Aktuelles zur Unternehmensbewertung
Mit der vorliegenden Festschrift zu Ehren des 60. Geburtstags von Prof. Wolfgang Nadvornik, Vorstand des Instituts für Finanzmanagement sowie Leiter der Abteilung "Finance & Accounting" an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, sollen Persönlichkeit und berufliches Wirken des Jubilars gewürdigt werden. Nachdem die Unternehmensbewertung seit jeher das präferierte Forschungsgebiet von Wolfgang Nadvornik darstellt, beschäftigt sich die Festschrift mit diesem umfassenden Themenkomplex. Die mitwirkenden Herausgeber und Autoren, mit dem Jubilar oftmals langjährig beruflich verbundene Professoren österreichischer und deutscher Universitäten sowie Praktiker des Finanz-, Steuer- und Treuhandwesens, haben sich in Abhängigkeit ihrer persönlichen Forschungsausrichtung bzw. beruflichen Tätigkeit aus verschiedenen Perspektiven aktuellen Themenstellungen der Unternehmensbewertung gewidmet. Das vorliegende Werk ist in drei Teilbereiche gegliedert: Finanzierung, Rechnungslegung und Steuern.
Teil I Finanzierung
Der Beitrag von Alexander Brauneis "Zur stochastischen Modellierung von Cashflows in der Unternehmensbewertung" setzt sich kritisch mit der vielfach in der einschlägigen Literatur zur Unternehmensbewertung vorzufindenden Annahme der Sicherheit zukünftiger Cashflows eines Unternehmens auseinander. Die herrschende Lehre berücksichtigt das finanzwirtschaftliche Risiko i. d. R. durch einen "angemessenen" Zinssatz, etwa mit Hilfe des CAPM. Der Verfasser stellt, in Anlehnung an Ansätze zur Modellierung von Wertpapierpreisen, eine alternative Methode vor, in welcher die Überschüsse selbst einer konkreten Stochastik unterworfen werden, aus der sich für den Unternehmenswert letztlich eine statistische Verteilung mit bekanntem Erwartungswert und ein Maß für die Genauigkeit von Cashflow Prognosen ableiten lassen. Gerrit Brösel und Christian Toll kommen in ihrem Aufsatz über "Unternehmensbewertungsmythen" u. a. zu dem Schluss, dass diese zu fehlerhaften Bewertungen führen und Unternehmenskrisen nach sich ziehen (können). Entsprechende Fehlentwicklungen in der Unternehmensbewertung waren mit ursächlich, zumindest aber hatten sie die Funktion eines Beschleunigers, der jüngsten Finanzkrise. Der Beitrag von Sibylle Grechenig stellt den Bereich Crowdfunding näher vor und beleuchtet ihn kritisch vor dem Hintergrund der benötigten Unternehmensbewertung des kapitalsuchenden Unternehmens sowie der rechtlichen Rahmenbedingungen. Weitere Autoren widmen sich u. a. der Beurteilung von Start-ups, der Problematik der Standards berufsständischer Gruppierungen bei der Abfindungsbemessung aus Anlass des Ausschlusses von Minderheitsaktionären, der Bedeutung der Volatilitätsschätzung bei der Bewertung von Kreditrisiken, der Unternehmensbewertung von Familienunternehmen, der finanzwirtschaftlichen Bedeutung von Vertrauen in der Unternehmensbewertung und der Bewertung von KMU auf Basis der Rechnungslegung nach IFRS for SMEs.
Teil II Rechnungslegung
Johann Aigner und Harald Stiegler widmen sich in ihrem Beitrag "Bewertung von Markenrechten im Zuge der Unternehmensbewertung" insbesondere den möglichen Verfahren der Markenbewertung. Diese lassen sich in quantitativ-finanzorientierte, in qualitativ-verhaltens- bzw. konsumentenorientierte Verfahren sowie in Modelle als Kombination beider Ansätze unterscheiden. Dabei zeigt sich, dass die zentralen Elemente der Markenbewertung - neben den üblichen mit Bewertungsverfahren und -methoden verbundenen Thematiken - die Identifikation und Quantifizierung der Markenwertindikatoren, die Isolierung der markenspezifischen Zahlungsflüsse, die Lebensdauer von Marken sowie die Quantifizierung von Risiken für die Diskontierung umfassen. Mit einem Anteil von rund 99% aller österreichischen und deutschen Unternehmen stellen mittelständische Unternehmen einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar. Folglich untersuchen Birgit Feldbauer-Durstmüller und Karin Niederwimmer das Controlling in KMU und gehen hierbei insbesondere auf die alternativen Gestaltungsformen der Budgetierung ein. "Sachzwänge und Interessenlagen bei Unternehmenssanierungen und Hinweise auf deren Wertauswirkungen" bilden das Untersuchungsobjekt von Erhard Juritsch, während sich Dieter Rückle mit der Thematik "Gestaltungen der Firmenwertbilanzierung und ihre Anreizwirkungen bei Mergers and Acquisitions" auseinandersetzt. Weitere Beiträge befassen sich mit speziellen Fragestellungen, welche in der Schnittmenge der Fachgebiete "Finance" und "Accounting", der beiden Schwerpunktbereiche des Jubilars, liegen. Dabei handelt es sich u. a. um die Themen "Latente Steuern im Zusammenhang mit Anteilen an Personengesellschaften" sowie "Zur Ermittlung des Diskontierungszinssatzes zur Nutzungswertbestimmung im Rahmen des Impairment-Tests nach IAS 36".
Teil III Steuern
Mit der Steuerreform 2015/2016 kam es zu einer grundlegenden Änderung hinsichtlich der steuerrechtlichen Behandlung sog. ausgeschütteter Beträge. Damit werden alte Problemstellungen zur Rechtsnatur von Kapitalrückzahlungen und deren Auswirkungen auf den Wertansatz der Anteilsrechte in der Unternehmensbilanz des Gesellschafters wieder aktuell. Diesen Fragen geht Johannes Heinrich in seinem Beitrag über "Der bilanzielle Wert von Kapitalgesellschaftsanteilen nach Kapital-/Einlagenrückzahlungen" nach. Die Ausführungen von Sabine Barbara Kanduth-Kristen über die "Einlagenbewertung bei Personengesellschaften nach dem 1. StabG 2012 und dem AbÄG 2012" beziehen sich auf die Einlage von Wirtschaftsgütern aus dem Privatvermögen eines Gesellschafters in das Betriebsvermögen einer betrieblich tätigen Personengesellschaft (Mitunternehmerschaft). Dabei liegt der Fokus auf Einlagen anlässlich der Gründung einer Personengesellschaft außerhalb eines Umgründungsvorgangs nach dem UmgrStG. Die Autorin kommt in diesem Zusammenhang zu dem Schluss, dass sich weder ein Tausch zwischen (einlegendem) Gesellschafter und Gesellschaft noch zwischen den Gesellschaftern einer betrieblich tätigen Personengesellschaft dogmatisch begründen lässt, so dass den diesbezüglichen Aussagen im Salzburger Steuerdialog und in den Einkommensteuerrichtlinien idF des Wartungserlasses 2015 nicht zu folgen ist. Der Beitrag von Georg und Herbert Kofler gilt der Thematik "Verschmelzungsbedingtes Entstehen, Erweitern, Ändern oder Untergehen einer internationalen Schachtelbeteiligung" und Wolfram Scheffler untersucht die aktuelle Problematik "Einfluss des niedrigen Zinsniveaus auf die Unternehmensbesteuerung".
Die Beiträge der vorliegenden Festschrift zeichnen sich durch eine gelungene Mischung von Praxisorientierung und wissenschaftlichem Tiefgang aus und verbinden aktuelle Fragestellungen mit interessanten möglichen Lösungsansätzen. Herausgeber und Autoren haben mit dieser Publikation nicht nur das erfolgreiche berufliche Wirken des Jubilars geehrt, sondern der mit der Bewertung von Unternehmen befassten Fachwelt eine Fülle interessanter Anregungen vorgestellt.
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