Zeiten des Zusammenhalts
Mit ihrem mit dem russischen Booker-Preis ausgezeichneten Roman führt die Schriftstellerin Elena Chizova ihre Leser in die Zeit der Sowjetunion der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Stalin ist 1953 gestorben und ein leichtes Tauwetter hat eingesetzt. Dennoch ist es für Menschen, die anders sind, anders denken und anders fühlen und vor allen Dingen anders handeln, als es in der gleichgeschalteten Diktatur erlaubt und vorgegeben ist, schwer ihre Existenz zu fristen.
Elena Chizova erzählt in ihrem berührenden Roman von drei alten Frauen, denen es über Jahre hinweg gelingt, ihre Selbstständigkeit zu wahren und die Behörden in Schach zu halten. Eine junge Frau, Antonia, findet mit ihrer kleinen Tochter Susanna Unterkunft in einer Gemeinschaftswohnung. Nach den ersten eher holprigen Versuchen gelingt es Antonia zu den Mitbewohnerinnen, den alten Frauen Ariadne, Glikerija und Jewdokia, so etwas wie eine Beziehung aufzunehmen.
Die alten Frauen, deren Erinnerungen und Gespräche sich immer um wichtige Begebenheiten und politische Zusammenhänge in der Vergangenheit drehen, nehmen sich der kleinen Susanna an. Das Mädchen hat einen in der damaligen Sowjetunion großen Makel: es spricht nicht. Als Susanna das Kindergartenalter erreicht, wird die Lage prekär.
Doch die drei alten Frauen, mitten im verordneten Atheismus ihren christlichen Glauben lebend, schaffen es, ihre Angst zu überwinden und treten mit Mut und Kraft, einer faszinierenden Phantasie und großem Mutterwitz der allmächtig scheinenden Bürokratie entgegen, die schon an Antonias Arbeitsplatz anfängt.
Es ist dieser sich auch in der hervorragenden sprachlichen Umsetzung von Elena Chizova zeigende Eigensinn, der die Bedrückung und die mit einer lähmenden Angst infiltrierte gesellschaftliche Atmosphäre dieser Zeit für den Leser und wohl auch für die Protagonisten selbst erträglich macht. Sie sind sich ihrer stillen Macht sehr wohl bewusst, haben nichts mehr zu verlieren und retten so ein kleines Mädchen vor einem ungewissen Schicksal.
Man muss dieses wunderbare Buch sorgfältig lesen und die von der Übersetzerin Dorothea Trottenberg am Ende angebotenen historischen Erklärungen immer wieder durchlesen. Dann kann man dem Ablauf der Ereignisse und der anspruchsvollen Sprache Chizovas sehr gut folgen.
Dorothea Trottenberg hat das Buch in gewohnter Sachkenntnis ihres historischen Gegenstandes übersetzt. Etwa zeitgleich mit dem Erscheinen dieses Buches durfte sie für ihre herausragenden Übersetzungen ins Deutsche den mit 15'000 Euro dotierten Paul-Celan-Preis 2012 für ihr Gesamtwerk entgegennehmen.
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