Hans-Ulrich Küpper, Gunther Friedl, Christian Hofmann, Yvette Hofmann, Burkhard Pedell: Controlling

Praxisgerechtes Controlling

Die Tätigkeit und das Standing der Controller haben sich in den letzten Jahren stark verändert (vom "Erbsenzähler" zum "Business Partner") und nicht selten schaffen die Controller den Sprung in die Top-Etagen selbst von Großunternehmen. Das Controlling hat sich mittlerweile als eines der wichtigsten Führungsinstrumente für Unternehmungen im privaten und öffentlichen Sektor entwickelt und hat sich zwischenzeitlich auch im Hochschulbereich als eigenständige betriebswirtschaftliche Disziplin etabliert. Dennoch gibt es bis heute kein einheitliches Verständnis darüber, worin seine Kernfunktion(en) besteht, was gelegentlich zu Irritationen bei Praktikern und Studierenden führt, welche sich auf die Suche nach geeigneter Controlling-Literatur machen und oftmals nur auf ein Sammelsurium von eher zufällig ausgewählten Management-Tools stoßen.

Hiervon hebt sich die vorliegende Publikation wohltuend ab. Seit dem Erscheinen der ersten Auflage (1994) betrachtet der langjährige Alleinautor Hans-Ulrich Küpper, em. Prof. für Produktionswirtschaft und Controlling an der LMU München, die Koordination des Führungsgesamtsystems zur Sicherstellung einer zielgerichteten Lenkung als die zentrale Controlling-Funktion. Dafür lassen sich "Instrumente aus der Organisation, Personalführung, Planung und Kontrolle sowie Information nutzen…Charakteristisch für das Controlling sind die übergreifenden Koordinationsinstrumente der zentralen Führung, Budgetvorgabe sowie der Steuerung über Kennzahlen und Ziele sowie über Verrechnungs- bzw. Lenkungspreise". Ausgehend von diesem Controlling-Verständnis gliedert sich das Lehrbuch in fünf Teile mit insgesamt 21 Kapiteln.

Teil I "Grundlagen des Controllings" formuliert Anforderungen an eine Konzeption des Controllings, stellt alternative Controlling-Auffassungen dar, beurteilt diese und entwickelt bzw. begründet die Konzeption des koordinationsorientierten Controllings. Ausgelöst durch eine Reihe von Skandalen, eine Stärkung der Kapitaleigner und ein schärferes Vorgehen gegen Korruption haben Fragen der Corporate Governance und der Compliance in Praxis und Wissenschaft große Aufmerksamkeit erlangt. Sie bilden eine Rahmenordnung und eine wichtig gewordene Aufgabe der Unternehmensführung. Deshalb wird auch auf das Verhältnis von Controlling, Corporate Governance und Compliance näher eingegangen. Danach werden insbesondere die Interdependenz und Koordination als Gegenstand einer Theorie des Controllings beleuchtet sowie theoretische Ansätze des Controllings zur Erfassung von Sach- und Verhaltensinterdependenzen sowie der Wirkungen des Controllings referiert.

Teil II "Aufgaben und Instrumente des Controllings" befasst sich eingangs mit der Koordination innerhalb der Planung. Da Planungssysteme in vielen Organisationen ein hohes Ausmaß an Komplexität aufweisen, sind die Koordinationsaufgaben des Controllings vielschichtig. Folgerichtig werden diese Aufgaben und die Instrumente zur Koordination innerhalb der strategischen, taktischen und operativen Planung systematisch vorgestellt. Das Informationssystem ist für jede Unternehmung das zentrale Basissystem aller anderen Teilsysteme der Führung. Infolgedessen befasst sich ein weiteres Kapitel mit den Möglichkeiten, wie die Koordination innerhalb des Informationssystems und dessen Ausrichtung auf die anderen Führungsteilsysteme gelingen kann. Die weiteren Kapitel widmen sich der Koordination der Kontrolle mit Planung und Informationssystem sowie der Koordination der Personalführung mit Informationssystem, Planung und Kontrolle und der Koordination der Organisation mit den anderen Führungsteilsystemen.

Teil III "Übergreifende Koordinationssysteme des Controllings" beinhaltet die charakteristischen Systeme bzw. Instrumente der übergreifenden Koordination und Steuerung. Ein eigenes Kapitel setzt sich mit den Systemen der Budgetvorgabe auseinander und zeigt auf, wie die Unternehmensleitung den dezentralen Organisationseinheiten Handlungsspielräume einräumen und wie sie hierzu verschiedene Instrumente wie die Kosten- und Erlösrechnung, die Gemeinkosten-Wertanalyse oder das Zero-Base-Budgeting verwenden kann. Ein weiteres Kapitel befasst sich mit Kennzahlen- und Zielsystemen, welche zur Steuerung bzw. Koordination dezentraler Bereiche genutzt werden können. Zudem wird deutlich gemacht, wie sich Verrechnungs- und Lenkungspreissysteme als marktnahes betriebswirtschaftliches Steuerungsinstrument einsetzen lassen.

Teil IV "Aufgaben und Instrumente eines bereichsbezogenen Controllings am Beispiel des Personal- und des Hochschulcontrollings" trägt dem Umstand Rechnung, dass es in der Praxis – nicht zuletzt beeinflusst von der Art und Größe einer Unternehmung – häufig zu einer Dezentralisierung des Controllings mit entsprechender funktionsspezifischer Ausrichtung kommt. Die Umsetzungsmöglichkeiten eines Bereichscontrollings mit den entsprechenden Steuerungs- und Koordinationsmöglichkeiten werden anhand des Personal- und Hochschulcontrollings verdeutlicht.

Teil V "Organisation des Controllings" geht davon aus, dass der spezifische Kern der Controlling-Funktion, die Koordination von Führungsaufgaben, in der Realität nicht vollumfänglich von den Managern wahrgenommen wird, sondern von einer eigenständigen Controlling-Organisation. Deshalb wird untersucht, von welchen Größen eine solche Organisation abhängt und welche Argumente für und gegen eine Ausgliederung eigener Stellen für Controller sprechen. Zudem wird auch thematisiert, wie sich deren Aufgaben gegenüber den Aufgaben anderer (verwandter) Bereiche abgrenzen lassen und welche Anforderungen an Controller, abgeleitet von den spezifischen Merkmalen des Controllings, gestellt werden. Der abschließende Fokus richtet sich zum einen auf Fragen in Verbindung mit der Einführung einer Controlling-Organisation und gilt zum anderen möglichen Ansatzpunkten zur Bestimmung der Effizienz des Controllings.

Mit der Vorauflage wurde bereits der Kreis der Autorinnen und Autoren um vier Controlling-Professor*innen der Universitäten München (LMU und TU) und Stuttgart erweitert, welche nunmehr die Federführung übernommen haben. Die Grundkonzeption des Werks wurde zwar beibehalten, jedoch weist die vorliegende Auflage eine Reihe inhaltlicher Neuerungen auf. So wurden insbesondere die in die konzeptionellen und theoretischen Grundlagen einführenden Darlegungen deutlich gekürzt. Dass auch die Ausführungen über das Bereichscontrolling stark reduziert wurden, d.h. dass die Betrachtungen zum Marketing-, Logistik- und Investitions-Controlling jetzt gänzlich fehlen, ist im Hinblick auf den Stellenwert dieser Controllingbereiche in der Praxis, zu bedauern. Die in vielen Kapiteln vorgenommene Aktualisierung ist hingegen positiv hervorzuheben. Dabei wurde vor allem die Verbindung zur internationalen Diskussion im Management Accounting verstärkt und die fortschreitende Entwicklung in den Bereichen Corporate Governance und Digitalisierung noch mehr berücksichtigt.

Was die methodisch-didaktische Aufbereitung und Gestaltung des Werks angeht, so sind in der aktuellen Auflage allerdings einige für das Studium des Lehrbuchs bewährten Attribute – etwa das zweifarbige Layout und die Marginalien – offensichtlich dem Rotstift zum Opfer gefallen. Nach wie vor verzichten die Verfasser jedoch dankenswerterweise nicht auf den Einsatz von Wiederholungsfragen für die individuelle Lernzielkontrolle sowie auf Beispiele und Aufgaben mit Lösungsskizzen, welche insbesondere die Anwendung der Konzepte und Modelle illustrieren.

Fazit: dieses anspruchsvolle Lehrbuch kann auch weiterhin für eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Controlling-Materie sowohl Studierenden mit dem Schwerpunkt Controlling als auch Praktikern aus dem Managementbereich der Wirtschaft und öffentlichen Verwaltung sehr empfohlen werden.

Controlling
Controlling
Konzeption, Aufgaben, Instrumente
654 Seiten, gebunden
EAN 978-3791053479

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