Burgen im nördlichen Breisgau
Mit dem nunmehr vorgelegten Band "Die Burgen im mittelalterlichen Breisgau. Nördlicher Teil, Halbband L-Z" ist zum einem die Inventarisation des nördlichen Breisgaus abgeschlossen, als auch das zugrunde liegende Projekt sozusagen "bei der Hälfte" angekommen; Zeit also, nicht nur für eine Rezension dieses Teilbandes, sondern auch für eine Zwischenbewertung.
Auch in diesem zweiten Teilband sind die Burgen und Burgstellen des nördlichen Breisgaus nach Gemeinden sortiert bearbeitet. Erfreulicherweise wird vor der Behandlung der einzelnen Burgen in der Regel ein geschichtlicher Überblick zu der betreffenden Ortschaft gegeben, was eine Einordnung der Burg in den geographischen Kontext erleichtert und es ermöglicht, eine Verbindung zwischen Burg und Umland herzustellen. Nach Angaben zur Lage wird jeweils eine Baubeschreibung der Burgen geboten, an die sich eine historische Darstellung anschließt. Und genau hier muss auch ein Kritikpunkt an dem vorliegenden Werk ansetzen: Den ausführlichen geschichtlichen Abschnitten stehen teilweise, im Vergleich gesehen, doch eher bescheidene Baubeschreibungen gegenüber, so dass der interdisziplinäre Ansatz des Projektes deutlich leidet.
Ein weiterer, nicht nur formaler Kritikpunkt ist die Qualität der Abbildungen: Dass diese lediglich in s/w abgedruckt werden, mag man akzeptieren, was jedoch schlicht unverständlich ist, sind Ärgernisse, die mit geringem Aufwand hätten ausgebessert werden können: So finden sich zahlreiche Abbildungen, bei denen die Rückseite der gescannten Abbildungen erkennbar durchschimmert (z.B. der Gemarkungsplan auf S. 358 oder der Grundriss der Burg Schwarzenberg auf S. 474) oder der Schatten des Seitenknicks sichtbar bleibt (S. 341). Abbildungen sind teilweise unscharf (z.B. S. 440), und viele Fotos schlicht nicht aussagekräftig, sei es aufgrund von extremen Schlagschatten (so beispielsweise bei einer aktuellen Aufnahme des nordwestlichen Schalenturms der Burg Schwarzenberg auf S. 478), oder sei es, da gerade die Luftaufnahmen den Leser auf der verzweifelten Suche nach der Burg im Wald alleine lassen (so die Fotos auf S. 281, 325, 401 oder 532).
Der interessierte Leser sollte auch darauf hingewiesen werden, dass beispielsweise die den nördlichen Teil des Breisgaus erschließende Karte nur in Halbband "L-Z" beigefügt ist (und bei "A-K" fehlt), und dass die vom Verlag in der Werbung gemachte Seitenangabe von "590 Seiten" schlicht falsch und irreführend ist, da die Seitenzählung von Band "A-K" fortgesetzt wird, mithin Band "L-Z" mit Seite 257 beginnt - der erstaunte Kunde bekommt somit für den stolzen Preis von 69,- Euro nur "die Hälfte" des angepriesenen Buches.
Man kann den vorliegenden Band kaum rezensieren, ohne einen kurzen Blick auf das zweite ehrgeizige regionale Burgeninventarisationsprojekt zu wagen, nämlich das "Pfälzische Burgenlexikon". Betrachtet man die beiden Projekten entspringenden Publikationen im Vergleich, so wird man nicht nur aufgrund des Preises dem Breisgau-Projekt die zweite Stelle zuweisen müssen: Sowohl was die Baubeschreibungen anbelangt, als auch bei der Erkennbarkeit und Aussagekraft von Fotos und Karten ist ein deutlicher Unterschied auszumachen, und Rubriken wie beispielsweise eine Auflistung der frühen Namenbelege einer Burg sucht der Leser bei dem vorliegenden Band vergebens.
Trotz aller Kritik: Das Projekt der Inventarisierung der Burgen im Breisgau kann nur begrüßt werden, und mit der vorliegenden Publikation ist der Breisgau den meisten Landschaften Deutschlands weit voraus, doch wird dieses Buch Einzeluntersuchungen in Zukunft nicht ersetzen können, und einer zweiten Auflage sowie den angekündigten zwei weiteren Bänden für den südlichen Breisgau sei das Abstellen der aufgeführten Kritikpunkte gewünscht.
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