Pioniergeist der alten Tage
"Den roten Teppich bitte ...und kandierten Hafer für mein Ross", ruft Casey mit einer ihm eigenen Selbstverständlichkeit seiner die Stiegen herunterrennenden Geliebten Chris entgegen. Casey Ruggles, der Protagonist dieses Comics des Lance-Erfinders Warren Tufts, nimmt nämlich nicht nur das Leben, sondern auch die Liebe mit Humor, denn bald steht der Protagonist dieses Western-Comics zwischen zwei Frauen, Chris und Lilli. Casey Ruggles war zuvor noch Sergeant der Kavallerie unter Colonel Fremont im mexikanischen Krieg und soll nun - in der hier vorliegenden Geschichte - einen Weg nach Westen finden, um am Goldrausch in Kalifornien teilzuhaben. Als ehemaliger Sergeant kennt er sich in den dortigen Indianergebieten sehr gut aus und wird deswegen gleich in der Anfangsszene von seinem Gegenspieler Bolt gezwungen, auch ihn nach Westen zu führen.
Zwischen zwei Frauen
Aber auch die geheimnisvolle Lilli Fontaine, die Tochter des berühmten Piraten Jean Lafitte, heftet sich an seine Fersen, weil sie ihre eigenen Pläne mit Ruggles hat. Die schwarzhaarige und blauäugige Lilli wird alsbald zur Gegenspielerin von Chris, der ebenfalls hübschen Adoptivtochter von Hans Hassenfeffer, einem empfindsamen, alten Schweizer Gentleman, der sich dem Treck des Goldes anschließen will, um es auf seine alten Tage noch einmal zu wissen. Casey Ruggles muss sich alsbald zwischen den beiden Frauen entscheiden, der todesmutigen Film Noir Schönheit Lilli oder der blonden, mütterlichen Chris. Auf dem Weg nach Westen bekommt Ruggles als Dank für die Rettung eines Indianerjungen dann auch ein rassiges Pferd, Cheyenne, geschenkt - mitsamt dem Jungen, der ihn als Kit Fox von nun an durch alle seine Abenteuer begleiten wird. Jetzt muss er sich nur noch für die richtige Frau entscheiden: einen Sohn hat er ja schon.
manifest destiny im Western
Die Geschichte ist 1849 angesiedelt, in der Zeit des kalifornischen Goldrausches, und wie Uwe Baumann in seinem Vorwort anmerkt, kommt auch bei Casey Ruggles die intermediale Interdependenz zwischen TV-Serien, Radiosendungen, billigen Romanen und Comics zum Tragen, denn auch Waren Tufts "Casey Ruggles" entstand rund 100 Jahre nach dem eigentlichen Zeitrahmen der Geschichte: die ersten prachtvollen Sonntagsseiten erschienen ab September 1949, ein Jahr darauf teilten sich bereits die Erzählstränge zwischen den S/W dailies und den bunten sundays. "Mit der ersten Erzählsequenz von Casey Ruggles", schreibt Baumann, "führt Tufts sein Publikum exakt 100 Jahre in die Geschichte der Vereinigten Staaten zurück, in die für die Mentalitätsgeschichte der USA und ihre territoriale Expansion gleichermaßen entscheidenden Jahre."
Historische Detailgenauigkeit sowie gründliche Recherche und eine gewinnende Erzählkunst zeichnen Warren Tufts Erzählung von der Eroberung des Westens unter anderen Comics des gleichen Genres aus, wie auch Baumann betont. Der "Charme und die Aura des Authentischen" durchweht auch Warren Tufts Seiten und man atmet bei jedem Umblättern derselben den Pioniergeist der alten Tage, als das manifest destiny sich noch hauptsächlich auf dem amerikanischen Kontinent bezog und noch nicht auf die ganze Welt und das dazugehörige Universum.
„Ein in mehrfacher Hinsicht bemerkenswertes Werk mit bedeutendem Inhalt“
Vor einhundert Jahren erschien Thomas Manns Der Zauberberg. Mit dem Nobelpreis wurde es nicht belohnt, zum Ärger seines Autors.
Der Zauberberg, die ganze GeschichteWas ist Wahrheit?
Eine Streitschrift von Peter Strohschneider, in der die Frage von Wahrheit, Wissenschaft und Politik schneidig und pointiert aufgeworfen wird.
Wahrheiten und MehrheitenEcho eines Verschwindens
Eine berührende, zarte Geschichte über das plötzliche Verschwinden eines liebgewonnenen Menschen.
WendeschleifeComic-Schwergewicht
Avengers. Vol. 2. 1965–1967 erscheint wie der Vorgänger in der Marvel Comics Library bei Taschen im XXL-Format.
Avengers. Vol. 2. 1965–1967Eine bitterböse Abrechnung
Amerika versammelt Cartoons über Robert Crumbs "modernes Amerika", das er zugleich liebt und hasst - von Frankreich aus.
AmerikaUnfassbare Alltäglichkeiten aus dem EU-Apparat
Möglichst vielen (realsatireoffenen) Leserinnen und Lesern zur Lektüre empfohlen.
Herr Sonneborn bleibt in Brüssel