Damit der Türkeiaufenthalt nicht zum Spießrutenlauf wird
Wenngleich Millionen Europäer jedes Jahr ins nichteuropäische Ausland in Urlaub fahren und umgekehrt Millionen Nichteuropäer in Europa leben, ist das Wissen um die Existenz interkultureller Konflikte oder Missverständnissen aufgrund unterschiedlicher kultureller Prägungen nicht verbreitet. Dieses Buch behandelt kompetent und sachlich fundiert interkulturelle Konfliktfelder, die sich für Deutsche ergeben können, die beruflich mit Türken zu tun haben oder in der Türkei leben und arbeiten.
"Frau Gruber ist Abteilungsleiterin [...] Eines Tages bedankt sie sich nach einer besonders stressigen Woche bei ihren Angestellten für die gute Arbeit. Die Mitarbeiter sehen sie fragend an. Viele gehen irritiert davon." (S. 117) Dass auch eine positive Verhaltensweise, sich bedanken und jemanden loben, Missverständnisse hervorrufen kann, ist sicherlich unerwartet. Öffentliches Lob löst aber bei Türken eher Scham als Freude aus, denn würde er positiv darauf reagieren, könnte das als Eigenlob ausgelegt und er als arrogant empfunden werden.
Bei diesem Buch handelt es sich um ein interkulturelles Training, das zwanzig solcher tatsächlich vorgefallener Situationen beschreibt und für die aufgetretenen Missverständnisse verschiedene Erklärungsalternativen anbietet, über deren Erklärungswert sich der Leser Gedanken machen soll. Anschließend wird jede Alternative ausführlich diskutiert, Lösungsmöglichkeiten für den Konflikt aufgezeigt und ausführlich der kulturelle und historische Hintergrund der Verhaltensweisen der türkischen Seite erläutert. Die ausgewählten Situationen sind solche, in die jemand, der in der Türkei lebt und arbeitet, mit hoher Wahrscheinlichkeit tatsächlich kommen wird: Er wird privat eingeladen werden, muss einkaufen gehen, von Kollegen, Mitarbeitern oder Partnerfirmen werden Termine nicht eingehalten, Versprechen werden gegeben, die nicht erfüllt werden können und vieles mehr. Wichtig zu wissen, was man in einer solchen Situation zu erwarten und wie man sich zu verhalten hat.
Das Buch ist aber auch Menschen zu empfehlen, die sich im Urlaub für mehr als nur das blaue Meer und die Sandstrände der Türkischen Riviera interessieren, oder in Deutschland viel mit Türken zu tun haben. Denn einige der beschriebenen Situationen können einem auch als Tourist widerfahren bzw. sie weisen Gemeinsamkeiten zu solchen Situationen auf, in die man als Tourist geraten kann.
Das besondere Verdienst dieser ganzen Reihe an Büchern aus dem Verlag Vandenhoeck & Ruprecht ist aber, die Problematik überhaupt so deutlich und sachkundig thematisiert zu haben. Denn wenn das Wissen um die Existenz interkultureller Konflikte verbreiteter wäre, gäbe es sicherlich auch weniger Probleme im Umgang mit Menschen, die aus fernen Ländern nach Deutschland kommen.

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