Das II. Vatikanische Konzil und die katholische Kirche heute
Das II. Vatikanische Konzil, eröffnet von Papst Johannes XXIII. 1962, abgeschlossen von Papst Paul VI. im Jahr 1965, gilt als das bedeutendste kirchengeschichtliche Ereignis des 20. Jahrhunderts. Sogar Katholiken, die auf dem deutschen „Synodalen Weg“ das christliche Menschenbild postmodern-genderaffin umschreiben und ihr provinzielles Kirchenreformprogramm forcieren wollten, beriefen sich auf das Konzil und argumentierten doch dezidiert konzilswidrig. Das zeigt an, dass das Vaticanum II zwar Beachtung findet, doch dass die Auseinandersetzung mit dem Konzil selbst vertieft werden muss, wenn man die Geschichte der katholischen Kirche im 20. Jahrhundert und gegenwärtige Diskussionen verstehen möchte. Rudolf Voderholzer, seit 2013 Bischof von Regensburg, forschte als Theologe hierzu, auf gewisse Weise den Spuren Henri de Lubacs und dem Konzilstheologen Joseph Ratzinger folgend – und seine Freunde, Kollegen und Schüler ehrten ihn zum 65. Geburtstag mit einer Festschrift, in der die gegenwärtige und bleibende Bedeutung des Konzils aufgezeigt werden soll.
Der Band enthält unter anderem auch einen Text des späteren Papstes Benedikt XVI. von 1973, der das erste Mal in deutscher Sprache publiziert wird. Im Zweiten Weltkrieg wurden die „Werke der Väter“, also die Patristik, gelesen, eine „Zuflucht in den geistigen Verwüstungen jener Jahre“. In den folgenden Jahrzehnten wuchs der Kreis, die die Kirchenväter lasen, und erwies sich als eine „bewegende Kraft für die ganze Kirche“. Der „Durst nach Quellwasser“ sei geblieben, auch wenn das Konzil nicht so rezipiert wurde, wie es gedacht war. Ratzinger beschreibt es als „Wasserscheide zweier Generationen“. Der „Wille zum Neuen“ wurde bereitwillig aufgenommen, die Besinnung auf die Theologie der Kirchenväter geriet aber bald in Vergessenheit. Ratzinger vertraute aber darauf, dass die „frischen Wasser dieser Quelle“, die die Konzilsväter inspirierten, neu entdeckt würden. Der „Konzilstheologe aus innerster Überzeugung“, so schreibt Christian Schaller, hat auch durchgängig im Pontifikat auf die bleibende Bedeutung des Konzils hingewiesen, zuletzt kurz nach der Bekanntgabe des Amtsverzichts bei einer Zusammenkunft mit den Priestern der Diözese Rom. Auch die Aufgabe der Ökumene habe Ratzinger betont: „Die Bedrohungen für die Welt verstärken das ökumenische Ringen um die Einheit der Christen und sollten ihnen Ansporn sein, die Dringlichkeit der Wiederherstellung der Einheit der Christen besser zu verstehen und dafür einzutreten.“
Karl-Heinz Menke stellt heraus, dass Rudolf Voderholzer ein Brückenbauer sei, zwischen der französischen und der deutschen Theologie, zwischen protestantischer und katholischer Theologie und zwischen Dogmatik und Exegese. Bertram Stubenrauch schreibt ganz im Sinne des Jubilars, wenn er Fragen der Zeit aufgreift: „Sind Bibelarbeit und Dogmengeschichte für viele Getaufte (einschließlich Bischöfe) nicht schon in weite Ferne gerückt? Steht inzwischen Stimmung gegen Wissen? Wer die Quellen des Glaubens nicht kennt oder nicht aus ihnen lebt, taugt schwerlich für Reformen.“ Unter dem Begriff der Reform wird hier stets eine Erneuerung in Christus, als eine Reform aus dem Glauben heraus, verstanden, nicht das Abarbeiten einer letztlich beliebigen Reformagenda. Nur wer im Glauben der Kirche verwurzelt ist, hat ein Verständnis für die wahre Veränderung in der Kirche. Auch Franz-Xaver Heibl hebt hervor, dass das Christentum sich stets christozentrisch erneuern müsse, weil es von der Person Christi abhängige und dies der „Ausgangspunkt jeglicher theologischen Reflexion“ sei. Wer ohne Christus reformiert, mag institutionell manches ändern, verliert sich aber damit im Unbestimmten – und das genau zeigen die eingangs erwähnten Bestrebungen auf dem deutschen „Synodalen Weg“, auf dem etwa die verbindlich gültige katholische Morallehre entkernt und in eine vermeintlich modernitätstaugliche, unverbindliche Philosophie umgewandelt werden sollte.
Adrian Wypadlo spricht die konzilsgemäße Notwendigkeit einer „christlichen, ekklesiologischen Identitätsbildung“ an, die gerade auch in der „Diasporasituation“ für Christen heute wichtig sei. Gabriel Weiten betont die Gemeinsamkeiten von Benedikt XVI. und seinem Nachfolger Franziskus und machte dies am Verständnis von Synodalität deutlich. Der „Auftrag des Konzils“ an die Kirche bestehe darin, „gut hinzuhören auf die Probleme der Menschen, sie zu erfassen, zu verstehen, die Zeichen der Zeit zu erforschen, sie im Licht des Evangeliums zu deuten, sie im Licht des Glaubens zu unterscheiden, die Zeichen Gottes zu erkennen, sich in verständlicher Weise auszudrücken und somit die ewigen Werte zur Geltung zu bringen“. Stefan Endriß schließlich widmet sich dem titelgebenden Wahlspruch von Rudolf Voderholzer und einem der wichtigsten Themen seiner Zeit als Oberhirte von Regensburg: die Stärkung und Förderung der Weltchristen, ein ganz wesentliches Thema des Zweiten Vatikanischen Konzils: „Wie die Kirche im Verständnis von Lumen gentium Gott in der Welt sakramental sichtbar und erfahrbar macht, so sind die Weltchristen dazu aufgerufen, in ihrer Sendung einen entscheidenden Beitrag für die Präsenz Gottes in der Welt zu leisten. Indem sie derart Gott und Christus in der Welt sichtbar werden lassen, dienen sie in maßgeblicher Weise der Verwirklichung des Primiz- und bischöflichen Wahlspruchs des Regensburger Bischofs: »Christus ist unter euch. Er ist die Hoffnung auf Herrlichkeit.« (Kol 1,27)“
In diesem reichhaltigen, tiefgründigen Band werden zahlreiche theologische Themenfelder sichtbar, die auch mit der Person Rudolf Voderholzer verknüpft sind und darüber hinaus zeigen, wie unverzichtbar für alle Christen in der Welt von heute eine gute, fundierte Theologie heute ist – eine Theologie, die nicht dem Relativismus huldigt und beliebigen Meinungen folgt, sondern am Evangelium und der Lehre der Kirche sich ausrichtet. Auch säkulare Zeitgenossen, die die katholische Kirche heute verstehen möchten, werden diesen wertvollen Band mit Gewinn lesen.

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