Hush, Hush sweet Kay
Der Spiegel betitelt Patricia Cornwells Roman "Gefahr" als "großartig"; doch ist dieser weder groß noch die Handelnden artig. Boris Aljinovic benötigt nur 4 CDs für die vollständige Lesung des bei Hoffmann & Campe erschienenen Hörbuches. Doch die Autorin benötigt nur wenige Minuten, um den Hörer Kay Scarpetta vergessen zu lassen. Stattdessen trumpft sie mit einem neuen Helden auf, der aus Sin-City entsprungen sein könnte: Win Garano - ein Held, der den Hörer garantiert blitzschnell für sich gewinnt.
Gerade nimmt er an einem Fortbildungsseminar über Forensik teil, als er unerwartet von seiner Chefin, der ambitionierten Staatsanwältin Monique Lamont, zurück beordert wird. Er erhält den Auftrag, seine neu gewonnenen Kenntnisse gleich in die Praxis umzusetzen. Doch statt auf einen der über 500 "in der Warteschleife" liegenden aktuellen Fälle angesetzt zu werden, wird er mit einem ungelösten Mordfall betraut, der vor 20 Jahren in einem kleinen unbedeutenden Kaff, weit weg von Massachusetts, geschah. Ihm ist fast sofort der Hintergrund dafür klar: wird der Fall mittels neuester Technik gelöst, erntet Lamont die Lorbeeren; Wasser auf die Mühlen ihres Wahlkampfes um einen Gouverneursposten. Im umgekehrten Fall wird man alles unter den Tisch kehren und, falls es notwendig werden sollte, ihm den Schwarzen Peter in die Schuhe schieben. Bei diesen Aussichten ist Win hochgradig begeistert …
Schau mir in die Augen, Kleines
Patricia Cornwell führt ihre Figur behutsam ein, indem sie diesen zuerst über seine unerfüllten Jugendwünsche sprechen lässt. Auch bei dem vorgenannten Treffen zwischen Monique und Win hängt er nostalgischen Gedanken nach, was aus ihm und seiner Chefin hätte werden können wenn… Eine klassische, aber nicht klischeehafte Anlage eines Charakters á la: "Raue Schale - weicher Kern."
Ungeachtet dessen schlägt Boris Aljinovic ab Beginn den Philip Marlowe - Humphrey Bogart Tonfall an. Im weiteren Verlauf des Romans trägt dieser erheblich zur lebensnahen Atmosphäre des Romans bei. Hier jedoch wirkt die Diskrepanz zwischen Gehörtem und Tonfall irritierend und unnötig, denn ohne Zweifel hätte der Sprecher die verbalen Mittel, um parallel zum Text des Buches sukzessive aus dem vermeintlichen Weichei einen Rambo zu machen. Im weiteren Verlauf erfreut er den Hörer mit nuanciert dargestellten Charakteren, schnoddriger Ausdrucksweise und haspelnd oder schnell gesprochenen Passagen, wenn es wieder einmal spannend wird.
Für die Zukunft kann man nur hoffen, mehr von Win zu hören, auch wenn der nächste Scarpetta-Roman schon für das Frühjahr 2007 angekündigt. Leider krankt die Scarpetta-Reihe mittlerweile an der sehr konstruiert wirkenden Geschichte um Benson und Kay, die letzthin schon fast mehr Raum beanspruchte als der zu lösende Fall. Mit "Gefahr" hingegen legt sie einen fulminanten und spannenden Roman rund um einen erfrischend ehrlichen und, trotz ironischer Grummeleien, sympathischen Polizisten vor. Gekonnt und auf für heutige Thriller erstaunlich kleinem Raum schafft sie einen dichten, glaubhaften und lebensnahen Plot irgendwo in der Mitte zwischen Polit- und Forensik-Krimi. Der Fehdehandschuh ist geworfen - man darf gespannt sein, welche Queen-of-Crime ihn aufnimmt.

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