Welterbe als Cultural Governance
Die Habilitationsschrift des Geographen Thomas M. Schmitt behandelt das UNESCO-Welterberegime. Es geht darum, wie die Entscheidungsprozesse zu einem Welterbestatus zustande kommen und welche lokalen bis globalen Akteure und Institutionen dabei eine Rolle spielen. Die zentrale Fragestellung der Studie lautet daher, wie sich die ebenenübergreifende Governanz des UNESCO-Welterbes gestaltet.
Governanz bzw. Governance wird hierbei als ein "gemeinschaftliches Regeln/Steuern/Regieren auf der Grundlage gemeinsamer Überzeugungen" (S. 37) verstanden. Anhand von Welterbestätten in Algerien und Marokko zieht Schmitt seine Studie auf. Er holt dabei weit aus und geht auf allgemeine Debatten in der Kulturgeographie ein, wie die um den Cultural Turn und zeigt Herangehensweisen der Soziologie zur Steuerung des Kulturellen auf, so beispielsweise nach Max Weber, Gramsci, der Frankfurter Schule und der britischen Cultural Studies. Schmitt rezipiert also ausdrücklich auch Ansätze linker Sozialwissenschaftler. Er hält jedoch beispielsweise den Neogramscianismus als eine "sich in einem argumentativ geschlossenen Universum" (S. 82) bewegende Theorie, die sich deshalb nicht für eine empirische Studie eigne. So kommt er - verklausuliert, indem er die Perspektive von Menschen "in einer ferneren Zukunft" (S. 402) einnimmt - auch zu dem Schluss, dass das UNESCO-Welterberegime stärker intervenieren solle und momentan leider eher Notar als Rotes Kreuz sei.
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