Das Eigentliche
Ein Buch mit offenem Anfang und offenem Ende - so offen, dass "der Wind hindurchpfeift und der Regen alle geduldig auf ein angemessenes Schlusswort Wartenden durchweicht" (S. 110) - hat Anne Weber mit ihrem dritten Werk vorgelegt. Immer suchend, unterwirft es sich nicht den Zwängen einer Gattung: kein Roman, kein Essay, sondern ein intelligentes Spiel mit Sprache und Gedanken, bei dem viel Wahres hervortritt. Worte schieben sich vor die Wirklichkeit "und verhindern, dass das Eigentliche zur Sprache kommt; also muss die Sprache zum Eigentlichen kommen und es aus seinem Versteck locken" (S. 47). Doch was ist dieses diffuse Eigentliche? Ein "nicht zu fassendes, bestenfalls zu umkreisendes Gebilde, es ist der Brennpunkt, an dem sich Worte, Wirklichkeit und Imagination treffen, und mit dessen Hilfe man, gelänge es, sich ihm zu nähern, ein beachtliches Loch in jegliche Gewissheit brechen könnte." Und dieses Buch ist der fortgesetzte Versuch einer solchen Annäherung an das Eigentliche.
Scheinbar droht keine Gefahr vom Loch in jeglicher Gewissheit, denn: "Gedanken führen zu nichts, das ist das Schöne an ihnen. Man gibt sich ihnen hin, sie geben sich einem hin, man spielt mit ihnen, sie lassen einen nicht mehr los und bilden einen Fluss, an dessen Ufern man gerne spazieren geht, man sammelt sie, man wird sie nicht los, man trägt sich mit ihnen (wer sie trägt, trägt zugleich sich selbst), man kommt auf sie , manche von ihnen sind schwarz, denen hängt man nach. Weiße oder rote oder blaue Gedanken gibt es nicht" ... (S. 29) Schade, rot-blaue Gedanken von Anne Weber wären sicher noch unterhaltsamer als diese schwarzen, um das Thema "Tod" kreisenden.
Die Harmlosigkeit der Gedanken ist am Ende nur eine scheinbare. Denn inhaltlich handelt das Buch neben dem Tod auch von der Beziehung der Autorin zu ihrem Vater und wird im letzten Teil, als diese klarer hervortritt, besonders authentisch. Die Klärung der Beziehung zum Vater und der eigenen Kindheit benötigt eben den Fluss der gesammelten Gedanken, um schließlich einigermaßen schmerzlos zu gelingen. Und so erleichtert sich Anne Weber vom Ballast ihrer Kindheit und das Spiel mit den Worten wird zur Möglichkeit der Selbsterfahrung. Für den Leser kommt der Einbruch an Realität fast überraschend, doch befreiend weist das offene Ende den Weg zu neuen Flussufern.
Zum Neid der Autorin auf den Romancier (S. 109) besteht kein Anlass, denn so anregend und lebendig wie dieses Buch könnte ein Roman nicht sein.

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