Trügerische Provinz
Hatte sich der Leser von "Noch eine Nacht" aufgrund der grauenvollen Ereignisse in Bosque vielleicht vorgenommen, sich von dem kleinen beschaulichen Ort in der Nähe von Buenos Aires fernzuhalten, so führt der neue Roman "Blut und Spiele" des argentinischen Autors Antonio Dal Masetto den Leser wieder in das trügerische Provinzdorf.
Muto, ein Mann um die 50, stößt zufällig in einer Zeitschrift im Wartezimmer eines Zahnarztes auf einen Artikel über einen Bankraub in Bosque, der mit einer äußerst brutalen Verfolgungsjagd durch die Bürger mit zahlreichen Toten endete. Unter den Toten ist auch Dante Arditi, der Mann, der Muto vor 20 Jahren die Frau ausspann. Lange Zeit hat Muto ihn dafür gehasst. Spontan reist er nach Bosque, um mehr über Dantes Tod und seine eigenen Gefühle der Genugtuung herauszufinden.
Das Spiel beginnt, indem er sich den Bewohnern gegenüber als Drehbuchautor ausgibt. Die Aussicht an einem Film über den Bankraub mitzuwirken, bricht den Redewiderstand der Bürger. Selbstgefällig und ohne Reue schildern sie ihre Beteiligung an der von Rechtsanwalt Varini angeführten Hetzjagd auf die Diebe.
Varini ist heimtückisch und machtversesessen. Als der Priester des Ortes ihm ein lukratives Geschäft vermasselt, hetzt er ihm "seine Jungs" auf den Hals. Der Priester und seine Frau versuchen, das Dorf zu verlassen. Wie ein Lauffeuer verbreitet sich die Nachricht. Aufgebracht stürmen die Dorfbewohner los, um die Flucht zu verhindern. Abend für Abend gibt sich Varini mit seinem Geschäftspartner dem Glückspiel hin. Abend für Abend verliert er das Spiel. In seiner Ehre gekränkt, ist er fest entschlossen, sich an seinem Partner zu rächen. Er lässt dessen Frau Claudia, mit der er ein Verhältnis hat, auf mysteriöse Weise verschwinden. Am nächsten Tag werden auf einem Landgut drei Tote entdeckt. Claudia, der an den Rollstuhl gefesselte Zamudio und sein Assistent Juan.
Muto, der Varini heimlich folgt, spürt dass die Situation auch für ihn immer gefährlicher wird. Er fasst den Entschluss, Dantes qualvollen Tod zu sühnen. Mit einer Spielzeugpistole bewaffnet, raubt er die Bank aus. Sein einziger Fluchtweg ist die Hauptstraße, die jedoch von Autokolonnen und neugierigen Menschen verstopft ist. In der Toilette des hiesigen Clubhauses hat man nämlich einen Toten mit zerschmettertem Schädel gefunden. Es gelingt Muto sich aus dem Stau zu befreien. Sein Ziel ist der Ortsausgang mit dem Zementbogen und der Inschrift "gute Reise und kommen sie bald wieder".
Antonio Dal Masetto zeigt in "Blut und Spiele" auf, wie trügerisch die Wirklichkeit ist. Bosque ist nicht ein typisches Dorf wie jedes andere. Muto hätte es eigentlich besser wissen müssen, denn schon kurz vor der Ortseinfahrt sieht er, wie zwei Männer einen Viehwaggon überfallen und dem Vieh bei lebendigem Leib das Fleisch herausschneiden. Unter der Oberfläche des kleinen und beschaulichen Provinzdorfes lauert eine selbstgefällige und brutale Dorfgemeinschaft, die letztlich sogar über Leichen geht. Die unter dem Einfluss des rücksichtslosen und machtversessenen Rechtsanwalt Varini stehenden Bürger entfalten bei jeder Gelegenheit ihre Lust an der Grausamkeit. Da ist es geradezu grotesk, wenn eine Radiomeldung des Lokalsenders das Quälen eines Hundes anprangert.
Masettos Sprache ist klar und gut zu lesen. Viele Gefühlsverben und Dialoge fangen die knisternde Stimmung ein. Die Geschichte ist aufregend und fesselnd. Aber richtig spannend wird sie erst, wenn der Leser schon "Noch eine Nacht" gelesen hat. Der Leser ist Muto dann überlegen, da er ihm immer ein Stück voraus ist, ohne dass er ihn steuern kann. Die Orte, die Muto aufsucht und die Befragung der Bürger vermitteln mit dem Hintergrundwissen eine viel bedrohlichere Atmosphäre, da die kaltblütige und erbarmungslose Stimmung von dem Bosque von damals nachwirkt. Psychologisch besonders kunstvoll ist dies Masetto bei der Flucht Mutos gelungen.

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