Controlling heute
Die VUCA-Welt beschleunigt die Business-Transformation und verändert die Geschäftsmodelle grundsätzlich. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung gewinnt ein modernes Controlling, das neben dem traditionellen Instrumentarium des Rechnungswesens und des operativen Controllings auch die strategische Planungskomponente umfasst sowie in die Entwicklung eines anreiz-kompatiblen Führungs- und Managementsystems mündet, zunehmend an Bedeutung. Die Zielsetzung des vorliegenden Lehrbuchs wird von seinem Verfasser Mathias Graumann, Professor für Rechnungswesen, insbes. Controlling, Kosten- und Leistungsrechnung, Steuer- und Wirtschaftsprüfung an der Hochschule Koblenz, wie folgt umschrieben: "eine umfassende und integrierende Darstellung des betrieblichen Planungs-, Steuerungs- und Kontrollinstrumentariums, auf dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Praxis zu liefern und den Leitungspersonen eine Handreichung zur Erfüllung ihrer Leitungsaufgabe zu bieten." Damit will der Autor "eine praxistaugliche Hilfestellung darin geben, den Pflichtrahmen für Leitungspersonen – mit Schwerpunkt auf der Ausgestaltung des Controllings – rechtskonform und vor allem zielorientiert und nachhaltig auszufüllen."
Das Werk beschränkt sich auf die Betrachtung gesamtunternehmensbezogener Tatbestände, d. h. von einer zusätzlichen Behandlung spezifischer Besonderheiten des Funktions- und Prozesscontrollings wird im Rahmen einer Einführung bewusst abgesehen. Dementsprechend befassen sich die sechs Kapitel mit den folgenden Themengebieten:
- Grundlagen des Controllings: im Anschluss an einleitende Begriffsbestimmungen werden die Geschichte und Aufgaben sowie das System und die Elemente bzw. die Ebenen des Controllings referiert. Danach folgen Ausführungen zur organisatorischen Einbettung und zu den einzelnen Entwicklungsstufen des Controllings.
- Strategische Planung und strategisches Controlling: die strategische Planung wird als eine langfristig orientierte und auf die Existenzsicherung des Unternehmens ausgerichtete, umweltbezogene Planung verstanden. Im Fokus der Betrachtungen stehen ihre Aufgaben und Komponenten bzw. Instrumente. Dabei geht es um das Leitbild und die Nachhaltigkeit, um die Analyse der strategischen Rahmenbedingungen (etwa mittels Szenario-, PEST- und SWOT-Analysen) sowie um die Ableitung unternehmensbezogener Wachstumsstrategien (mit Hilfe der GAP-Analyse und der Ansoff-Matrix sowie der ressourcen- bzw. kompetenzorientierten Ansätze und dem Wachstumskrisen-Modell von Greiner). Zwecks Optimierung der Planungsgenauigkeit sind vor allem in diversifizierten Großunternehmen die Objekte der strategischen Planung auf die Ebene der strategischen Geschäftsfelder ("strategic business units" – SBU) zu verlagern. Deshalb werden die strategische Planung und Kontrolle der SBU in einem eigenen Abschnitt schwerpunktmäßig behandelt. Dabei wird auch auf die Segmentberichterstattung als Instrument der strategischen Kontrolle sowie auf die Ableitung von Normstrategien nach Porter und nicht zuletzt auch auf Strategien in gesättigten Märkten eingegangen.
Das operative Controlling wird in den nächsten drei Kapiteln rechnungslegungsbezogen auf der Gesamtunternehmensebene behandelt, da das Rechnungswesen (mit den Ebenen der Aufwände und Erträge, der Kosten und Leistungen sowie der Ein- und Auszahlungen) hierfür die wichtigste Datenquelle darstellt.
- Jahresabschlussgestütztes Controlling: nach einer Einführung in die Zahlenwerke und die Ebenen des Rechnungswesens folgt ein Überblick über wesentliche controllingrelevante Tendenzen im externen Rechnungswesen (im Hinblick auf den Übergang zu internationalen Rechnungslegungsgrundsätzen sowie in Bezug auf die "Basel II"-Problematik und auf das Rating als Handlungsfeld des Controllings). Nach einem Überblick über die Analyse und Politik des Jahresabschlusses, einschließlich des Anhangs, wird das Erstellen der Strukturbilanz als Basis des jahresabschlussgestützten Controllings aufgezeigt. Danach folgen vor allem die kennzahlengestützten Analysen der Vermögens-, Finanz- und Erfolgslage sowie die Analysen der Angaben im Lagebericht und in der Segmentberichterstattung.
- Kosten- und Leistungscontrolling: ein steuerungsorientiertes Kostencontrolling erfolgt mit den traditionellen Methoden der Kostenarten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung nur in rudimentärer Form. Deshalb werden vor allem die controllingbezogenen Möglichkeiten der ein- und mehrstufigen Deckungsbeitragsrechnung sowie die Gestaltungsoptionen des Fixkostenmanagements erörtert. Danach folgen Ausführungen zum Controlling des Leistungsdesigns (mit Hilfe der Wertanalyse und der Zielkostenrechnung) und des Leistungserstellungsprozesses (mittels Zero-Based-Budgeting und der Prozesskostenrechnung).
- Zahlungsstromorientiertes Controlling: im Wesentlichen geht es hierbei um die Planung, Steuerung und Kontrolle der Herkunft und Verwendung finanzieller Mittel. Für das Controlling der Mittelverwendung werden die wichtigsten dynamischen und risikoorientierten Verfahren der Investitionsrechnung sowie die zweckmäßige Ausgestaltung des Investitions-Reportings vorgestellt. Was das Controlling der Herkunft der finanziellen Mittel angeht, so wird zum einen die Ermittlung des Kapitalbedarfs, zum anderen die Durchführung des kurzfristigen Finanzplans behandelt. Mit der Berechnung, Analyse und Interpretation des Cashflows wird noch eine weitere zentrale Größe des zahlungsstromorientierten Controllings erörtert. Abschließend werden die Rechenwerke "Bewegungsbilanz" und "Kapitalflussrechnung" dargestellt, welche die Komponenten der Herkunft und Verwendung des Cashflows offenlegen.
- Schnittstellen des Controllings: die Inhalte dieses Kapitels sind die Einbettung des Controllings in das betriebliche Geschäftsführungsinstrumentarium und die neben dem Controlling bestehenden Subsysteme. Seit Inkrafttreten des KonTraG hat sich eine Vielzahl von Corporate Governance-Konzepten bis hin zur Aufstellung eines "Deutschen Corporate Governance-Kodex" (DCGK) entwickelt. Darauf und auf die Frage nach der Ausgestaltung einer ordnungsmäßigen Geschäftsführung, im Sinne von "Best-Practice-Grundsätzen" im Kontext mit der Funktion des Controllings, wird zuerst eingegangen. Danach liegt der Fokus auf aktuellen Themen wie Corporate Compliance, Risikomanagement und interne Überwachung. Detailliert zeigt der Verfasser auf, wie diese Systeme auszugestalten sind, um der gesetzlichen Sorgfaltspflicht zu genügen und einen nachhaltigen Unternehmenswert zu generieren. Mit einem Überblick über unterschiedliche Konzepte der wertorientierten Unternehmensführung wird das Kapitel abgeschlossen.
In der vorliegenden neuesten Auflage entsprechen die Ausführungen dem aktuellen Stand der Entwicklungen des Controllings sowie des Bilanz- und Gesellschaftsrechts. Weiterhin wurden relevante Standards, etwa der DCGK, auf aktuellem Stand berücksichtigt. Alle Kapitel wurden neben notwendigen Aktualisierungen um zusätzliche Abbildungen und Fallbeispiele ergänzt. Somit besticht das Werk nach wie vor durch seine gut verständliche und praxisnahe Aufbereitung der Controlling-Theorie mit hohem Praxisbezug sowie durch den klaren Aufbau und die stringente Gliederung für jedes Kapitel, die einen didaktischen Fahrplan jeweils am Anfang und weiterführende Literaturhinweise am Ende einschließt. Zahlreiche Fallbeispiele und über 460 Abbildungen veranschaulichen die Thematik und erleichtern die Auseinandersetzung mit der insgesamt komplexen Materie.
Den vom Autor primär ins Auge gefassten Adressatenkreis – Lehrende und fortgeschrittene Studierende der BWL an Hochschulen und weiterführenden Bildungseinrichtungen – kann dieses Fachbuch bestens empfohlen werden. Darüber hinaus ermöglicht es Führungskräften aus der Controller-Praxis, Wirtschaftsprüfern und Unternehmensberatern, einschließlich entsprechender Nachwuchskräfte, ein "Update" ihres Ausbildungsstands.
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