Bilder der Ruhe
"Ich sah Frauen an Türschwellen Korn dreschen und Alte den Zug der Wolken erwarten. Am Wegesrand machten Kinder Feuer, und verstreuten dort Blumen, die sich aufreihten wie Himmelssterne. Aus den Tiefen der Erde kamen Gesänge und gingen, ohne die Stille zu verdrängen, Tage und Nächte vergingen." Diese Worte stellt die Fotografin Caroline Halley des Fontaines einem Bildband voran, der ihre Suche nach den Nomaden der Ruhe und der Ausgeglichenheit dokumentiert. In beeindruckenden Schwarz-Weiß-Bildern hat sie eine Harmonie von Mensch und Umwelt eingefangen, wie sie in der Moderne kaum mehr existiert.
Die 47 Schwarz-Weiß-Fotografien in "Time and Silence" bilden eine Auswahl ihrer meditativsten Bilder, die zuletzt in der Ausstellung "Caroline Halley - Photographien" in der Galerie "Camerawork Berlin" zu sehen waren. "Time and Silence" ist als Ausstellungsband ein wunderbares Erinnerungsstück.
Der Band nimmt uns mit auf eine Reise, weg von den Errungenschaften der modernen Zivilisation in eine längst untergegangen geglaubte Welt. Die mediale Dauerberieselung der westlichen Moderne bleibt zurück und gerät angesichts der meditativen und kontemplativen Ruhe der Bilder zunehmend in Vergessenheit. Landschaften und Menschen bilden ein harmonisches Miteinander, gehen geradezu ineinander auf. Caroline Halley des Fontaines hat mit ihrer Kamera die Harmonie von Mensch und Natur auf eine einzigartige Weise festgehalten. Insofern stellen ihre Bilder zu der nahezu alle Lebensbereiche erfassenden Hektik der Moderne einen angenehmen Gegenpol dar.
Die abgebildeten Menschen stehen in völligem Einklang mit ihrer Umgebung, scheinen ihren inneren Frieden gefunden zu haben. Die Kraft, die sie Ausstrahlen, ist die Kraft der tief verwurzelten und über Generationen gewachsenen Tradition. Die mit der Tradition verbundenen Werte und Normen, die in den westlichen Gesellschaften nahezu vergessen scheinen, hat Caroline Halley des Fontaines, wie sie selbst schreibt, zwischen Wüsten und Meeren, "zwischen Zeit und Stille ("Time and Silence"), in fremden Ländern gesucht", um sie einem Phoenix aus der Asche gleich in ihren Bildern wieder auferstehen zu lassen.
Für ihre Aufnahmen ist Caroline Halley des Fontaines zwischen 1999 und 2006 nach Afghanistan, Ägypten, Äthiopien, Indien, Kambodscha, Kenia, Namibia, Nepal, Thailand und Tibet gereist, um dort unter zum Teil widrigen gesellschaftlichen Umständen und Lebensbedingungen die Kraft der Stille und des Moments festzuhalten. Selbst bei den alltäglichsten Handlungen strahlen die abgebildeten Menschen noch eine unglaubliche Würde, Anmut und Zufriedenheit aus. Und gerade weil die Fotografien auch die Simplizität und Bescheidenheit des Lebens in den genannten Ländern abbilden, strahlen sie eine geradezu gottgegebene Erhabenheit aus. Keine Anklage spricht aus den Bildern - und die wäre doch aufgrund der materiellen Armut und Kargheit des dortigen Lebens alles andere als unverständlich - sondern eine fast greifbare Demut vor der Natur, der Welt, dem Kosmos. Daher sind die Bilder auch keiner Kultur und keinem Ort, sondern allein dem Gedanken des Einklangs von Mensch und Natur verpflichtet, der sich aus der Tradition ergibt.
Zuweilen wirken die Bilder, als hätte die Fotografin sie aus einem heimlichen Versteck aufgenommen, als hätte ein für die menschlichen Objekte unsichtbares Auge die Bilder festgehalten, so unglaublich präsent und nah wirken sie. So findet sich in den Gesichtern der Menschen auf Caroline Halley des Fontaines Schwarz-Weiß-Fotografien eine tiefe Menschlichkeit wieder, die scheinbar von keiner anderen Macht beeinflusst oder beeinträchtigt wird. Diese Menschlichkeit und Harmonie überträgt auf das ganze Bild, legt sich wie ein Grundton über das Bild, ohne es zu trüben. So verliert selbst das Bild afghanischer Frauen, deren Gesichter unter den den ganzen Körper verdeckenden Burkas verborgen bleiben, den Frauen verachtenden und bedrohlichen Aspekt - durch die simple Geste einer tröstenden Hand.
Die Bilder der siebenjährigen Recherchen und Reisen von Caroline Halley des Fontaines erzählen von der Magie des Einklangs von Mensch, Natur und Spiritualität. Die Weite und Tiefe der Bilder sowie das schlichte Schwarz-Weiß der Fotografien geben den Bildern einen Hauch von Ewigkeit. Vielleicht ist es die Hoffnung der Fotografin, dass sich die Menschen, die sie auf ihren Reisen kennen gelernt und mit ihrer Kamera festgehalten hat, ihre kontemplative Ruhe und Harmonie bewahren, die sich aus ihren Traditionen ergeben. Nichts wäre wunderbarer, als das.
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