Controlling in der Sozialwirtschaft

Gutes Controlling-Handbuch für sozialwirtschaftliche Organisationen und Non-Profit-Unternehmen

Mit dem Controlling erwerbswirtschaftlich orientierter Unternehmen befasst sich eine stattliche Reihe guter Lehrbücher und praxisorientierter Nachschlagewerke, hingegen gibt es nur relativ wenige Publikationen, welche sich mit dem Controlling für die verschiedenen Bereiche des Sozialmarktes und der Non-Profit-Unternehmen überzeugend auseinandersetzen. Die Gründe hierfür sind sehr unterschiedlich, u. a. gilt jedoch: "Sozialwirtschaftliche Organisationen haben typische Fragestellungen, eigenartige Zielsetzungen, Besonderheiten in der Leistungsorganisation, merkwürdige Kundenbeziehungen und komplizierte Rechts- und Organisationsformen. Die Implikationen, die sich daraus für den Aufbau eines Controllings ergeben, sind vielfältig" (entnommen aus dem Vorwort der Verfasser zur ersten Auflage, 2014).

Mit dem vorliegenden Handbuch stellt das Autorentrio einen überzeugenden ganzheitlichen Controlling-Ansatz für die Sozialwirtschaft in Theorie und Praxis vor und schließt damit eine wesentliche Lücke in der relevanten Fachliteratur. Die drei Hauptteile des Werkes widmen sich den folgenden Schwerpunkten:

Teil A: "Controlling in sozialwirtschaftlichen Unternehmen: Funktionen – Spezifika – Aufbau" befasst sich mit den Grundlagen und den generellen Anwendungsmöglichkeiten des Controllings. Hierzu werden zuerst die Besonderheiten des sozialwirtschaftlichen Controllings betont und seine unterschiedlichen Rollen bzw. Funktionen als "Kälteaggregat", "Fremdsprache", "Zieltreiber", Rationalitätstreiber und Informationsmaschine", "Produktivitätstreiber" und "Kennzahlensystem" herausgestellt. Danach werden die Spezifika des Dienstleistungscontrollings in der Sozialwirtschaft erörtert und die daraus resultierenden Schlussfolgerungen abgeleitet. Nach Meinung der Verfasser ist es "geradezu unverzichtbar, ein eigenes sozialwirtschaftliches Dienstleistungscontrolling zu erarbeiten, weil die spezifische Produktivitätsanalyse eines sozialen Unternehmens immer auf die Kenntnis der spezifischen Produktivität der erbrachten Dienstleistungen angewiesen ist." Anschließend wird der methodische Aufbau eines Controllingsystems, u. a. die Organisation des Controllings und die einzelnen Vorgehensschritte, dargelegt. Im letzten Kapitel wird das betriebswirtschaftliche Controlling in der Sozialwirtschaft entwickelt, welches insbesondere das finanzwirtschaftliche Gleichgewicht, jedoch auch weitere betriebswirtschaftliche Größen, etwa Gewinne bzw. Überschüsse, diverse Kapitalpositionen sowie Kosten und Leistungen, zu beachten hat.

Teil B: "Fallstudien" beschreibt anhand von fünf ausgewählten sozialwirtschaftlichen Problemfeldern konkrete Aufgaben- und Problemstellungen und zeigt für deren Lösungen den Einsatz typischer Verfahren und Kennzahlen des Controllings auf. Beim ersten Problemfeld geht es um das strategische Controlling, d. h. um Analyseverfahren und Finanzkennzahlen bei der Planung und Kontrolle auf der Ebene von Segmenten sowie um die Durchführung einer PEST- und SWOT-Analyse zur Bestimmung der strategisch relevanten Rahmenbedingungen bzw. der relativen Wettbewerbsstärke und abschließend um den Entwicklungsprozess einer Balanced Scorecard. Das zweite Problemfeld befasst sich mit der Kostenanalyse sowie mit dem Kosten- und Cash-Management. Anhand von Fallbeispielen werden u. a. die Implementierung einer mehrstufigen Deckungsbeitragsrechnung, der Einsatz eines Instruments zur Darstellung der statischen Finanzlage, die Analyse des operativen Cash-flows zur Beurteilung der dynamischen Finanzlage, die Bewertung einer Investition mithilfe von Verfahren der dynamischen Investitionsrechnung, die kennzahlengestützte Analyse von Verwaltungskosten und die Durchführung einer kostenstellenbezogenen Wirtschaftlichkeitskontrolle systematisch vorgestellt. Die weiteren Problemfelder widmen sich dem Einsatz unterschiedlicher Tools in einzelnen Bereichen des Personalcontrollings sowie im Qualitätsmanagement (Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität) und Berichtswesen (zur Zielkontrolle durch den Aufsichtsrat).

Teil C: "Kennzahlenglossar" versteht sich als ein nach Themen geordnetes, jedoch nicht abschließendes Glossar, das den Aufbau eines eigenen Kennzahlensystems einer sozialwirtschaftlichen Organisation unterstützen kann. Inhaltlich beziehen sich die weit über 100 Kennzahlen auf die Dimensionen Finanzen, Personal, Prozesse, Kunden/Klienten, Administration, Werkstatt für Behinderte Menschen, Waren- und Materialwirtschaft, Hauswirtschaft, fachliche Leistungsplanung und Ehrenamtlichkeit. Den Verfassern ist es hierbei gut gelungen, eine Ausgewogenheit zwischen den sog. harten und weichen Faktoren sowie zwischen den leicht quantifizierbaren Ergebniskennzahlen und den weniger leicht messbaren subjektiven Leistungstreibern zu erreichen.

Der Mehrwert dieses Werkes resultiert auch aus dem gelungenen Mix aus der theoretisch fundierten konzeptionellen Grundlegung und der anschaulichen sowie praxisbezogenen methodisch-didaktischen Aufbereitung der Elemente des Controllings in der Sozialwirtschaft. Dazu hat zweifelsohne auch der berufliche Hintergrund der drei Autoren Bernd Halfar, Gabriele Moos und Klaus Schellberg beigetragen, die zum einen schon langjährig als Professoren an Hochschulen mit der einschlägigen wissenschaftlichen Forschung und Lehre vertraut sind, zum anderen aber auch als Berater bzw. Mitglied von Aufsichtsgremien in sozialwirtschaftlichen Unternehmen mitwirken.

Fazit: Den Studierenden und Lehrenden aber auch Praktikern des Managements und Controllings sozialwirtschaftlicher Unternehmen bzw. Organisationen kann die Lektüre dieses Handbuches bestens empfohlen werden.

Controlling in der Sozialwirtschaft
Controlling in der Sozialwirtschaft
Praxishandbuch
291 Seiten, broschiert
Nomos 2021
EAN 978-3848762484

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