Psychiatrie-Werbebuch
"Das kleine Buch von der Seele" ist eher ein kleines Buch der Psychiatrie-Werbung. Nach einem etwas verworrenen Einstieg kriegt der Autor, ein Schweizer Psychiatrie-Professor, dann doch noch die Kurve, womit sich das Buch anschließend recht leicht lesen lässt.
Das Buch handelt dabei weniger von "der Seele", die ja in der Wissenschaft gar kein Begriff ist, als von der Psychiatrie, deren Bild in der Öffentlichkeit nicht dem entspricht, was sich der Autor wünscht. Ihm zufolge gebe es nämlich immer noch zu viele Vorbehalte und Vorurteile dieser speziellen medizinischen Fachdisziplin gegenüber. Diese Voreingenommenheit aus der Welt zu schaffen ist seine Motivation für dieses Buch.
Einige Male schreibt der Verfasser Achim Haug, dass es heute in den Psychiatrien gar nicht mehr so schlimm zugehe wie früher. Doch was alles in Psychiatrien im letzten Jahrhundert verbrochen wurde, lässt sich hier nur erahnen. Haug benennt die vergangenen Umstände nicht, und gibt auch keinen Literaturhinweis (übrigens taucht im gesamten Buch kein einziger auf). Wahrscheinlich wurde die dunkle Vergangenheit dieses von der restlichen Gesellschaft weitgehend abgeschirmten Bereichs kaum bis nicht aufgearbeitet.
Wer auch nur halbwegs gut informiert ist, kann sich bestimmt noch an Gustl Mollath erinnern, der jahrelang gegen seinen Willen in der geschlossenen Psychiatrie eingesperrt war, weil er mundtot gemacht werden sollte. Weniger bekannt ist Dennis Stephan, der ebenfalls zwangsmedikamentiert und in die geschlossene Psychiatrie gesperrt wurde. Das sind nur zwei Fälle, die es in die Medien geschafft haben. Die Dunkelziffer dürfte weitaus größer sein. Doch Autor Haug meint sogar, heute würden niemandem mehr zwangsweise Medikamente verabreicht.
Nicht verwunderlich ist in diesem Zusammenhang auch, dass der Autor sich generell für die Behandlung mit Medikamenten stark macht. Die Praxisbeispiele sind teilweise lustig, beispielsweise wenn eine Patientin eine Liliputaner-Blaskapelle auf ihrem Krankenbett halluziniert, weil sie ein Medikament nicht verträgt. In fast all diesen Beispielen sind es letztlich Medikamente, mit Hilfe derer die Patienten des Autors "therapiert" werden. Das macht denn auch einen entscheidenden Unterschied zwischen Psychiatern und Psychotherapeuten aus, den Haug ebenfalls in seinem Buch darstellt.
Alles in allem ein Buch, das zwar stellenweise ehrlich zu sein scheint (der Autor schreibt beispielsweise auch, dass er als Psychiater letztlich gar nicht weiß, welches Medikament am besten ist und es immer ein Ausprobieren und Experimentieren ist), aber dennoch vor allen Dingen Werbung für die Psychiatrie machen soll - dem Untertitel wird es nicht gerecht.

Über Imperien in Syrien-Palästina
Diese ebenso reichhaltige wie umfangreiche Studie ist die erste Monographie, die sich schwerpunktmäßig mit der ptolemäischen Herrschaftszeit in Syrien-Palästina befasst. Ein in jeder Weise herausragendes Buch.
Imperialer Wandel und ptolemäischer Imperialismus in SyrienKeine gute Zeit für Freihandel und was das für uns bedeutet
Angesichts der jüngsten neoimperialistischen Reflexe der „technologisch-industriellen Oligarchie“ in den USA und des von Corporate America unter Trump angekündigten Zoll-Tsunamis ist das vorliegende Werk zum richtigen Zeitpunkt erschienen.
Der Freihandel hat fertigEin „extrem aesthetizistisches Werk“, und das „auf eine negative Art“
Heinrich Manns Roman "Der Untertan" schildert in Diederich Heßling einen der wohl widerlichsten Protagonisten der Weltliteratur.
Der UntertanEin Mann, der nach Vergebung sucht, muss einen weiten Weg gehen
Leon de Winter hat sich in seinem ersten neuen Roman seit "Geronimo" (2016), "Stadt der Hunde", viel vorgenommen: Metaphysik, Mystik und Medizin.
Stadt der HundeJenseits aller messbaren Zeit
Peter Handke und Adalbert Stifter, sensible, behutsame und leise Schriftsteller, begegnen hier einander auf den Pfaden der Literatur. Handke lüftet gewissermaßen seinen Hut vor Stifter.
Schnee von gestern, Schnee von morgenEin tragisches Reiseerlebnis
Thomas Manns "Mario und der Zauberer" ist eine bis heute lesenswerte Auseinandersetzung mit dem alltäglichen Faschismus.
Mario und der Zauberer