Das große Buch der Indianer
Aufgrund der großen Nachfrage wurde "Das große Buch der Indianer" der Edition Lempertz endlich wieder neu aufgelegt. Der erste Teil des großformatigen Bildbandes ist eine Enzyklopädie der nordamerikanischen Indianerstämme von A-Z, der zweite Teil eine Dokumentation der Indianerkriege. Ein Namensregister ermöglicht die schnelle Auffindung der im Buch genannten historischen Personen, Fotos, Porträts und Karten zeichnen ein genaues Bild der ehemaligen Herrscher Amerikas. Von den in der Steinzeit lebenden Jägern und Sammlern des Großen Beckens (Shoshonen, Paiute) bis hin zu den dreißig Meter lange Galeonen bauenden Bewohnern der Pazifikküste reicht die Beschreibung, die die Übersicht des ersten Teiles gibt, der auch mit vielen statistischen Daten der US-Behörde für Indianerangelegenheiten sowie dem Kanadischen Ministerium für Indianerfragen angereichert ist. Erst 1924 wurden die Ureinwohner Amerikas übrigens zu Staatsbürgern ihres eigenen Landes erklärt. Vorausgegangen waren Umsiedlungen und Verdrängungen in den Westen des Kontinents.
Kultur untergehender Völker
Der sog. Indian Removal Act von 1830 verbannte die Indianer des Südwestens und die des Nordostens und vertrieb sie in die Landstriche westlich des Mississippi. Ein 1837 errichtetes Siedlungsgebiet in Oklahoma sperrte Cherokee, Chickasaw, Choctaw, Creek und Seminolen in dasselbe Territorium, dafür würden sie dann großzügig als die "fünf zivilisierten Stämme" bezeichnet. Sieben Hauptsprachgruppen nennt der Herausgeber für das Territorium der USA und Kanadas, darunter die Eskimo-Aleutische Sprachgruppe, die Athapaskische, die Algonkin (Cree, Blackfoot, Ojibwa, Naskapi, Montagnais, Ottawa, Shawnee), die Sioux, Irokesisch, Uto-Atztekisch und weitere Gruppen als Sammelbegriff. Die einzelnen Eintragungen im enzyklopädischen Teil der vorliegenden Publikation folgen dann nach dem Muster der geographischen Region, der Sprachgruppe, den spezifischen Wohnstätten (Zelte oder Bauten), Hauptnahrungsquellen und den jeweiligen Untergruppen. Natürlich wird der Fließtext zum Eintrag auch mit zeitgenössischen und modernen Fotos und Illustrationen in s/w und Farbe ergänzt und in einer Fotolegende der nähere Zusammenhang zum Haupttext erklärt. Ein Bild zeigt etwa den Arapaho-Häuptling Powder Face, dessen langer Federschmuck auch für seine Siege im Kampf steht: eine Feder ist ein Kampf und der Schmuck reicht ihm bis zu den Knien. Die Stelle wiederum an der eine Feder angebracht ist, erklärt die genaue Heldentat, die dafür begangen wurde. Außerdem werden auch Gemälde - etwa von Charles M. Russell aus dem Jahre 1908 - teilweise großformatig über zwei Seiten abgebildet.
Krieg, Vertreibung, Völkermord
Der zweite Teil widmet sich dann den sog. Indianerkriegen, wobei hier vielleicht gleich zu Beginn angeführt werden muss, dass der Krieg gegen die Ureinwohner Amerikas nicht nur im herkömmlichen Sinne geführt wurde. Eine allzu brutale wenn auch indirekte Form der Kriegsführung war etwa das Abschlachten von drei (!) Millionen Büffeln Ende des 19. Jahrhunderts. Dadurch wurde einigen Indianerstämmen ihre Lebensgrundlage entzogen und ein noch viel schrecklicher Tod herbeigeführt als durch die offene Schlacht: Verhungern. Als Mittel der "psychologischen" Kriegsführung wurden aber auch Decken oder andere Gegenstände verwendet, die mit Keimen infiziert waren um sie dann den Indianern freimütig als Geschenk im Tauschhandel anzubieten. Begonnen hatten die "Indianerkriege" eigentlich mit der sog. "Entdeckung" Amerikas, also mit Columbus und den Conquistadoren und so beginnt die Erzählung des "vierhundertjährigen Krieges" auch im 15. Jahrhundert. Nach einer Schilderung der spanischen Eroberung des Kontinents geht der Herausgeber und Autor auch auf die französische Eroberung ein: während die Spanier vor allem auf der Suche nach Gold waren, seien Franzosen als Vergewaltiger bei den Indianern bekannt geworden. Portugiesen und Engländer, aber auch Holländer mischten ebenfalls fleißig mit. Im 17. Jahrhundert kämpften dann vor allem französische Siedler und Algonkin gegen Engländer und Irokesen um die Vorherrschaft auf dem Kontinent. Natürlich wird inmitten all der Grausamkeit und Brutalität auch die Geschichte von John Smith und Pocahontas, der Tochter von Häuptling Powhatan (Matoaka resp. später: Rebecca) erzählt, die so tragisch endete.
Wie die USA entstanden
In weiteren Kapiteln - etwa "Die Junge Republik 1755-1815" - wird der schonungslose Siegeszug des weißen Mannes in Nordamerika bis zum heutigen Tag detailreich nachgezeichnet und illustriert. Nicht nur die letzte große Schlacht der Indianer am Little Big Horn (25.6.1876) - die von ihnen gewonnen wurde - sondern auch unzählige andere werden im zweiten Kapitel geschildert. Dabei kommt auch der Unabhängigkeitskrieg und der Bürgerkrieg zur Sprache, denn die "Indianerkriege" zogen sich eigentlich tatsächlich vier Jahrhunderte durch, bis sie 1890 bei Wounded Knee endgültig besiegt wurden. Auch das Ende der magischen "Frontier" war damit vorläufig erreicht. 1907 wurde auch das letzte Rückzugsgebiet der Indianer, das Indianerreservat in den US-Bundesstaat "Oklahoma" eingegliedert. Der großformatige Doppelband von 448 Seiten Umfang bietet eine Bildenzyklopädie der Indianerstämme Nordamerikas mit vielen farbigen und s/w Fotos. Ein Namensregister ermöglicht die schnelle Auffindung der im Band genannten historischen Personen. Das große Buch der Indianer ist eine tolle Einführung in das Thema, illustriert und mit Karten und Originalfotos versehen, ein unentbehrliches Nachschlagewerk.
Joachim Hack (Hrsg.), Das große Buch der Indianer - Alle Stämme-Alle Kriege, 448 Seiten, 465 Abbildungen, Format: 24 x 31 cm, Hardcover, ISBN 978-3-933070-28-9
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