In der mittleren Kommandoebene
"Militärische Effektivität im Ersten Weltkrieg" - ein Titel, der im ersten Moment recht abstrakt und spröde wirkt, und doch handelt es sich bei dem vorliegenden Werk von Christian Stachelbeck, einer leicht umgearbeiteten Fassung seiner Dissertation an der Humboldt-Universität zu Berlin, um ein Werk, dessen Bedeutung auch über das eigentliche Thema der Untersuchung hinaus nicht zu unterschätzen ist.
Nach einer ausführlichen Einleitung inklusive Darlegung des Forschungsstands (S. 1-27) gibt Stachelbeck einen Überblick über den Truppenkörper der von ihm untersuchten 11. Bayerischen Infanteriedivision von 1915 bis 1918 (S. 29-48).
Sodann folgt der ausführlichste Abschnitt der Arbeit, "Kriegführung und Innovation" (S. 49-248). Zu Beginn schildert der Autor die Entwicklung des Gefechts der verbundenen Waffen in der Vorkriegszeit sowie die Qualitätssteigerung im Rahmen desselben (S. 49-62). Sodann analysiert er den "Angriff im Rahmen der Entwicklung zum Artilleriemasseneinsatz" anhand der Durchbruchsschlacht von Tarnów-Gorlice in Galizien im Mai 1915 (S. 63-97), der Materialschlacht vor Verdun im März 1916 (S. 97-126) und der Frühjahrsoffensive an der Westfront im Juni 1918 (S. 127-161). Es folgt die Analyse der "Elastischen Verteidigung" an der Westfront 1917/18 (S. 161-245), wobei der Autor sich vornehmlich auf die Verteidigung von Passchendaele im Oktober 1917 und die Abwehrschlacht von Soissons und Reims am 18. Juli 1918 konzentriert. Beschlossen wird der Abschnitt durch ein kurzes Fazit (S. 245-248).
Es schließt sich ein Abschnitt mit dem Titel "Kriegführung und Soldat: Mobilisierungsstrategie und Kampfmotivation" an (S. 249-349). Nach einem einführenden Kapitel zur Kampfmotivation, der "menschlichen Komponente der Kampfkraft" (S. 249-253), bearbeitet Stachelbeck anhand von vier Teilaspekten die Frage der Mobilisierung zu "Kampf und Durchhalten". Als erstes untersucht er den Zusammenhang zwischen Führung und Motivation (S. 253-263), und anschließend die Gefechtseinflüsse (S. 263-279). Es folgt eine Analyse der Wirkung von Gefechtserfolg, Bewegungskrieg und Kriegschauplatz (S. 279-294) sowie eine Darstellung von Aspekten der inneren Truppenentwicklung, also beispielsweise der Sozialstrukturen und der Kameradschaft (S. 294-347). Auch am Ende dieses Abschnitts steht ein kurzes Fazit (S. 348 f.).
Nach einer Schlussbetrachtung (S. 351-356) folgen diverse Anhänge inklusive 12 farbiger Karten (S. 357-391). Ein Quellen- und Literaturverzeichnis (S. 397-419) sowie ein Orts- und ein Personenregister (S. 421-427) runden den Band ab.
Stachelbecks Buch ist hervorzuheben, da er sich mit der mittleren Kommandoebene auseinandersetzt, die von der Geschichtsschreibung nur allzu häufig übersehen wird. Hier dominieren die Werke, die die große Strategie des Generalstabs (und der Politiker) analysieren bzw. die auf Erinnerungen und Briefe gegründeten Untersuchungen der Schicksale des "einfachen Soldaten". Doch mit den Entscheidungen vor Ort, an der Front und ihrem unmittelbaren Hinterland, hat sich bisher kaum jemand auseinandergesetzt, und doch war hier - wie Stachelbeck überzeugend herausarbeitet - die Nahtstelle für Innovationen, welche letztlich nur in einem Dialog zwischen "oben" und "unten", zwischen Generalstab und Front erkannt und erarbeitet werden konnten.
Doch auch der Abschnitt zu Mobilisierung und Kampfmotivation ist beeindruckend, da auch diese Frage auf Divisionsebene weit besser gefasst werden kann, als dies in der großen Vogelschau des Gesamtheeres oder der Froschperspektive ausgewählter Einzelerlebnisse möglich sein dürfte. Es bleibt zu wünschen, dass dieser Untersuchung durch ähnliche Projekte Vergleichsmöglichkeiten zur Seite gestellt werden.
Auch wenn der Schreibstil des Autors bisweilen kompliziert und schwer zu lesen ist, soll an dieser Stelle ausdrücklich positiv hervorgehoben werden, dass das Buch, obschon die militärhistorische Dissertation eines aktiven Militärs, nicht wie viele vergleichbare Arbeiten für den Zivilisten kaum nachvollziehbar ist. Im Gegenteil - Stachelbeck gelingt es überzeugend, auch schwer nachvollziehbare Sachverhalte anschaulich zu präsentieren.
Der Leser hätte sich an der einen oder anderen Stelle mehr und detaillierte Karten gewünscht, doch dürfte dies - neben der Frage, ob solche überhaupt erstellbar sind - auch eine Frage des Buchformats sein.
Es lässt sich festhalten, dass die Lektüre dieses Buches ausdrücklich empfohlen werden kann - und zwar nicht nur dem mit dem Ersten Weltkrieg befassten Militärhistoriker, sondern jedem, der sich für moderne Militärgeschichte interessiert, da es über den konkreten Untersuchungsgegenstand hinaus interessante Ansätze und Erkenntnisse bietet.
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