen und geistlichen Schriften vertraut gemacht und studiert auch die sieben freien Künste. Er lernt, die Psalmen zu beten und zu singen. Vorab bereits war Wolfgang drei Jahre in der Obhut eines Geistlichen gewesen und hatte die schulischen Grundlagen erlernt. Aus der Geborgenheit des Elternhauses tritt er heraus und reift auf gewisse Weise vor einem neuen Horizont heran, schließt Freundschaften und lernt das mönchische Leben kennen.
Aufgeschlossen zeigt sich Wolfgang später dann für Reformen, für eine Erneuerung der Kirche im Glauben. Als Dekan der Domkleriker, weder Priester noch Mönch, wirkt er im Bistum Trier: "Wolfgang will das innere Leben fördern mit Gebet und guter Lektüre, im Nachdenken und Hören auf Gott; und auch das äußere Leben soll in Ordnung kommen, in einen bestimmten Rhythmus und Rahmen, der trägt. Wolfgang lebt, worauf es ankommt. Er überzeugt, weil er vorlebt, was er von anderen erwartet: sich vom Glauben her neu formen zu lassen, selbst eine Re-Form zu werden."
Erst mit 44 Jahren empfängt Wolfgang von Bischof Ulrich von Augsburg das Sakrament der Priesterweihe. Es kostet den Bischof einige Überzeugung, um seinen Landsmann dazu zu bringen, nicht nur als Lehrer, sondern auch als Priester zu wirken. Wolfgang begibt sich auf Reisen und wird schließlich 972 zum Bischof von Regensburg gewählt, gemäß dem damaligen Brauch, von Geistlichen und vom Volk. Im Dom St. Peter empfängt Wolfgang die Bischofsweihe. Wenig später beginnt er mit einer Reihe von Reformen, so trennt er etwa das Abtsamt vom Bischofsamt. Für die Regensburger Domkanoniker werden neue Regeln erlassen: "Die Kanoniker sollen das gemeinsame Chorgebet und Lesungen pflegen, gemeinsam essen und wohnen und gemeinsame Zeiten des Schlafs und der Stille einhalten. Auch Unterricht für Schüler ist vorgesehen, mit Auszeichnungen für die Fleißigen und Tadel für die Faulen." In Regensburg habe offenbar, so bemerkt Michael Fuchs, einiges im Argen gelegen.
976 begibt sich Wolfgang für etwa zwei Jahre ins Salzburger Land, in das Kloster Mondsee, das zum Bistum Regensburg gehört. Bald zieht er sich ganz zurück in die Einsamkeit und erbaut eine Kirche mit einer kleinen Bleibe. Ein Holzschnitt zeigt ihn als "Bauhandwerker", die Kirche St. Wolfgang wird "im 15. Jahrhundert zum größten und bedeutendsten Zentrum und Ziel der Wolfgangswallfahrt". So erscheint Wolfgang als "Kirchenbauer in schwerer Zeit". Auch sein Name wird mit dem "pilgernden Wolf" in Verbindung gebracht, der "noch im Himmel in der Kraft Gottes gegen den Bösen kämpft und den Weg für die kommenden Pilger frei hält". Später kehrt Wolfgang nach Regensburg zurück und zeigt dort besonders ein "großes Herz" für die Armen, zugleich als "guter und gefragter Theologe, der hinhören kann und aus dem Glaubensgeheimnis schöpft".
994, bereits schwer erkrankt, reist Wolfgang nach Pöchlarn an der Donau. Bei Pupping lässt er sich in eine dem heiligen Othmar geweihte Kapelle bringen. Als die Diener des Sterbenskranken die Leute, die Wolfgang sehen möchten, aus der Kapelle vertreiben wollen, gibt Wolfgang am 31. Oktober 994 ein Beispiel, ein "christliches Gegenbild zum Verbergen des Sterbens und der Sterbenden": "Öffnet die Türen und lasst alle herein, die mich sterben sehen wollen. Sterben ist keine Schande. Schande bringt nur ein schlechtes Leben. Hat sich doch auch Jesus Christus nicht geschämt, am Kreuz beinahe nackt zu sterben für das Heil der Menschen. Es mag jeder an meinem Tod schauen, was er in seinem eigenen zu erwarten und zu fürchten hat." Der Leichnam wird nach Regensburg zurückgebracht und wie alle seine Vorgänger in der Krypta von Sankt Emmeram beigesetzt.
Michael Fuchs würdigt in seinem konzisen Band das Leben und Sterben Wolfgangs von Regensburg. Anschaulich macht er besonders, wie der verehrte Heilige ein Beispiel des Glaubens schenkte. Noch heute ist die lebendige Erinnerung an Wolfgang in Regensburg sehr gegenwärtig. Aus diesem schmalen, lesenswerten Buch lässt sich mehr über den christlichen Glauben lernen als aus vielen dicken Büchern der Kirchengeschichte oder auch aus neueren Werken von Theologen in Deutschland. Einfach gläubige Christen und einfach neugierige Zeitgenossen werden das Buch von Michael Fuchs mit Gewinn lesen.
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